Die ambitionierten Klimaziele der EU könnten die Autokäufer teuer zu stehen kommen. Laut einer aktuellen Studie von Ingenieuren des Instituts für Kraftfahrzeuge (IKA) an der TH Aachen, die das Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hat, verursacht die geplante Reduktion der durchschnittlichen CO2-Emission auf 95 Gramm pro Kilometer ab dem Jahr 2020 zusätzliche Kosten von 2.800 bis 3.600 Euro pro Auto. Das berichtet die Zeitung "Welt" am Donnerstag. Die Experten schätzen es daher als "sehr schwierig" ein, das CO2-Ziel zu erreichen.
Die vom IKA errechneten Mehrkosten liegen allerdings deutlich über den Annahmen der EU-Kommission. Laut Kommissarin Connie Hedegaard, die die Umweltpolitik verantwortet, könnten allein durch seltenere Stopps an der Zapfsäule die höheren Anschaffungskosten vollständig ausgeglichen werden.
Das sehen die Aachener Forscher anders. In einem realistischen Szenario könnten über die gesamte Laufzeit eines Autos von etwa sechs Jahren nicht mehr als 1.900 Euro durch geringeren Kraftstoffverbrauch wieder eingespielt werden, heißt es laut Zeitung in der Studie. Die Differenz entspreche der Mehrbelastung für die Endkunden. Bis zu 1.700 Euro müssten demnach entweder die Hersteller oder die Autokäufer tragen. Ersteres könne sich nachteilig auf die Innovations- und Investitionsbereitschaft auswirken, fürchtet das Wirtschaftsministerium. Mehrkosten für den Kunden könnten hingegen die Nachfrage dämpfen.
Höhere Anrechnung von Elektroautos
Laut der Aachener Studie kann der Grenzwert nur erreicht werden, wenn der Anteil von Autos mit alternativen Antrieben, etwa Elektroautos schnell steigt. Das könnte auch rechnerisch gehen, wie es die deutsche Automobilindustrie fordert. Besonders abgasarme Fahrzeuge sollen nach dem Wunsch des Branchenverbands VDA bei der Berechnung des CO2-Flottendurchschnitts mit einem höheren Faktor angerechnet werden. Die EU-Kommission plant einen Faktor 1,3, der VDA hält dagegen einen Faktor zwischen 2 und 3 für realistisch.
Deshalb sei es noch viel zu früh, sich auf konkrete Grenzwerte festzulegen, sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann Mitte Februar. Es sei völlig offen, wie sich der Markt für alternative Antriebe in den kommenden Jahren entwickle. Weil es frühestens 2017 bis 2018 Klarheit darüber geben werde, solle erst dann ein Grenzwert für die Jahre nach 2020 vereinbart werden, so Wissmann.
Bereits Anfang Januar hatte eine Studie der Regierungsberatungsorganisation ICCT deutliche Mehrkosten durch die CO2-Vorgaben der EU errechnet. Demnach müssen die Hersteller pro Fahrzeug rund 1.000 Euro in die Entwicklung neuer Bauteile und Technologien investieren, um die Standards zu erfüllen. Diese Zusatzkosten würden den Endpreis kräftig in die Höhe treiben, hieß es. (se)