Von Peter Maahn/SP-X
Bislang galt der Skoda Superb als die preisgünstige Alternative zur Konzernschwester VW Passat. Auf der Habenseite standen bei den seit 2001 erhältlichen zwei Modellgenerationen des Mittelklassefahrzeugs das üppige Platzangebot, die gute Verarbeitung sowie die solide Technik. Dass die Motoren sowie die Infotainmentsysteme nicht immer die allerneusten aus den VW-Regalen waren und dass das Design mehr der Nützlichkeit als einer eleganten Formensprache verpflichtet war, nahmen die meisten Kunden angesichts des guten Preis-Leistungsverhältnisses in Kauf.
Die dritte Generation, die in Deutschland ab Mitte Juni antritt, will nun mehr Eigenständigkeit sowie Selbstbewusstsein ausstrahlen und soll so auf Eroberungskurs gehen. 30 Prozent mehr Käufer wollen die Tschechen von ihrem Flaggschiff überzeugen, von dem sie bis heute über 700.000 Fahrzeuge verkauft haben.
Fürs optische Selbstbewusstsein haben sich die Designer ins Zeug gelegt. Wie bereits die 2014-Genfstudie Vision C es angedeutet hat, ist nun Schluss mit verschobenen Proportionen, die eher an einen aufgepumpten Octavia erinnerten als an eine schicke Hülle denken ließen. Die breite Front samt großem Kühlergrill, auffällige Scheinwerfer sowie markante Falzen auf der Motorhaube vermitteln nun durchaus einen selbstbewussten Auftritt. Der Superb wirkt erwachsen, besonders die Seitenlinienführung mit ihrer nach hinten leicht abfallenden Dachhöhe setzt auf klassisches Limousinendesign. Die typische C-Form der Heckleuchten wurde beibehalten. Die serienmäßigen LED-Leuchten sind nun aber breiter und schmaler ausgeführt. Klassisch ist nun auch die einteilige große Heckklappe. Insgesamt sind Design-Ähnlichkeiten mit anderen Vertretern dieser Fahrzeuggattung – allen voran dem aus Wolfsburg –nicht zu übersehen.
Apropos Heckklappe: Diese schwingt weit auf – auf Wunsch auch elektrisch - und gibt den Blick in einen großen Schlund frei. Das Kofferraumvolumen beträgt 625 Liter. Legt man die Rücksitzlehnen um, steigt der Wert auf 1.760 Liter. Nicht schlecht für eine Limousine. Hat man den umklappbaren Beifahrersitz an Bord (Option) lassen sich sogar Gegenstände bis 3,10 Meter Länge verstauen. Da bleibt die Frage, ob man noch den Kombi braucht, der im Herbst debütiert. Tatsächlich rechnen die deutschen Skoda-Verantwortlichen damit, dass der Anteil der Kombi-Variante sinken wird. Bislang entschieden sich hier zu Lande mehr als 90 Prozent der Käufer für die Lastenversion.
Wie gehabt gibt es auch bei der neuen Superb-Generation enge verwandtschaftliche Technikbeziehungen zum VW Passat. Neu ist allerdings, dass der Superb nicht als Resteverwerter genutzt wird, sondern die aktuelle Technik wie zum Beispiel die Motoren aus dem modularen Querbaukasten des Konzerns nutzen kann.
Direkteinspritzende Turbomotoren
Das Motorenangebot besteht ausschließlich aus direkteinspritzenden Turbomotoren. Es umfasst fünf Benziner (von 92 kW / 125 PS bis 206 kW / 280 PS) und drei Diesel (88 kW / 122 PS bis 140 kW / 190 PS). Bis auf den Basisbenziner steht für jedes Aggregat ein DSG zur Wahl. Sowohl bei den Benzinern als auch bei den Selbstzündern können die 110 kW / 150 PS starken Aggregate sowie die jeweils stärkste Motorisierung mit Allradtechnik kombiniert werden. Sparmeister ist der ab Ende 2015 erhältliche Superb GreenLine. In Verbindung mit dem 88 kW /120 PS-Diesel benötigt diese verbrauchsoptimierte Variante nur 3,7 Liter (CO2-Ausstoß: 95 g/km).
Bei der Plattform greifen die Skoda-Ingenieure ebenfalls auf das Angebot des modularen Querbaukastens zurück. So nutzen Passat und Superb die gleiche Basis, allerdings wurde sie für ihren Einsatz beim tschechischen Flaggschiff modifiziert. Der Radstand beträgt hier stolze 2,84 Meter: Das sind 8 Zentimeter mehr als noch beim Vorgängermodell und immerhin 5 Zentimeter mehr als beim Passat.
Der längere Radstand lässt es erahnen: An Raumgefühl sowie Beinfreiheit wurde nicht gespart. Trotz der leicht abfallenden Dachlinie sitzen auch im Fond langgewachsene Passagieren ohne Probleme. Dank einem Plus von 4 Zentimeter in der Breite ist auch für die langen Lümmel von der Bank reichlich Bewegungsspielraum für die Extremitäten gegeben. Hier hängt der 4,86 lange Superb (plus 3 Zentimeter) nicht nur die konzerneigenen Wettbewerber locker ab, auch die externen wie Ford Mondeo oder Opel Insignia haben ein Nachsehen. Selbst Fondnutzer im 5er BMW oder Mercedes E-Klasse werden neidisch sein. Und wer richtiges Chauffeurs-Gefühl erleben möchte: Der Beifahrersitz lässt sich von hinten elektrisch für noch mehr Platz verschieben.
Luftiges Raumgefühl, edle Materialien
Bei der statischen Präsentation konnte man nicht nur das luftige Raumgefühl testen, sondern sich auch an edlen Materialien freuen: Leder, Chrom, Klavierlack, die individuell veränderbare Ambiente-Beleuchtung oder eine Dreizonen-Klimaanlage sorgen für Wohlfühlatmosphäre. Natürlich sind diese Zutaten nicht für die wieder knapp 25.000 Euro teure Basisversion erhältlich, sondern den höheren und teuren Ausstattungsvarianten vorbehalten. Das gilt auch für die nun erstmals für den Superb angebotenen Assistenzsysteme – darunter einen Park- und Spurhalteassistenten sowie Adaptive Cruise Control (ACC) und Verkehrszeichenerkennung. Auch das adaptive Fahrwerk, die neuen, modernen Navigationssysteme oder die sogenannte Smartgate-Option zur Koppelung aller gängigen Smartphones kosten extra.
Serienmäßig aber immer an Bord sind einige der "Simply-Clever"-Zutaten. Dazu zählen der bekannte Eiskratzer im Tankdeckel und eine Taschenlampe im Kofferraum. Und es gehören zwei in den vorderen Türen untergebrachte Regenschirme zum praktischen Zubehör.
Bruno Heil