Nach Marktführer Aral haben weitere Tankstellenkonzerne ihren Stationen und Pächtern empfohlen, vorübergehend kein Erdgas mehr zu verkaufen. Shell, Exxonmobil (Esso) und Jet erklärten in ähnlichen Stellungnahmen, sie räumten der Sicherheit Vorrang ein und rieten deshalb von der Betankung mit Erdgas ab.Auslöser ist ein Unfall vom vergangenen Freitag in Duderstadt, bei dem die Gastanks eines VW Touran geborsten waren und der Fahrer schwer verletzt wurde.
Ein Total-Sprecher sagte, die Erdgassäulen seien gesperrt worden. Allerdings bleibe eine Betankung nach Rücksprache mit dem Tankstellenpersonal möglich - und zwar für alle Modelle, die nicht von dem Rückruf von Erdgasautos bei VW betroffen seien.
Nach der Explosion des Erdgas-Autos hat die Staatsanwaltschaft Göttingen ein Strafverfahren eingeleitet. "Wir ermitteln gegen Unbekannt wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung", sagte ein Sprecher am Mittwoch.
Noch keine Hinweise auf Ursache
Ein VW-Sprecher sagte am Mittwoch, der Touran aus Duderstadt sei Teil eines aktuellen Rückrufes, die Nachbesserung des Wagens habe aber noch nicht stattgefunden. Er konnte keine Angaben dazu machen, ob der Hintergrund des Rückrufes bei dem Vorfall in Duderstadt eine Rolle spielte oder ob ein anderer Auslöser infrage komme. Bisher habe nur die Staatsanwaltschaft Zugriff auf das Auto, die VW-Experten nicht.
In Duderstadt war ein Autofahrer durch umherfliegende Trümmerteile schwer verletzt worden, als es beim Betanken eines VW Touran an einer Erdgaszapfsäule zu einer Explosion kam. "Das Auto und die Zapfsäule wurden beschlagnahmt", sagte Oberstaatsanwalt Frank-Michael Laue. Gutachter seien beauftragt, die Ursache der Explosion zu ermitteln und zu klären, wer dafür verantwortlich ist.
In Deutschland stehen rund 900 Zapfsäulen für Erdgas, die zumeist nicht den Konzernen gehören, sondern von regionalen Gasversorgern betrieben werden. Zugelassen sind bundesweit knapp 100 000 Autos und Nutzfahrzeuge, die mit Erdgas fahren. Sie haben aber auch noch einen Benzintank.
Rückrufaktion von Erdgasautos
Bei Volkswagen läuft schon seit einiger Zeit eine Rückrufaktion von Erdgasautos. Dabei geht es um den vorsorglichen Tausch von Gasflaschen. Betroffen sind mehr als 35.000 Fahrzeuge der Modelle Caddy, Passat und Touran aus den Jahrgängen 2006 bis 2010 (wir berichteten).
Hintergrund ist nach VW-Angaben mögliche Korrosion. Sinke dadurch die Wandstärke der Gasflaschen, könne dies zum Bersten und zu erheblicher Verletzungsgefahr führen. Bis zur Umrüstung sollten betroffene Modelle nur im Benzinbetrieb genutzt werden. Der VW-Sprecher bekräftigte diesen Sicherheitshinweis am Mittwoch noch einmal. Zudem sei klar, dass nur die genannten Modelle und Jahrgänge zur Werkstatt müssten. Hinweise auf eine Ausweitung des Problems gebe es nicht.
Die Deutsche Energie-Agentur (dena) kritisierte das Vorgehen der Tankstellen-Unternehmen als überzogen. Der Unfall betreffe ein Automodell, das vom Hersteller VW zurückgerufen, aber noch nicht umgerüstet war, sagte ein Sprecher in Berlin. Generell gebe es kein Sicherheitsproblem mit Erdgas-Autos.
Erdgaswirtschaft: VW muss Fall prüfen
Laut Zukunft Erdgas e.V., einer Initiative der deutschen Erdgaswirtschaft, ist das Tanken von CNG für alle nicht von der Rückrufaktion betroffenen Fahrzeuge auch weiterhin bedenkenlos möglich. "Es ist davon auszugehen, dass alle CNG-Tankstellen kurzfristig von den Mineralölunternehmen wieder freigegeben werden", hieß es in einer Stellungnahme am Mittwoch.
Es sei Aufgabe des Herstellers VW zu prüfen, ob die Rückrufaktion den Fahrer erreicht hat und wie dies bei allen anderen betroffenen Autofahrern sichergestellt wird. Fahrer von betroffenen VW Touran dürften bis zum Austausch ihrer Gastanks kein CNG tanken. "Es ist unverständlich, wieso trotz des bekannten Risikos CNG getankt wurde", so Zukunft Erdgas e.V. Rückrufaktionen seien sicherheitsrelevant. Ihnen sei unbedingt Folge zu leisten. (dpa/se)
Peer ten Marhte
Anton Kappes
Duderstädter 2
Anja Bauer
egon samu
Stefan Trenkle
KLabun
commando