Ein Roboterwagen von Uber hat im März eine Fußgängerin tödlich getroffen, weil die Software die Frau schlecht erkennen konnte und bei den Autos keine automatische Notbremsung vorgesehen ist. Die Frau, die beim Überqueren der mehrspurigen Straße ein Fahrrad schob, sei zwar sechs Sekunden vor dem Zusammenstoß von den Sensoren des selbstfahrenden Autos bemerkt worden, erklärte die US-Behörde NTSB in einem vorläufigen Unfallbericht am Donnerstag. Die Software habe sie aber zunächst als unbekanntes Objekt, dann als Fahrzeug und schließlich als Fahrrad eingeordnet – und sei sich unsicher gewesen, in welche Richtung sie sich überhaupt bewegt.
Erst 1,3 Sekunden vor dem Aufprall sei das Uber-Programm dann zu dem Schluss gekommen, dass eine Notbremsung notwendig sei, erklärten die NTSB-Experten weiter. Doch diese Entscheidung blieb folgenlos: "Uber zufolge sind Notbrems-Manöver abgeschaltet, wenn das Fahrzeug vom Computer gesteuert wird, um ein unberechenbares Verhalten des Fahrzeugs zu vermeiden." Stattdessen setzte Uber darauf, dass der Sicherheitsfahrer in Aktion tritt. Der muss sich aber auf seine Augen verlassen: "Das System sieht keine Warnmeldungen an den Operator vor."
Der Hergang des Unfalls im US-Bundesstaat Arizona warf die Frage auf, warum der Wagen weder abbremste noch auswich, obwohl die Sensoren die Fußgängerin erkannt haben müssten. Auch der Mensch am Steuer des Fahrzeugs reagierte nicht und schien laut Videoaufnahmen aus dem Innenraum vor dem Unfall abgelenkt gewesen zu sein. Die NTSB-Experten erklärten, dass die Sicherheitsfahrerin nach eigener Aussage auf einen Bildschirm des Roboterwagen-Systems schaute. Ihre Smartphones seien nicht in Betrieb gewesen. Die Uber-Wagen waren zunächst mit einem Sicherheitsfahrer und einem Ingenieur, der die Systeme überwachte, unterwegs – später wurden auf den Techniker verzichtet.
Testfahrten sollen bald wieder starten
Die Uber-Roboterwagen stehen seit dem Unfall still. Am Vortag kündigte Uber an, die selbstfahrenden Autos würden komplett aus Arizona abgezogen werden und ihre Entwicklung in Pittsburgh und San Francisco gebündelt. Zugleich halte der Fahrdienst-Vermittler an der Entwicklung von Technologien für autonomes Fahren fest und wolle die Testfahrten "in naher Zukunft" wieder aufnehmen, betonte eine Sprecherin.
Die NTSB (National Transportation Safety Board) ermittelt bei Flugzeugunglücken und anderen Unfällen, die grundsätzliche Bedeutung haben könnten. Sie ist sehr einflussreich, obwohl sie formell nur Empfehlungen abgeben kann. Aktuell untersuchen NTSB-Experten auch mehrere Unfälle mit Fahrzeugen des Elektroautobauers Tesla. Dabei geht es um Batteriebrände und die Arbeit des Fahrassistenzsystems Autopilot. (dpa)
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