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VW-Pläne: Großer Umbruch im Auto-Imperium

11.04.2018 13:35 Uhr
VW-Pläne: Großer Umbruch im Auto-Imperium
VW steht vor einem tiefgreifenden Konzern- und Personalumbau.
© Foto: picture alliance / Philipp von Ditfurth/dpa

Alle paar Jahre dreht sich bei Volkswagen ein größeres Personalkarussell. Diesmal dürfte auch der Vorstandschef selbst betroffen sein – und der Umbau wesentlicher Strukturen soll anstehen. Der Problemdruck in der Autobranche zwingt die Aufseher zum Handeln.

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Volkswagen stehen neben dem Wechsel von Herbert Diess an die Konzernspitze weitere Umwälzungen bevor. Auch eine Neufassung wichtiger Strukturen sei angedacht, bekräftigten am Mittwoch Quellen aus dem Umfeld des Wolfsburger Konzerns. Wie konkret diese schon auf einer für Freitag geplanten Aufsichtsratssitzung diskutiert oder gar beschlossen werden könnten, blieb jedoch zunächst unklar.

Nach "Spiegel"-Informationen sollen die einzelnen Marken in vier Gruppen kommen – für Volumenmodelle (Kernmarke VW, Skoda, Seat), Oberklasse-Autos (Audi, Bentley), Sportwagen (Porsche, Bugatti, Lamborghini) und Nutzfahrzeuge (MAN, Scania, leichte Nutzfahrzeuge). Ein Sprecher des VW-Aufsichtsrates wollte den Bericht nicht kommentieren. In der Debatte ist seit längerem auch eine separate Ausgliederung des Lkw-Geschäfts mitsamt eigenem Börsengang oder eine Holding-Struktur.

Am Dienstag hatte VW überraschend einen Umbau der Führungsetage angekündigt, die Angaben waren mit Blick auf weitere Details aber noch sehr vage geblieben. Als wahrscheinlich gilt, dass Konzernchef Matthias Müller dem bisherigen Kernmarkenchef Diess Platz als neuem starken Mann machen muss. Möglich ist, dass Müller nicht abtritt, sondern eine neue Funktion im Konzern erhält. Der reguläre Vertrag des 64-Jährigen läuft noch bis 2020.

Aus Aufsichtsratskreisen hieß es, dem seit Herbst 2015 amtierenden Vorstandschef werde intern Entscheidungsschwäche vorgeworfen. Der geplante Umbau soll demnach einen "Aufbruch" beim weltgrößten Autokonzern ermöglichen. Dies gehe unter Müller nicht schnell genug, hieß es mit Blick auf den grundlegenden Branchenwandel. Firmenkreisen zufolge soll zudem Gunnar Kilian als Personalchef in den Vorstand aufrücken. Er ist der engste Vertraute von Betriebsratschef Bernd Osterloh und könnte Karlheinz Blessing ersetzen.

Diess war früher BMW-Vorstandsmitglied und ist seit dem Sommer 2015 bei VW, kurz bevor der Diesel-Abgasskandal ins Rollen kam. Der 59-Jährige galt bereits länger als "Kronprinz" Müllers. In seiner Zeit als Chef der Marke VW mit Modellen wie Golf oder Passat hat er die Effizienz bei den ertragsschwachen Wolfsburgern bereits verbessert. Er scheut auch Konflikte mit dem Betriebsrat nicht, gilt in Teilen der Belegschaft aber auch als umstritten.

Experte: Müller setzte positive Akzente

"Das war keine einfache Zeit, mit einem hohen Druck von außen", sagte Branchenexperte Stefan Bratzel der dpa zu den vergangenen zweieinhalb Jahren bei Volkswagen unter dem Vorstandsvorsitzenden Müller. Dieser habe aber beim Umbau positive Akzente gesetzt. VW steht wie die gesamte Branche vor Umbrüchen. Die Zukunftsthemen sind alternative Antriebe, Vernetzung und autonomes Fahren – große IT-Konzerne treten als Konkurrenten auf, Dienstleistungen rund ums Auto werden immer wichtiger. VW hat dazu etwa schon die neue Marke Moia gegründet.

"Volkswagen muss sehr viel flexibler werden in seinen Strukturen", meinte Bratzel, der das Automanagement-Institut CAM in Bergisch Gladbach leitet. Er hält kleinere Einheiten für nötig. "Bei VW braucht es eine neue Kultur von Flexibilität und schnellen Entscheidungswegen, aber das kann nicht von heute auf morgen gehen."

Müller hatte zuletzt auch branchenintern für Aufsehen gesorgt, weil er die bestehenden Steuervorteile für Dieselsprit in Zweifel gezogen hatte. Konkret schlug er eine schrittweise Umschichtung der Steuererleichterungen hin zu alternativen Antrieben vor. Die Diesel-Neuzulassungen sind seit Monaten auf Talfahrt, der Antrieb ist für VW aber sehr wichtig. Der Konzern hat viel Geld in die Entwicklung der komplizierten und teuren Motoren gesteckt.

Den letzten tiefgreifenden Umbau hatte Volkswagen 2012 vollzogen. Damals hatte der Konzern unter anderem die Allianz seiner Nutzfahrzeug-Geschäfte vertieft, die Aktivitäten in China ausgebaut und Dutzende Management-Positionen neu besetzt – bei VW selbst, Audi, den leichten Nutzfahrzeugen, Bentley und in anderen Bereichen.

Weniger Zentralismus

Auch "Dieselgate" erhöhte dann den Druck, Kosten einzusparen. 2015 wurde eine Trennung von Konzern- und Markenfunktionen angeschoben. Die Verantwortung der Vertriebsregionen wurde ebenfalls gestärkt. So schuf VW eine eigene Marktregion Nordamerika, wo die Kernmarke lange der Konkurrenz hinterherfuhr. Später rief Müller die "Strategie 2025" aus – ein Ziel war der Abbau des Zentralismus im VW-Reich. "Es ist jetzt auch möglich, die Dinge zu delegieren", sagte er 2016.

Der SPD-Verkehrspolitiker Sören Bartol erhofft sich eine bessere Zusammenarbeit des Autokonzerns mit der Politik. "Ich hoffe, dass die Politik mit einem neuen Konzernchef einen Ansprechpartner bekommt, der auf Dialog und nicht auf Konfrontation setzt", sagte der SPD-Fraktionsvize am Mittwoch der dpa in Berlin. "Das setzt jedoch ein Grundverständnis voraus, dass die Hersteller bei der Entwicklung von neuen sauberen Autos noch eine Schippe drauflegen müssen."

FDP-Fraktionsvize Michael Theurer erklärte, dass VW den geplanten Wechsel an der Führungsspitze zu einem "Befreiungsschlag" nutzen müsse. "Dazu ist das Signal 'Ja. Wir haben verstanden!' erforderlich. Konkret heißt das, die Übernahme der Kosten für Hardware-Nachrüstungen für den maßgeblich von VW verursachten Dieselskandal zu übernehmen." Zudem müsse der neue Vorstandsvorsitzende Forderungen des aktuellen VW-Chefs Matthias Müller nach Einführung von Fahrverboten in Form einer blauen Plakette zurückziehen. (dpa)

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KOMMENTARE


Opelaner

11.04.2018 - 18:02 Uhr

Da dürfte doch bei Herrn Müller nochmal die Kasse klingeln !!! 11 Mio. Erfolgsprämie für 2017, noch laufender "Vertrag" bis 2020, dann dürfte er mit mehr als 20 Mio. Abfindung in den gesegneten Ruhestand gehen. Die Moral und Ethik dieses Konzerns ist nicht zu übertreffen ....wie ist dies zu rechtfertigen ?


Carajan

11.04.2018 - 19:14 Uhr

Alles wird ganz toll, ja mag sein - Fakt ist aber, bisher gibt’s nur Worthülsen und strategische Versprechen! Bis der Konzern eine erkleckliche Anzahl von PKW mit alternativen Antrieben auf den Markt bringen wird dauert bestimmt nochmal 5-7 Jahre. Ob für Herrn Diess solange Zeit bleibt ist abzuwarten.


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