Bei Volkswagen wird es nach Einschätzung von Personalvorstand Gunnar Kilian keine Fortsetzung des "Zukunftspakt" genannten Sparprogramms geben. "Aber auch nach dem Abschluss dieses Programms müssen wir weiter intensiv an unserer Effizienz und Produktivität arbeiten", sagte Kilian der Deutschen Presse-Agentur.
"Es wird zwar keinen 'Zukunftspakt II' geben. Aber wir stehen im harten Wettbewerb nicht mehr nur mit anderen Automobilherstellern, sondern ebenso mit Unternehmen der IT- und Software-Branche."
Der amerikanische VW-Rivale GM hatte angekündigt, die heimische Produktion zu drosseln und daher Personal entlassen sowie einige Fertigungsstätten dichtmachen zu wollen. Der Abbau könnte laut US-Medien bis zu 15.000 Mitarbeiter betreffen.
Frei werdende Stellen werden nicht neu besetzt
"Auch bei Volkswagen werden wir für die Produktion eines Elektroautos weniger Zeit benötigen als für den Bau eines Auto mit klassischem Antrieb", sagte Kilian. Er machte klar, dass in den nächsten Jahren "ohnehin viele Beschäftigte der geburtenstarken Jahrgänge" aus dem Arbeitsleben ausscheiden. "Das bietet uns die Möglichkeit, frei werdende Stellen nicht neu zu besetzen. Zudem bieten wir Altersteilzeit an." So könnten die Beschäftigung gesichert und zugleich die Produktivität gesteigert werden.
Kürzlich hatte VW bekanntgegeben, dass nicht nur in Zwickau, sondern auch in Hannover und Emden E-Autos gebaut werden. Vereinbart wurde dort eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2028, gleichzeitig soll die Mitarbeiterzahl über Altersteilzeitregelungen sinken. Eine Beschäftigungssicherung bis 2025 ist zudem ein Teil des im Herbst
2016 vereinbarten und zunächst zwischen Management und Betriebsrat heftig umstrittenen "Zukunftspakts". Dazu zählt aber auch der Abbau von bis zu 30.000 Stellen, 23.000 davon in Deutschland. Im Gegenzug sollen 9.000 Stellen etwa in der Software- und Batterie-Entwicklung entstehen.
Beu Umstelllung auf E-Mobilität Produktivitätsschub erwartet
Kilian sagte zu den E-Auto-Plänen des Autogiganten: "Volkswagen bekennt sich damit eindeutig zum Standort Deutschland. Wir rechnen mit einem Produktivitätsschub durch die Umstellung auf Elektromobilität von 20 bis 25 Prozent", erklärte er. "Es wäre aber viel zu früh, schon heute über mögliche Beschäftigtenzahlen in einem Jahrzehnt zu spekulieren." Auch für die Zeit von 2025 an und darüber hinaus werde es Gespräche mit der Arbeitnehmerseite geben.
Der Personalvorstand betonte zudem, dass die VW-Motoren- und Komponentenwerke auch bei einem steigenden Anteil der E-Mobilität gebraucht würden. "Es wird noch viele Jahre lang einen großen Anteil an Fahrzeugen mit konventionellen Motoren geben. Außerdem haben wir in unseren Komponentenwerken früh mit Innovationen in Richtung E-Mobilität begonnen. Beispielsweise bauen wir schon heute Elektromotoren", sagte er.
Über die künftige Entwicklung der Industriearbeit sagte Kilian: "Die Transformation wird die Arbeitswelt verändern. Das Thema treibt mich seit dem ersten Tag in meiner neuen Aufgabe um. Vermutlich werden wir nicht mehr in dem Maß wie früher Beschäftigung aufbauen." Dennoch sollten Zukunftsarbeitsplätze geschaffen und Beschäftigte fit gemacht werden für den Wandel.
Digitalisierungs-Schulungen beginnen in Kürze
Angesichts des Megatrends Digitalisierung und der wachsenden Bedeutung künstlicher Intelligenz sei Qualifizierung entscheidend, sagte Kilian. "Am Standort Zwickau schulen wir die Belegschaft für die E-Mobilität. Und mit Blick auf die Digitalisierung beginnen wir in Kürze, Software-Entwickler selbst auszubilden." Im Frühjahr 2019 soll der erste Jahrgang des 'Fakultät 73' genannten zweijährigen Ausbildungsprogramms mit 100 Teilnehmern in Wolfsburg an den Start gehen: "Wir haben mit dem Programm ins Schwarze getroffen. Auf die 100 Plätze für den ersten Durchlauf haben wir 1.500 Bewerbungen erhalten."
Trotz der immensen Bedeutung des für Volkswagen - und andere deutsche Autobauer - wichtigsten Einzelmarktes China bleibe Deutschland der wichtigste Schwerpunkt, betonte Kilian. "Wir sind schon heute international aufgestellt." Das gelte nicht nur für die Hardware-Entwicklung, sondern auch für die Entwicklung von Software, digitalen Dienstleistungen und Apps. "Heute haben wir eher zu viel Arbeitslast und Projekte in unserer Wolfsburger Entwicklung. Insofern besteht hier keine Gefahr." (dpa)