Die Pkw-Nachfrage wird sich nach Einschätzung von Holger Santel, Vertrieb- und Marketingleiter Volkswagen Pkw, in den kommenden Monaten weiter erholen. "Es geht wieder vorwärts, wenn auch langsam", sagte der Manager im Interview mit AUTOHAUS. "Ganz klar: Wir laufen immer noch unter unseren Erwartungen. Das liegt aber nicht nur an der Zurückhaltung der Käufer, die sich langsam löst, sondern auch am Corona-bedingten Produktionsstopp. Den müssen wir erst einmal aufholen."
Volle Unterstützung der Händler
Auch die Händler würden die nach den acht Wochen Produktionsstopp fehlenden Verkäufe gerne wieder aufholen: "Wir unterstützen das gemeinsam mit dem Hersteller", sagte der Präsident des Volkswagen und Audi Partnerverbandes (VAPV), Dirk Weddigen von Knapp. Allerdings äußerte er Zweifel, ob das gelingt. "Man muss sich darüber im Klaren sein: Uns fehlen mit acht Wochen Produktionsausfall ein Sechstel der Jahresproduktion." Der Markt Deutschland, also Santel und sein Team, würden sich aber sehr dafür einsetzen, das Geschäft zu beflügeln. Dennoch sei man in Gesprächen zu einer Zielanpassung und sich auch bereits grundsätzlich darüber einig, dass eine solche nötig wird.
Minus 20 Prozent
Nach einem Einbruch im Mai um fast die Hälfte schrumpften die Pkw-Neuzulassungen im Juni um ein Drittel auf 220.300 Fahrzeuge. Für 2020 prognostiziert der Verband der Automobilindustrie (VDA) für den Weltmarkt ein Minus von 17 Prozent auf knapp 66 Millionen Pkw. Besonders stark wird der Rückgang in Europa mit 24 Prozent sein, gefolgt von den USA mit minus 18 Prozent und sogar China mit minus zehn Prozent. In Deutschland rechnet der VDA mit einem Rückgang der Pkw-Neuzulassungen um 23 Prozent auf 2,8 Millionen Einheiten. Auch der VAPV geht von einem Minus von rund 20 Prozent aus.
VW Tiguan (2021)
BildergalerieHoffnungsträger ID
Santel ist sich jedoch sicher: "Die Menschen wollen und brauchen weiterhin Mobilität. Mit unserem breiten Angebot an effizienten Verbrennern, Hybriden und den tollen neuen ID.-Modellen sind wir für die Zukunft gut aufgestellt." Der ID.3 ist auch ein Hoffnungsträger für die Händler in diesem Jahr: "Das Fahrzeug ist gut verkaufbar. Wir wären froh, wenn wir mehr als die 15.000 hätten, die hierzulande abgesetzt werden sollen", betonte Weddigen von Knapp. Die Kunden zeigten auch Verständnis für die fehlenden Softare-Features, die erst Ende des Quartals kommen sollen. Denjenigen, die schon vor längerer Zeit bestellt hätten, würden die drei Monate bis zum endgültigen Flash vergütet.
Tiguan E-Hybrid und Tiguan R
Zur aktuellen Liefersituation bzw. Verfügbarkeit von Golf 8 und Tiguan sagte VW-Manager Santel: "Beide Fahrzeuge können bestellt werden. Beim Golf erweitern wir das Angebot im Laufe des Jahres noch um den Golf GTI, die Plug-in Hybridvariante GTE in zwei Motorisierungsstufen, den GTD und eine R-Version." Das Update des Tiguan feierte am 1. Juli seine Weltpremiere und ist bereits im Vorverkauf. "In den kommenden Monaten wollen wir den Tiguan um einen effizienten Tiguan E-Hybrid und einen dynamischen Tiguan R ergänzen", so Santel. "Im vergangenen Jahr wurden weit über 900.000 Tiguan produziert - damit ist das Modell das beliebteste im Volkswagen-Konzern." Laut Weddigen von Knapp sind die derzeit sehr langen Lieferzeiten für den Tiguan den Kunden aber sehr schwer zu vermitteln. (rm/se/dp)
Das ausführliche Interview mit dem VW-Manager lesen Sie in AUTOHAUS 13/2020, das am 13. Juli erscheint. Darin spricht Santel unter anderem über die Situation im VW-Handel, den Start des ID.3, die aktuelle Rabatt-Aktion und das Agenturmodell.