Von Michael Specht/SP-X
Sogenannte Facelifts gehören zum festen Programm der Autohersteller. Und sie werden umso wichtiger, je mehr das Tempo für neue Techniken anzieht, wie beispielsweise beim LED-Licht, bei den Assistenzsystemen und in der Konnektivität. Wer hier den Anschluss verliert, fährt schnell hinterher.
Mazda gönnt seinem Kompaktmodell Mazda3, weltweit der Bestseller im Portfolio, in Deutschland nach den beiden SUV CX-5 und dem kleineren CX-3 immerhin das drittbestverkaufte Fahrzeug im Programm, die Überarbeitung nach drei Jahren. Die Auffrischung umfasst weniger die Außenhaut als vielmehr den Innenraum und die Technik. Man muss schon alt und neu nebeneinanderstellen, um die Unterschiede sofort zu erkennen. Vorne erhielt der Mazda3 einen markanteren Grill und flachere LED-Scheinwerfer. Seitlich gibt es neue Außenspiegel mit größeren Blinkern sowie neu gestylte 18-Zoll-Felgen, Hinten ziert den Dreier ein geänderter Stoßfänger. Das Blech blieb wie es ist. Derartige Änderungen würden aufgrund der teuren Presswerkzeuge schnell in die Millionen gehen und lohnen den Aufwand nicht.
Bewusst vorgenommen haben sich die Entwickler natürlich das Interieur. Die Vorgabe: eine gefühlt bessere Qualität. Heißt: hochwertigere Materialien und passgenauere Verarbeitung. Dies ist gelungen. Die Oberflächen wirken angenehm. Hartplastik wurde verbannt. Ebenso der Handbremshebel. Anstelle seiner gibt es eine elektrische Parkbremse und damit gleichzeitig mehr Platz auf der Mittelkonsole. Hier nehmen jetzt zwei Cupholder kleine Getränkeflaschen auf. Sofort ins Auge fällt das neue Lenkrad mit den dünneren Speichen und den enger stehenden Knöpfen. Das Ergebnis: schönere Optik, einfachere Bedienung. Gegen Aufpreis gibt es erstmalig eine Lenkradheizung.
Besseres Display
Neu ist zudem das farbige Head-up Display. Er wurde in der Darstellung vergrößert und blendet jetzt das Temposchild mit ein, weil eine hochwertigere Kamera installiert wurde. Allerdings: Wer das Head-up Display genießen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Das Extra verlangt nicht nur nach der Ausstattungslinie Exclusive, die zwischen Center- und Sports-Line neu positioniert wurde, man muss zuvor auch noch das Navigationssystem ankreuzen. Mazda berechnet dafür zusammen 1.340 Euro. Im sogenannten i-ActiveSense-Paket enthalten sind aber noch eine Rückfahrkamera und eine City-Notbremsfunktion.
Antriebstechnisch ließen Mazdas Ingenieure (fast) alles beim alten. Der Kunde hat zum Marktstart im kommenden Februar die Wahl zwischen drei Benzinern mit 100, 120 oder 165 PS und zwei Diesel-Aggregaten mit 105 oder 150 PS. Wobei der 100-PS-Benziner praktische keine Rolle spielt. Ihn gibt es nur als Kassenmodell in der Basisausstattung. Extras lassen sich so gut wie keine ordern. Besser bedient ist man auf jeden Fall mit der 120-PS-Version. Sie zeigte sich auf der Testfahrt als solides und in der Leistung ausreichendes Modell. 5,1 Liter, wie es die Norm angibt, sind allerdings Utopie. Der Verbrauch pendelt sich eher zwischen sieben und acht Liter ein. Grund: Das Drehmoment von 210 Newtonmetern liegt erst bei 4.000 Umdrehungen an. Darunter passiert nicht viel. Es muss also häufiger geschaltet, der Motor höher gedreht werden.
Souveräner benimmt sich der Diesel. Selbst der Basisvierzylinder mit 1,5 Liter und 105 PS macht seine Sache gut. Kräftiger Antritt, guter Durchzug und an der Tankstelle weniger Kosten (3,8 l/100 km nach Norm, rund 6,0 Liter im Alltag). Vorher müssen mit 23.490 Euro allerdings 1.500 Euro mehr bezahlt werden als für den Vertreter mit Ottomotor.
Leiser und laufruhiger Motor
Deutlich flotter geht das Ganze natürlich mit dem 150-PS-Topdiesel (ab 27.090 Euro), dem die Techniker jetzt den gleichen Vibrationsdämpfer wie dem 1,5-Liter implantiert haben. Die Mazda-Diesel gehören ohnehin schon zu den leisesten und laufruhigsten Motoren ihrer Art, nicht zuletzt ein Verdienst der enorm niedrigen Verdichtung. Kein anderer Seriendiesel weltweit schafft diese Werte.
Alle Mazda3 sind nun ebenfalls mit dem neuesten Technik-Feature, genannt "G-Vectoring Control" (GVC), ausgestattet, das dieses Jahr im Mazda6 eingeführt wurde. Dahinter steckt eine Fahrdynamik-Software, die durch minimale Anpassung des Motordrehmoments die Fahrstabilität erhöhen soll, indem es das sogenannte Eigenlenkverhalten beeinflusst. GVC soll so nicht nur für ein besseres Kurvenverhalten sorgen, sondern korrigiert sogar die kleinen Lenkbewegungen bei Geradeausfahrt, die wir fast unbewusst machen. Spüren werden das GVC allerdings, wenn überhaupt, nur ganz empfindliche Autofahrernaturen. Aber es schadet ja auch nicht, wenn es an Bord ist.