Volkswagen untermauert seine stärkere Ausrichtung auf den chinesischen Markt. "Wir wollen als Marke die Nummer eins in der Elektromobilität in China und darüber hinaus sein", sagte Konzernchef Herbert Diess am Sonntag in Shanghai vor dem Beginn der Automesse in der chinesischen Hafenmetropole. China könne nicht mehr nur als größter Absatzmarkt gesehen werden, sondern das Land entwickle sich zu einem "Kraftzentrum der Automobilindustrie" und sei bei Forschung und Entwicklung unentbehrlich. Volkswagen werde mehr und mehr Forschung in China ansiedeln.
"Bereits heute ist rund die Hälfte unserer 20.000 Entwicklungsexperten mit der Erforschung von Technologien, Produkten und Autodesigns für China befasst", sagte Diess. China sei das einzige Land mit einem klaren Plan, Elektromobilität als den neuen Standard zu etablieren. "Dieses Land setzt die Maßstäbe für alle anderen." VW wolle in den nächsten zehn Jahren 22 Millionen Elektroautos produzieren.
Als Antwort auf den sich schnell entwickelnden Markt für E-Autos in China hatte Volkswagen schon in den vergangenen Jahren milliardenschwere Investitionen angekündigt. Mit Subventionen für E-Autos und Einschränkungen für Verbrennungsmotoren will die chinesische Regierung erreichen, dass bis 2020 mindestens fünf Millionen Autos mit elektrischem Antrieb auf Chinas Straßen fahren. Im vergangenen Jahr wurden nach Schätzungen rund eine Million Autos mit elektrischem Antrieb in China verkauft.
Das Thema Elektromobilität wird auch auf der diese Woche startenden Automesse in Shanghai eine große Rolle spielen. Diess und VW-China-Chef Stephan Wöllenstein präsentierten bereits am Sonntag eine für einen großen Elektro-SUV mit sieben Sitzen. Der zunächst ID Roomzz getaufte Wagen soll 2021 zuerst in China auf den Markt kommen. Damit würde VW auch den E-Auto-Pionier Tesla mit seinem Model X und auch chinesische Anbieter mit extragroßen Stadtgeländewagen angreifen.
Vertriebschef sieht Belebung
Nach dem Einbruch der Verkaufszahlen im größten VW-Einzelmarkt rechnet Marken-Vertriebschef Jürgen Stackmann wieder mit einer Erholung. "Wir sehen eine Belebung im April, aber es ist noch keine Goldrauschstimmung", sagte Stackmann in Shanghai. China hatte Anfang April den Mehrwertsteuersatz um drei Prozentpunkte gesenkt.
Im vergangenen Jahr war der chinesische Automarkt zum ersten Mal seit über zwanzig Jahren zurückgegangen, vor allem weil der Zollstreit mit den USA die Autokäufer verunsichert. Nach momentaner Schätzung rechne der Autobauer im Land mit einem Absatz etwa auf Vorjahresniveau, so Stackmann. Vor allem im zweiten Halbjahr soll sich der Markt wieder erholen. "Für den Weltmarkt sind wir optimistisch, dass wir vielleicht einen Tick wachsen können." (dpa)