Der Autozulieferer ZF hat die Übernahme des US-amerikanischen Bremsenherstellers Wabco abgeschlossen. Das teilten das Unternehmen ZF und dessen Gesamtbetriebsrat am Freitagabend mit. "Die Zusammenführung dieser beiden erfolgreichen Unternehmen macht unsere Nutzfahrzeug-Systemtechnik noch innovativer und leistungsfähiger", sagte der Vorstandsvorsitzende von ZF in Friedrichshafen, Wolf-Henning Scheider, laut einer Mitteilung. Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Achim Dietrich, kommentierte den Schritt: "Die Übernahme von Wabco durch ZF ist für uns alle eine riesige Chance."
Der Schritt fällt in ungünstige Zeiten. ZF will bis 2025 bis zu 15.000 Stellen weltweit streichen, etwa die Hälfte davon in Deutschland. Das geht aus einem internen Schreiben des ZF-Vorstands an die Belegschaft vom Donnerstag hervor, das der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Angesichts dessen werde die Betriebsratsarbeit in den kommenden Monaten vor allem ein Ziel im Fokus haben: die Sicherung von Arbeitsplätzen, wie Dietrich weiter mitteilte.
Der Friedrichshafener Oberbürgermeister Andreas Brand sagte am Dienstag: "Mitarbeiter und Führungskräfte haben Kurzarbeit, Beurlaubungen und Gehaltsverzicht mitgetragen und unterstützt. Dieses Prinzip, der ZF-Weg, gilt auch in dieser Krise, die die ZF so unverschuldet trifft wie jedes andere Unternehmen, das gerade unter Corona ungeahnte Einbrüche erlebt." Die Stadt ist über die Zeppelin-Stiftung auch Hauptaktionärin der ZF. Die Stiftung begrüße es, wenn der Vorstand auf Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaft zugehe, sagte Brand weiter. "Durch diese extrem schwierige Zeit kommen wir alle nur gemeinsam."
Die neue Division Commercial Vehicle Control Systems beschäftigt rund 12.000 Mitarbeiter an 45 Standorten weltweit und wird eng mit der bestehenden Division Nutzfahrzeugtechnik, der Division Aftermarket und dem globalen Entwicklungsteam zusammenarbeiten. Jacques Esculier, Chairman und CEO von Wabco, wird das Unternehmen verlassen. Geleitet wird die Division von Fredrik Staedtler, der neu in diese Funktion berufen wurde.
ZF hatte im vergangenen Jahr bekannt gegeben, Wabco für gut 6,2 Milliarden Euro übernehmen zu wollen. Der Zulieferer vom Bodensee würde sich damit Kompetenzen für Nutzfahrzeug-Bremssysteme sichern, die er für das automatisierte Fahren dringend braucht und bisher selbst nicht hat.
Trennung von R.H. Sheppard
Nach der Übernahme hat sich ZF von R.H. Sheppard, einem Konzernteil von Wabco, getrennt. Der Anbieter von Lenkungstechnik für Nutzfahrzeuge sei für 149,5 Millionen US-Dollar (133,9 Millionen Euro) an Bendix Commercial Vehicle Systems LLC verkauft worden, teilte das Unternehmen mit Sitz in Friedrichshafen am Bodensee am Dienstag mit.
Bendix ist eine Tochtergesellschaft des Bremsenspezialisten Knorr-Bremse AG. Der Verkauf war eine Bedingung der US-Wettbewerbsprüfer für die Übernahme von Wabco. (dpa/tm)