Wenn Volkswagen-Technikvorstand Heinz-Jacob Neußer persönlich auf der Bühne des jährlichen GTI-Treffens am Wörthersee referiert, kann der Anlass ja kaum trivial sein. Ist er auch nicht. Denn erstens gibt es Fahrzeuge zu sehen, die das Publikum noch nie vorher zu Gesicht bekommen hat. Und zweitens verkündet der Ingenieur die Botschaft, dass der Anfang von Downsizing noch lange nicht das Ende von Fahrspaß bedeutet – diese Information ist schließlich wichtig auf einem Event, wo der Wolfsburger Konzern ausschließlich Leute mit Benzin im Blut erwartet.
So tritt die wie ein modifizierter Scirocco mit Flügeltüren aussehende Golf GTE Sport-Studie mit geballten 294 kW / 400 PS Systemleistung auf, um den Fans einen Vorgeschmack darauf zu geben, welche Hybrid-Kaliber die VW-Preislisten in der Zukunft führen könnten. Das Herzstück unter der messerscharf und futuristisch gezeichneten Carbon-Außenhaut ist ein direkteinspritzender Turbobenziner: und zwar kein geringerer als der 1,6 Liter große Vierzylinder aus dem Polo R WRC, der es auf satte 220 kW / 299 PS bringt. Unterstützt wird der Otto von zwei jeweils 85 kW / 115 PS leistenden E-Maschinen, von denen einer die Vorder- und der andere die Hinterachse antreibt. So avanciert der GTE Sport überdies zum Allradler. Und seine Fahrleistungen können sich sehen lassen: 4,3 Sekunden bis 100 km/h, Höchstgeschwindigkeit 280 km/h.
Ausgelegt ist der Zweisitzer mit 670 Nm Gesamtdrehmoment, um auf den Rennstrecken dieser Welt bestens klarzukommen. Jedoch soll man den Plugin-Hybriden mit Lithium-Ionen-Akku auch problemlos im Alltag fahren können. Bis zu 50 Kilometer funktioniert das rein elektrisch, dann muss der Teilzeit-Stromer wieder an die Ladesäule. Dass ein ähnlich gearteter Antrieb mit diesen Leistungsdaten in der Zukunft kaum mit zwei Litern Benzin auskommen wird, leuchtet ein. Dass er Spaß bereiten wird, ist ebenso zu vermuten, schließlich ist das aktuelle GTE-Serienmodell mit 150 kW / 204 PS Systemleistung nur halb so stark und zaubert dem Fahrer - unter Ausnutzung der Performance - auch schon ein Lächeln ins Gesicht.
Im Gegensatz zum GTE Sport gibt es für den Golf Clubsport bereits ein ausgemachtes Datum. Nächstes Jahr, und zwar pünktlich zum 40-jährigen Jubiläum des Golf GTI, wird er zum Verkauf stehen. Das seriennahe Exponat, das Techniker Neußer zusammen mit Sidney Hofmann, einem szenebekannten Dortmunder Tuner, vorstellt, packt sowohl optisch als auch technisch eine Schippe drauf im Vergleich zum GTI Performance. Auffällige Frontschürzen inklusive Diffusor hinten sowie potente Seitenschweller sollen nicht nur den Hingucker-Faktor erhöhen, sondern auch die Abtriebswerte, damit der Power-Golf sowohl auf der Straße als auch auf dem Kurs eine gute Figur abgibt. Hübsche 19-Zöller runden den Auftritt des Clubsport ab. Unter der Haube steckt analog zu den schwächeren GTI-Varianten ebenfalls der bekannte Zweiliter-Vierzylinder, allerdings mit 195 kW / 265 PS. Eine Boost-Taste bringt die Power kurzzeitig an die 300 PS-Grenze und damit schon in Golf R-Nähe. Aber ein GTI-Badge hat einfach mehr Ausstrahlung als das schnöde "R". (sp-x)
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