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VW-Personalchef: Werk Salzgitter in alter Form nicht zukunftsfähig

13.09.2016 09:39 Uhr
Salzgitter braucht langfristig betrachtet neue Aufgaben.

Tausende Werker schrauben bei VW in Salzgitter an Motoren, ebenso bauen Tausende Kollegen in Kassel Getriebe. Doch beides ist künftig weniger gefragt. Was bedeutet das für die Job-Perspektiven?

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Im Wettlauf zur Elektromobilität sind nach Ansicht von Volkswagens Personalvorstand Karlheinz Blessing die teilebauenden VW-Fabriken zu grundlegenden Reformen gezwungen. "Der Wandel wird sich künftig besonders auf die Standorte auswirken, die Getriebe und Verbrennungsmotoren fertigen. Das lassen wir natürlich nicht einfach geschehen. Wir arbeiten intensiv an einem Konzept, das auch diese Standorte zukunftsfest macht", sagte der Manager dem "Handelsblatt" (Dienstag). Der VW-Konzern rechnet damit, dass 2025 jedes vierte Auto mit reinem Elektroantrieb vom Band rollt. Diese Wagen haben weder einen klassischen Verbrennungsmotor noch entsprechende Getriebe.

Für die sogenannten Komponentenwerke wie Kassel (Getriebe) und eben Salzgitter (Motoren) bedeutet das große Umwälzungen. Sie stehen schon heute im konzerninternen Wettbewerb, etwa aus Osteuropa.

Zu Salzgitter mit seinen rund 7.000 Beschäftigten sagte Blessing: "Der Verbrennungsmotor wird auf lange Sicht an Bedeutung verlieren. Damit würden dem Werk Produkt und Arbeit verloren gehen. Deshalb braucht Salzgitter langfristig betrachtet neue Aufgaben." Man prüfe daher Aktivitäten bei Batterien. "Bisher gibt es keine festen Pläne, aber eines ist klar: Wir wollen bei der Transformation ein Maximum an Arbeitsplätzen und alle Standorte erhalten."

Bekannt ist bereits, dass VW über eine eigene Produktion von Batterien nachdenkt, die das neue Herz der E-Mobilität bilden. Dabei will der Autobauer jedoch die Zellen, die die Batterie bilden, offensichtlich nicht selber machen. "Das wäre ein Witz", sagte Konzernchef Matthias Müller kürzlich mit Blick auf die Kosten.

Verhandlungen über "Zukunftspakt"

Der VW-Betriebsrat und die Arbeitgeberseite verhandeln derzeit einen "Zukunftspakt", der bei kritischen Punkten wie dem Motorenwerk in Salzgitter Sicherheiten für die Belegschaft regeln soll - also etwa Zusagen für künftige Produkte, Investitionen und Personalbedarf. Dieser Pakt soll weitgehend bis zur Etatrunde im November stehen.

Blessing sagte dem "Handelsblatt" dazu allerdings, dass die Frage nach der Batteriekompetenz wahrscheinlich mehr Zeit benötige: "Bei der Elektromobilität geht es um die Grundsatzfrage: Wo beginnt künftig unsere Wertschöpfungskette? Eine finale Antwort darauf werden wir bis November vermutlich nicht haben, denn wir müssen das Thema umfassend analysieren." Generell schloss er betriebsbedingte Kündigungen und das Schließen einzelner Standorte aus. Blessing betonte aber auch den Handlungsdruck für einen Wandel: "Wir können uns das gar nicht aussuchen, wir müssen den Umbau vorantreiben, wenn wir Konzern und Marke zukunftsfest aufstellen wollen."

Babyboomer-Generation hilft beim Abbau von Stellen

Blessing zufolge hilft die geburtenstarke Babyboomer-Generation beim Abbau von Stellen - die ersten dieser Kohorten gingen 2019 in Rente. Zudem solle lebenslanges Lernen im Beruf helfen, um Mitarbeiter für neue Aufgaben fit zu machen. "Es gibt aber auch Beschäftigte, denen wir nicht mehr mit IT-Qualifizierung kommen können, zum Beispiel, weil sie nur noch wenige Jahre bis zur Rente haben. In diesen Fällen haben wir Instrumente wie Altersteilzeit", so der Personalvorstand.

Zuletzt hinkte der von der Abgaskrise gebeutelte Konzern seinem Beschäftigungsrekord im Inland hinterher. Im ersten Halbjahr sank die Zahl der Mitarbeiter hierzulande um 600 auf 278 100. Zum Ende des ersten Quartals war der Schwund mit rund 800 noch größer ausgefallen. Weltweit ist der VW-Konzern dagegen weiter auf Wachstumskurs. (dpa)

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