Continental baut die Gehälter seiner Führungskräfte um und will wegen der finanziellen Einschnitte der Corona-Pandemie die Dividende für das vergangene Geschäftsjahr noch weiter zusammenstreichen. Der Hauptversammlung soll am 14. Juli nun eine Auszahlung von drei Euro je Aktie vorgeschlagen werden, teilte der Autozulieferer und Reifenhersteller am Mittwoch in Hannover mit. Bisher hatte der Dax-Konzern vier Euro pro Anteilsschein vorgesehen, was bei 200 Millionen Papieren 800 Millionen Euro gekostet hätte. Die variablen Bestandteile der Manager-Vergütungen richten sich künftig stärker nach dem längerfristigen Unternehmenserfolg und Umweltzielen.
Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle nannte die anhaltend "hohe Unsicherheit" in der Viruskrise als Grund für die gekappte Dividende. "In dieser herausfordernden Situation ist starke Kapitalausstattung sowie ausreichend hohe Liquidität das oberste Gebot." Mit der weiteren Kürzung werden 200 Millionen Euro gespart. Für das Jahr 2018 hatten die Anteilseigner noch 4,75 Euro je Aktie erhalten.
Die Arbeitnehmerseite bei Conti hatte angesichts der schwierigen Lage der Autobranche einen gänzlichen Verzicht auf die Ausschüttung angeregt. Auch gegenüber anderen Konzernen gab es kritische Stimmen, die Dividenden und Managerboni in der Krise für das falsche Signal halten, während viele Beschäftigte um ihre Jobs bangen müssen.
Management-Gehälter ändern sich rückwirkend
Die Gehaltsstrukturen für das Top-Personal ändert Continental rückwirkend zum Beginn des laufenden Jahres. Dabei geht es vor allem um die erfolgsabhängigen Teile. Ähnlich wie etwa bei VW soll sich ein Großteil davon an mehrjährigen Zeiträumen orientieren, dabei spielt zum Beispiel die Wertentwicklung der Conti-Aktie im Branchenvergleich eine Rolle. Für Vorstände gibt es einen Gehaltsdeckel als Obergrenze.
Auch die Erhöhung des Frauenanteils in höheren Positionen zählt zu den neuen Bezugsgrößen. Öko- und Klimafaktoren fließen ebenfalls in die Berechnung der variablen Gehaltsbausteine der Führungskräfte ein - der Konzern nannte hier etwa die Umstellung auf erneuerbare Energien oder die Zunahme von Recycling. Arbeitsmedizinische Bestimmungsgründe sind Ziele zur Verringerung der Unfall- und der Krankheitsrate.
Nach dem Top-Management soll schrittweise auch für leitende Angestellte das neue System mit Aktienkurs- und Nachhaltigkeitszielen greifen. Auch das Bonusprogramm für alle anderen Beschäftigten passe man an. Mitglieder des Aufsichtsrats sollen künftig nur noch feste, keine veränderlichen Gehälter mehr bekommen. In der Krise verzichten Vorstände und Aufseher auf einen Teil ihres Fixgehalts. Das Management hatte einen ersten Schritt hierzu bereits während der Zuspitzung der Pandemie gemacht - "aus Solidarität mit von Kurzarbeit und weiteren Einschränkungen betroffenen Mitarbeitern".
Andreas Wolf zieht in den Vorstand ein
Continental meldete außerdem eine wichtige Personalie: Der Manager Andreas Wolf zieht in den Vorstand ein. Er leitet bisher die Antriebssparte, die in das neue Unternehmen Vitesco ausgelagert werden soll. Diesen Schritt musste der Konzern wegen der unsicheren wirtschaftlichen Lage vorerst auf unbestimmte Zeit verschieben. Wolf bekommt einen Dreijahresvertrag. Er soll so lange im Vorstand bleiben, bis der "Spin-off" des Antriebsgeschäfts vollzogen ist. (dpa)