Der Automobilzulieferer Honsel AG aus dem sauerländischen Meschede hat am Montag Insolvenz angemeldet. Das bestätigte das zuständige Amtsgericht in Arnsberg. Honsel gießt Zylinderköpfe, Motorblöcke, Getriebegehäuse und Karosserie- und Fahrwerksteile aus Leichtmetall für die großen Autohersteller.
Neben dem Stammsitz in Meschede hat das Unternehmen weitere Werke im Sauerland und in Nürnberg. Außerdem ist Honsel auch in Frankreich, Rumänien, Spanien, Brasilien und Mexiko aktiv. Insgesamt beschäftigt der Zulieferer weltweit rund 4.000 Mitarbeiter, davon etwa 2.200 im Sauerland und 700 in Nürnberg. Eine Stellungnahme des Unternehmens war zunächst nicht zu erhalten. Zuletzt hatte Honsel rund 540 Millionen Euro umgesetzt.
Honsel war bereits im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen geraten: Nur durch Schuldenerlass der Gläubiger war das Unternehmen im Mai 2009 vor der Pleite gerettet worden. Die Leichtmetallgießerei war bereits seit geraumer Zeit trotz gutlaufender Geschäfte in finanziellen Schwierigkeiten. Im Jahr 2004 hatte die RHJ International in Brüssel, eine Tochter des US-Finanzinvestors Ripplewood die Honsel AG übernommen. Weil die Übernahme größtenteils kreditfinanziert war, litt die Firma unter einer immensen Schuldenlast. Im vergangenen Jahr hatten die Gläubiger dem Unternehmen 370 Millionen Euro Schulden erlassen und waren dafür mit 49 Prozent an der Honsel AG beteiligt worden.
"Heuschrecken loswerden"
Der IG-Metall-Bevollmächtigte Wolfgang Werth aus Arnsberg zeigte sich von der Insolvenz wenig überrascht. "Der Haupteigner hat die Belegschaft immer im Regen stehen gelassen und kein wirtschaftliches Konzept gehabt, sondern immer nur auf das Geld von Kunden und Beschäftigten geschielt", sagte er. Die Geschäfte bei Honsel laufen nach Auskunft von Werth gut. Es werde im Fünf-Schicht-Betrieb gearbeitet. "Die Insolvenz bietet die Chance, Heuschrecken und Finanzinvestoren loszuwerden und wieder einen strategischen Investor zu finden." (dpa)
Franco Francia