Die Debatte über das mögliche Aus für den Verbrennungsmotor gewinnt in der Autobranche an Fahrt. Doch ein konkretes Datum für den Ausstieg von VW aus der Verbrennertechnologie ist aus der Sicht von Betriebsratschef Bernd Osterloh noch offen. "Wann das Ende des Verbrennungsmotors eingeläutet wird, entscheidet auch der Kunde", sagte er der VW-Betriebsratszeitung "Mitbestimmen", die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
In einigen Ländern sind schon Neuzulassungs-Stopps für Verbrenner beschlossen: Frankreich will bis 2040 aussteigen, Großbritannien von 2040 an. Jüngst hatte der chinesische Autokonzern Geely als Eigentümer der schwedischen Marke Volvo Cars die Abkehr vom reinen Verbrennungsmotor bei Volvo abgesegnet. Als erste große Traditionsmarke will der schwedische Autobauer ab 2019 neue Modellreihen nur mit elektrifizierten Antrieben fertigen - also Elektroautos und Hybride. Dies dürfte vor allem an der Lage in China liegen: Die Regierung in Peking treibt den Ausbau der E-Mobilität voran. Besonderer Kaufanreiz ist die bevorzugte Zulassung von E-Autos in großen Städten.
Anfang Dezember hatte VW-Chefstratege Michael Jost angekündigt, 2026 beginne der letzte VW-Produktstart auf einer Verbrennerplattform. Osterloh erklärte nun: "Ob ein solches Enddatum für einen Schlüsselbereich der deutschen Industrie 2026 kommt oder ob das eher 2030 oder 2035 ist, das muss sich erst noch zeigen." Osterloh machte klar, dass es bei der Rechnung "eine Menge Fragezeichen" gebe. Dabei gehe es um Ladeinfrastruktur, Rohstoffverfügbarkeit und Rohstoffpreise sowie den Strommix, also regenerative Energie. Zudem arbeiteten die Ingenieure daran, synthetische Kraftstoffe weiterzuentwickeln: "Es steht also auch an dieser Stelle noch gar nicht fest, ob der Verbrennungsmotor nicht noch auf diesem Weg ein viel längeres Leben haben wird", sagte Osterloh. Personalvorstand Gunnar Kilian betonte in dem gemeinsamen Interview: "Ich halte es für falsch, die neue Welt gegen die alte auszuspielen."
30 Milliarden Euro für die E-Mobilität
VW setzt künftig wie die gesamte Branche vornehmlich auf Elektroantriebe. Der Autobauer hatte Mitte November angekündigt, seine Investitionen in Elektromobilität, autonomes Fahren und Digitalisierung in den kommenden fünf Jahren auf knapp 44 Milliarden Euro aufzustocken. Davon seien 30 Milliarden Euro für die E-Mobilität bestimmt. Ziel sei, auch in schwierigen Zeiten "Wirtschaftlichkeit und Beschäftigung in Einklang zu bringen", sagte Kilian.
Beim Hochfahren der Elektromobilität sprach Osterloh von einem schwierigen Spagat und mahnte: "Er wird uns nur gelingen, wenn mindestens zwei Faktoren erfüllt werden: Die Kunden müssen unsere neuen E-Fahrzeuge auch kaufen. Das werden sie nur tun, wenn die nötige Ladeinfrastruktur endlich Formen annimmt." Die Rahmenbedingungen seien auch ein politischer Auftrag, betonte er. (dpa)
Frank Oesterle