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VW Touran explodiert: Tankstellen empfehlen Verzicht auf Erdgas

14.09.2016 15:11 Uhr
VW Touran explodiert: Tankstellen empfehlen Verzicht auf Erdgas
Aral hat den Verkauf von Erdgas vorsorglich gestoppt, nachdem bei einem VW Touran am Freitag der Gastank barst.
© Foto: Arne Bänsch/dpa

Besitzer von Erdgas-Autos können ihre Wagen in den kommenden Tagen wohl nur eingeschränkt nutzen. Die Tankstellen wollen erst einmal kein Gas mehr anbieten. Grund ist ein schwerer Unfall, zu dem auch die Staatsanwaltschaft ermittelt.

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Nach Marktführer Aral haben weitere Tankstellenkonzerne ihren Stationen und Pächtern empfohlen, vorübergehend kein Erdgas mehr zu verkaufen. Shell, Exxonmobil (Esso) und Jet erklärten in ähnlichen Stellungnahmen, sie räumten der Sicherheit Vorrang ein und rieten deshalb von der Betankung mit Erdgas ab.Auslöser ist ein Unfall vom vergangenen Freitag in Duderstadt, bei dem die Gastanks eines VW Touran geborsten waren und der Fahrer schwer verletzt wurde.

Ein Total-Sprecher sagte, die Erdgassäulen seien gesperrt worden. Allerdings bleibe eine Betankung nach Rücksprache mit dem Tankstellenpersonal möglich - und zwar für alle Modelle, die nicht von dem Rückruf von Erdgasautos bei VW betroffen seien.

Nach der Explosion des Erdgas-Autos hat die Staatsanwaltschaft Göttingen ein Strafverfahren eingeleitet. "Wir ermitteln gegen Unbekannt wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung", sagte ein Sprecher am Mittwoch.

Noch keine Hinweise auf Ursache

Ein VW-Sprecher sagte am Mittwoch, der Touran aus Duderstadt sei Teil eines aktuellen Rückrufes, die Nachbesserung des Wagens habe aber noch nicht stattgefunden. Er konnte keine Angaben dazu machen, ob der Hintergrund des Rückrufes bei dem Vorfall in Duderstadt eine Rolle spielte oder ob ein anderer Auslöser infrage komme. Bisher habe nur die Staatsanwaltschaft Zugriff auf das Auto, die VW-Experten nicht.

In Duderstadt war ein Autofahrer durch umherfliegende Trümmerteile schwer verletzt worden, als es beim Betanken eines VW Touran an einer Erdgaszapfsäule zu einer Explosion kam. "Das Auto und die Zapfsäule wurden beschlagnahmt", sagte Oberstaatsanwalt Frank-Michael Laue. Gutachter seien beauftragt, die Ursache der Explosion zu ermitteln und zu klären, wer dafür verantwortlich ist.

In Deutschland stehen rund 900 Zapfsäulen für Erdgas, die zumeist nicht den Konzernen gehören, sondern von regionalen Gasversorgern betrieben werden. Zugelassen sind bundesweit knapp 100 000 Autos und Nutzfahrzeuge, die mit Erdgas fahren. Sie haben aber auch noch einen Benzintank.  

Rückrufaktion von Erdgasautos

Bei Volkswagen läuft schon seit einiger Zeit eine Rückrufaktion von Erdgasautos. Dabei geht es um den vorsorglichen Tausch von Gasflaschen. Betroffen sind mehr als 35.000 Fahrzeuge der Modelle Caddy, Passat und Touran aus den Jahrgängen 2006 bis 2010 (wir berichteten).

Hintergrund ist nach VW-Angaben mögliche Korrosion. Sinke dadurch die Wandstärke der Gasflaschen, könne dies zum Bersten und zu erheblicher Verletzungsgefahr führen. Bis zur Umrüstung sollten betroffene Modelle nur im Benzinbetrieb genutzt werden. Der VW-Sprecher bekräftigte diesen Sicherheitshinweis am Mittwoch noch einmal. Zudem sei klar, dass nur die genannten Modelle und Jahrgänge zur Werkstatt müssten. Hinweise auf eine Ausweitung des Problems gebe es nicht.

Die Deutsche Energie-Agentur (dena) kritisierte das Vorgehen der Tankstellen-Unternehmen als überzogen. Der Unfall betreffe ein Automodell, das vom Hersteller VW zurückgerufen, aber noch nicht umgerüstet war, sagte ein Sprecher in Berlin. Generell gebe es kein Sicherheitsproblem mit Erdgas-Autos.

Erdgaswirtschaft: VW muss Fall prüfen

Laut Zukunft Erdgas e.V., einer Initiative der deutschen Erdgaswirtschaft, ist das Tanken von CNG für alle nicht von der Rückrufaktion betroffenen Fahrzeuge auch weiterhin bedenkenlos möglich. "Es ist davon auszugehen, dass alle CNG-Tankstellen kurzfristig von den Mineralölunternehmen wieder freigegeben werden", hieß es in einer Stellungnahme am Mittwoch.

Es sei Aufgabe des Herstellers VW zu prüfen, ob die Rückrufaktion den Fahrer erreicht hat und wie dies bei allen anderen betroffenen Autofahrern sichergestellt wird. Fahrer von betroffenen VW Touran dürften bis zum Austausch ihrer Gastanks kein CNG tanken. "Es ist unverständlich, wieso trotz des bekannten Risikos CNG getankt wurde", so Zukunft Erdgas e.V. Rückrufaktionen seien sicherheitsrelevant. Ihnen sei unbedingt Folge zu leisten. (dpa/se)

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KOMMENTARE


SG

14.09.2016 - 10:04 Uhr

Ich komme aus der Nähe von Duderstadt und habe das Video der Überwachungskamera gestern online gesehen - sehr schockierend :-(.


Peer ten Marhte

14.09.2016 - 17:48 Uhr

Das ist ein gravierendes problem wohl von VW. Lt. Autobild sind im Ausland schon einige hochgegangen. Finger weg von solchen Kisten. Qualität der Erdgas-VW's ist grottig.


Anton Kappes

14.09.2016 - 18:41 Uhr

Wir haben in unserer Familie auch einen Erdgasbetriebenen VW-Caddy aus dem Baujahr 09.2007. Volkswagen hat uns noch nicht mal informiert dass an dem Fahrzeug der Gastank kontrolliert oder erneuert werden muss. Soviel zur Aufklärung durch den Hersteller. Wäre der Gastank von dem Caddy an der Tankstelle in Duderstadt nicht explodiert wüssten wir hier noch nicht mal das es eine Rückrufaktion gibt. Der örtliche Volkswagen Händler hat zugesagt sich darum zu kümmern.


Duderstädter 2

14.09.2016 - 21:29 Uhr

Komme auch aus DUDERSTADT. Der Wagen hatte über 400.000km gelaufen, war über zehn Jahre alt. Hatte einen unreparierten Heckschaden, mehrere Holme, die Heckklappe und mehrere Karosserieteile waren durchgerostet......ohne Worte...


Anja Bauer

15.09.2016 - 07:15 Uhr

Ich fahre seit über 10 Jahren mit Erdgas. Ich habe letztes Jahr auch ein Schreiben von VW erhalten. Bin umgehend zur Werkstatt. Die Tanks wurden auf Kulanz ausgetauscht. Und ich werde auch die nächsten 10 Jahre und mehr mit Erdgas fahren. Ich bin sehr zufrieden und ich fahre aus Umweltgründen mit CNG! Ich verstehe die Reaktionen nicht. EIN Auto - und der Fahrer wusste von der Problematik.


egon samu

15.09.2016 - 08:51 Uhr

Nicht vorstellbar, wenn sich Passagiere im Auto befunden hätten. Zum Beispiel: Mutter tankt, Kleinkinder hinten angeschnallt...Der Klimawahn fordert seine Opfer. Übrigens: Sind VW-Fahrzeuge noch zulassungsfähig???


Stefan Trenkle

15.09.2016 - 09:29 Uhr

Für mich war es schon immer unbegreiflich, wie man sich freiwillig in ein Fahrzeug mit eingebauter Erdgas-Bombe setzen kann, egal wie sicher dieses Antriebssystem von einigen Fahrzeugherstellern beworben wird.Schließlich wird der Druckbehälter bei CNG / Erdgas mit weit über 200 Bar befüllt. Bei LPG / Flüssiggas im Gegensatz „nur“ mit 6-8 Bar. Davon abgesehen gibt es in Deutschland weitaus mehr Tankstellen für Flüssiggas (ca. 7 x mehr) und die praktische Reichweite eines mit LPG betankten Fahrzeugs liegt im Vergleich weit vor Erdgasfahrzeugen…. der Vorteil des nutzbaren Kofferraumvolumens im Vergleich von CNG & LPG spricht ebenfalls für die Flüssiggasvariante.Da dieser LPG-Antrieb aber schon seit Jahren von vielen Herstellern weitestgehend in der Produktpallette ignoriert bzw. nur halbherzig angeboten wird, bietet die Nachrüstung der LPG-Systeme nach wie vor eine gute Möglichkeit für das Autohaus Zusatzgeschäft zu generieren. Eine gute Beratung für den Endverbraucher ist aber gerade jetzt, bedingt durch den bedauerlichen Vorfall unabdingbar und Chance für das Autohaus zugleich.


KLabun

15.09.2016 - 13:06 Uhr

Hallo Aral, geht's noch? Verkaufsstopp gegen alle Erdgastanker? Nur weil einTouran-Tank geborsten ist? Das nennt man Sippenhaft! Wie oft hört man imVerkehrsfunk von einem "brennenden Fahrzeug"? Alle paar Wochen. Ist alsobeinahe alltäglich. Hat man aber jemals von einem Verkaufsstopp für Benzinoder Diesel gehört? Fehlanzeige. Wie oft gerät irgendwo ein Flugzeug inBrand? Wird deshalb der Verkauf von Kerosin gestoppt? Mitnichten. Was sollalso jetzt diese hirnrissige Aktion?! Damit treibt ihr nur den Marktwertaller Erdgasfahrzeuge gegen Null. Wo bleibt eigentlich der Protest derübrigen Autohersteller? Die Volkswagner haben offenkundig Probleme mit derEhrlichkeit (Abgasmanipulation), mit der Fairness (Zulieferer-Flop) undjetzt auch noch mit der Betriebssicherheit (Erdgas-Bumms). Aber die oberenEtagen stopfen sich weiterhin die Taschen voll. Wieso verhängt man nichteinen Verkaufsstopp gegen Volkswagen? Ich jedenfalls werde keinen VW mehrkaufen. Und ich appelliere an alle Autofahrer, aus Solidarität ab sofortAral, Esso, Jet, Shell und alle anderen Erdgas-Stopper zu boykottieren!


commando

15.09.2016 - 13:37 Uhr

Das Problem mit korrodierenden Erdgastanks ist seit Jahren bekannt. Es nicht das erste Erdgasfahrzeug das während des Betankens in die Luft fliegt. Aber anstatt sofort nach dem ersten Unfall alle Fahrzeuge zurück zu rufen und die Tanks zu tauschen, hat man das Problem klein geredet und versucht das Thema auf kleiner Flamme abzukochen. Keine große Presse. Dem Erdgasfahrzeug sollte ja kein Imageschaden zugefügt werden. Dieser Schuss ging jetzt nach hinten los. Sollten es die Tankstellbetreiber aus Sicherheitsgründen mit der Schließung ernst nehmen, dürften die Erdgassäulen erst wieder in Betrieb gehen wenn bei allen betroffenen Erdgasfahrzeugen die Tanks getauscht wurden. Das könnte dauern. Schade. Denn grundsätzlich sind die Erdgastanks sicher, vorausgesetzt man schützt diese (einschließlich der dazu gehörigen Befestigungen) chemisch und konstruktiv ausreichend vor Korrosion. Der Sparzwang hat dies wohl verhindert.


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