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Fahrbericht Skoda Superb: Schnittiger Raumriese

11.05.2015 07:36 Uhr
Der Skoda Superb galt bislang als preisgünstige, wenn auch etwas biedere Alternative zum VW Passat. Das Biedere weicht nun attraktiven Formen, moderne Technologien halten zudem Einzug
© Foto: Skoda

Der Superb galt bislang als preisgünstige, wenn auch etwas biedere Alternative zum VW Passat. Das Biedere weicht nun attraktiven Formen, moderne Technologien halten zudem Einzug.

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Von Elfriede Munsch/SP-X

Skoda darf sich von der VW-Konzernmutter emanzipieren und mehr Selbstbewusstsein an den Tag legen. Dazu steht das mehr oder wenige komplette Angebot des konzerneigenen modularen Querbaukasten mit modernen Motoren, aktuellem Infotainment und jeder Menge Assistenzsystemen zur Verfügung, das die Skoda-Macher nun für den neuen Superb nutzten. Die ab Mitte Juni erhältliche dritte Generation der Mittelklasselimousine bittet mit großzügigen Platzverhältnissen und vor allem ansprechendem Design nicht nur die Wettbewerber wie Opel Insignia oder Ford Mondeo zum Tanz, sondern könnte auch in der Passat-Familie wildern. Das Skoda-Flaggschiff kostet in Verbindung mit dem 92 kW / 125 PS starken 1,4-Liter-Benzinmotor ab 24.590 Euro / 20.664 Euro netto.

Der Limousine mangelt es im Gegensatz zu den zwei vorherigen Generationen nicht an gestalterischem Selbstbewusstsein. Mit ihrer breiten Front samt großem Kühlergrill, den auffälligen Scheinwerfern sowie den markanten Falzen auf der Motorhaube legt sie einen stilsicheren Auftritt hin. Letzterer zeigt sich zum Beispiel am Heck. Hier ist die große Klappe nun einteilig gefertigt, das wirkt eleganter als zuvor. Insgesamt gibt sich das Fahrzeug deutlich erwachsener und bleibt  - nicht unwichtig für die doch eher konservative Klientel - der klassischen Limousinenlinie treu. Keine modische, stark abfallende Dachlinie schränkt die Kopffreiheit im Fond ein.

Im Innenraum gingen die Kreativen dagegen viel weniger mutig zu Werke. Die Anordnung der Instrumente sowie des Displays erfolgt nach bekannten und vertrauten Vorgaben. Digitaler Tacho oder anderer Spielereien gibt es nicht. Aber dafür zählt eine ganz andere Tugend, die bislang schon zu den Kerneigenschaften des Tschechen zählte und auch bei der Neuauflage wieder Berücksichtigung fand: Platz, Platz und noch mehr Platz.

Passat-Plattform modifiziert

Zwar nutzen Passat und Superb die gleiche Plattform, allerdings wurde sie für ihren Einsatz beim tschechischen Flaggschiff modifiziert. Der Radstand beträgt hier 2,84 Meter: Das sind acht Zentimeter mehr als noch beim Vorgängermodell und immerhin fünf Zentimeter mehr als beim Passat. Dazu kommen Zugewinne in der Breite (plus vier Zentimeter) sowie in der Länge (plus 3 Zentimeter), so dass die 4,86 Meter lange Limousine reichlich Bewegungsspielraum für die Insassen bietet. Das Kofferraumvolumen (625 bis 1.760 Liter) macht den Betrachter fast sprachlos. Das Gepäckabteil erfordert zudem lange Arme, will man seine Koffer aus den Untiefen des Schlunds herausangeln. Schade nur, dass beim Umklappen der Rücksitzlehnen eine Stufe entsteht. Gute Idee hingegen: Hat man den umklappbaren Beifahrersitz geordert (Option), lassen sich sogar Gegenstände bis 3,10 Meter Länge verstauen. Nicht schlecht für eine Limousine.

Die Möglichkeiten des modularen Querbaukastens zeigen sich auch an anderen Stellen. So hat sich im neuen Superb im Vergleich zum Vorgänger der Elektronikanteil fast verdoppelt. Assistenzsysteme sind wie moderne Navigations- und Soundsysteme allerdings fast nur gegen Aufpreis erhältlich. Eine Skoda eigene Entwicklung ist das sogenannte Smartgate. Hier lassen sich Fahrzeugdaten (Verbrauch, Beschleunigungswerte oder Effizienzfortschritte) via Apps aufs Smartphone bringen.

Aktuelles Motorenportfolio

Das Motorenangebot besteht nun ausschließlich aus direkteinspritzenden Vierzylinder-Turbomotoren und stammt ebenfalls aus dem aktuellen Konzernportfolio. Es umfasst fünf Benziner (von 92 kW / 125 PS bis 206 kW / 280 PS) und drei Diesel (88 kW / 122 PS bis 140 kW / 190 PS). Die Kraftübertragung erfolgt mittels Sechsgang-Schaltgetriebe oder DSG (Sechs- oder Siebengang, Aufpreis: 2.000 Euro / 1.681 Euro netto). Allrad (Aufpreis ca. 1.800 Euro / 1.513 Ero netto) ist optional verfügbar.

Dabei muss es nicht immer Diesel sein. Der erstmals bei Skoda angebotene, 110 kW / 150 PS starke 1,4-Liter-TSi mit Zylinderabschaltung (ATS) gibt den angenehmen Begleiter für entspannte Fahrer. Mit 250 Nm ist er zwar kein Durchzugwunder, aber mit ein wenig Schaltfreude lässt sich das in den Griff kriegen. Zum Kurvenräuber wird man mit diesem Triebwerk eher nicht, voranfahrende Lkw am Berg muss man bei wenig Sicht nach vorne geduldig ertragen. Aber gleichmäßiges Dahingleiten im Drehzahlbereich zwischen 1.400 und 4.000 Umdrehungen goutiert das Triebwerk, in dem es zwei Zylinder stilllegt. Bis zu 0,5 Liter Sprit weniger auf 100 Kilometer soll so durch die Benzinleitungen fließen. Bei ersten Ausfahrten zeigte der Bordcomputer einen Verbrauch von 6,3 Litern an, 1,5 Liter über dem Normwert. Ganz okay. Zur Entspannung trägt auch das sehr komfortabel abgestimmte Fahrwerk bei. Unebenheiten werden überwiegend souverän weggebügelt.

Die Verarbeitung der Materialien wirkt überdurchschnittlich und je nach Ausstattungsvariante – vier stehen zur Wahl – steht einem luxuriösen Reisen höchstens ein Blick in die Preisliste entgegen. Zwar ist die "Active" genannte Basisausstattung recht ordentlich, doch richtig komfortabel wird es erst mit den höheren Niveaus. Aufpreispflichtige Optionen wie für die Assistenten, aber auch für Navigation, elektrisch zu öffnende Heckklappe oder Panoramadach sorgen für glänzende Augen des Händlers und lassen den Superb auch in dieser Hinsicht durchaus mit dem Passat konkurrieren. Auch wenn der Tscheche immer noch günstiger angeboten wird.

Was fehlt noch? Ach ja: Die Skoda typischen "Simply-Clever"-Zutaten wie Eiskratzer im Tankdeckel, eine Taschenlampe im Kofferraum oder neuerdings zwei in den vorderen Türen untergebrachte Regenschirme sind immer an Bord. Und das wichtigste Modell kommt noch: der Kombi, im Herbst.


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