Der Etappensieg vor einem US-Gericht in einem milliardenschweren Rechtsstreit nach der Übernahmeschlacht mit VW hat am Freitag die Aktien der Porsche Holding SE beflügelt. Die Anteilsscheine legten am letzten Handelstag des Jahres an der Börse um über sechs Prozent zu. Am Mittag standen die Papiere bei rund 61,70 Euro. Am Donnerstagabend hatte das Unternehmen mitgeteilt, ein Berufungsgericht habe entschieden, dass New York nicht der richtige Gerichtsstand für die Beurteilung der Ansprüche von Hedgefonds sei. Auf Bundesebene läuft noch ein weiteres Verfahren.
26 Fondsgesellschaften werfen dem Konzern Betrug und ungerechtfertigte Bereicherung vor. Der New York State Supreme Court hatte einen Antrag auf Klageabweisung zunächst zurückgewiesen, dagegen war Porsche in Berufung gegangen und bekam nun Recht. Die Kläger können laut Porsche nun innerhalb von 30 Tagen Rechtsmittel dagegen einlegen. Analyst Michael Punzet von der DZ Bank sagte, die zurückgewiesene Klage sei als Teilerfolg zu sehen, auch wenn die Entscheidung aus rechtlichen Gründen vorgenommen worden sei und nicht wegen der Klage selbst.
Die Hedgefonds wollen in den USA insgesamt mehr als 1,4 Milliarden Dollar (heute 1,06 Milliarden Euro) von der Porsche Holding. Die Fondsgesellschaften hatten vor dem New York State Supreme Court geklagt, nachdem das dortige Bundesgericht Ende 2010 eine Klage gegen die Porsche Holding abgewiesen hatte. In einem separaten Verfahren wird in den USA zudem auf bundesstaatlicher Ebene ebenfalls über Zuständigkeitsfragen verhandelt. Die Porsche SE hatte dabei in erster Instanz gewonnen. Die Gegenseite hat Berufung eingelegt, eine Entscheidung erwartet Porsche in den kommenden Wochen.
Klagen auch in Deutschland
Das Unternehmen kämpft infolge des 2009 zu Ende gegangenen Übernahmekampfs mit Volkswagen auch in Deutschland mit Klagen. Darüber hinaus ermittelt die Stuttgarter Staatsanwaltschaft wegen der gescheiterten Übernahme unter anderem gegen Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Die Behörde hatte kurz vor Weihnachten Anklage gegen den 60-Jährigen wegen Aktienkursmanipulation erhoben. Wiedeking weist die Vorwürfe zurück.
Der kleine Sportwagenbauer hatte ursprünglich den viel größeren VW-Konzern übernehmen wollen. Doch die Stuttgarter häuften einen massiven Schuldenberg an und scheiterten im Sommer 2009 mit ihren ehrgeizigen Plänen. Volkswagen drehte daraufhin den Spieß um. Seit August gehört das in der Porsche AG gebündelte Sportwagengeschäft komplett zu Europas größtem Autokonzern.
Die Porsche SE ist eine Holding, die etwa die Anteile an VW und Dividendenansprüche verwaltet. Sie will aber bald strategische Zukäufe in der Autowelt angehen. Das Klagerisiko infolge der Übernahmeschlacht blieb bei der Porsche Holding. (dpa)