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Technologie: Wird das Auto zum Smartphone-Zubehör?

04.06.2015 11:37 Uhr
Apple Carplay
Die Digitalisierung weicht die Vormachtstellung der Autobauer in ihrer eigenen Branche auf. Apple und Google sind auf dem Weg ins Cockpit.
© Foto: Daimler

Die Digitalisierung weicht die Vormachtstellung der Autobauer in ihrer eigenen Branche auf. Apple und Google sind auf dem Weg ins Cockpit - und auch ganz neue Player wollen mitmischen.

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Von Andrej Sokolow, dpa

Der Wettstreit zwischen Autoindustrie und IT-Konzernen um die Führungsrolle im Fahrzeug-Cockpit heizt sich auf. Während Apple und Google mit Rückenwind des Smartphone-Erfolgs die Displays der Infotainment-Anlagen besetzen, rüsten die Hersteller zur Gegenwehr. Die Branchenriesen Ford und Toyota prüfen eine Kooperation bei Systemen zur Integration von Smartphones in künftigen Modellen, wie sie am Mittwoch beim Finanzdienst Bloomberg ankündigten (wir berichteten). Damit würden sie verstärkt mit Carplay von Apple oder Android Auto von Google konkurrieren. 

Carplay und Android Auto waren vor einem Jahr vorgestellt worden und finden jetzt allmählich den Weg in neue Fahrzeuge von Marken wie Audi, Chevrolet oder Hyundai. Die Systeme lassen ausgewählte Smartphone-Apps zur Unterhaltung oder Navigation auf dem Auto-Bildschirm erscheinen und binden auch Kurzmitteilungen und Anrufe ein. Die meisten Hersteller unterstützen beide Plattformen und bauen weiterhin auch eigene Lösungen ein. Toyota und Ford sind auch Partner bei Carplay. Ford ist im Gegensatz zum japanischen Konzern ebenso bei Android Auto dabei. 

"In der Industrie wird viel diskutiert über das Verhältnis zu Google und Apple", sagt ein gut vernetzter Unternehmensberater, der die Hersteller bei der Entwicklung eigener Systeme unterstützt. "Die Autobauer haben Angst, Daten an Google und Apple zu verlieren." Es gehe um Kontrolle: "Carplay und Android Auto sind so designt, dass das Auto zum Zubehör des Smartphones wird." Zudem vermissten die Konzerne Spielraum für Differenzierung: "Zu ihrem Geschäftskonzept gehört, dass die Bedienung in einem Maserati hochwertiger aussieht als in einem Fiat." 

Infotainment-Lösung aus eigener Entwicklung

Der italienische Autobauer versucht bei seinem neuen Fiat 500X noch einmal, mit einer Infotainment-Lösung aus eigener Entwicklung dagegenzuhalten. Das System im Cockpit nutzt zwar das Smartphone zur Internet-Verbindung - die gesamte Bedienoberfläche wurde aber bei Fiat unter anderem mit Hilfe des US-Konzerns Harman entwickelt. Zugleich ließ Fiat-Chef Sergio Marchionne jüngst eine kleine Schockwelle durch die Branche gehen, als er erklärte, er sei bei seiner Suche nach einem starken Partner auch offen für Allianzen mit Apple und Google. 

Marchionne tauchte außerdem im Silicon Valley auf und traf sich dort mit Apple-Chef Tim Cook sowie mit dem Gründer des Elektroauto-Bauers Tesla, Elon Musk. Cook sei interessiert in Apples "Intervention im Auto", erklärte der Fiat-Chef danach etwas kryptisch. Das gießt Öl ins Feuer der seit Monaten andauernden Gerüchte, Apple arbeite an einem Elektroauto, das zum Jahr 2020 auf den Markt kommen könnte.

Die Spekulation kommt Apple - vielleicht auch mit Blick auf Gespräche mit den Autobauern - ganz offensichtlich nicht ungelegen. So schürte Top-Manager Jeff Williams, der bei Apple für das Tagesgeschäft zuständig ist, die Gerüchte vergangene Woche sogar selbst. "Das Auto ist das ultimative Mobil-Gerät, nicht wahr?", antwortete er mit einem verschmitzten Lächeln auf die Frage nach möglichen künftigen Produktbereichen auf einer Konferenz des Tech-Blogs "Recode".

Attacke gegen Apple

Die Anspannung liegt inzwischen spürbar in der Luft. Volkswagen-Chef Martin Winterkorn holte vor wenigen Tagen zu einer überraschenden Attacke gegen den Apple aus. "Ein Konzern wie Apple lässt seine Produkte nahezu ausschließlich bei Zulieferern in Asien fertigen - unter teilweise fragwürdigen Bedingungen", kritisierte er bei einer Forschungskonferenz in Berlin. "Das ist nicht unsere Vision!" Das Apple inzwischen seine weltweiten Zulieferkette einer strikten Kontrolle unterzieht, ließ der Konzern-Boss dabei unerwähnt.

Fest steht, dass sich das Auto in den kommenden Jahren gewaltig verändern wird. Selbstfahrende Fahrzeuge könnten auf lange Sicht ohne Lenkräder und Pedale auskommen, wie es Google schon jetzt bei seinen kugeligen Prototypen verspricht. Ein Umstieg auf Elektro-Mobilität wird ganze Teil-Industrien etwa in der Produktion von Benzinmotoren oder Getrieben schröpfen. Und je tiefer die Elektronik ins Auto vordringt, desto mehr Gewicht bekommen die IT-Schwergewichte aus dem Silicon Valley, allen voran Google und Apple.

Dazu könnten die Autokonzerne es mit noch ganz neuen Playern zu tun bekommen. An die Roboterwagen von Google haben sich inzwischen alle gewöhnt, aber selbst der Exot Local Motors, der auf Autokarosserien aus dem 3D-Drucker setzt, traut sich zu, mit der Zeit ein selbstfahrendes Fahrzeug auf die Straße zu bringen. "Warum nicht? Wir rechnen damit, dass die Technologie rasch günstig verfügbar sein wird", sagt Europachef Damien Declercq. Und Taxi-Schreck Uber holte sich auf einen Schlag 40 Forscher vom Robotik-Labor der Universität Carnegie Mellon, einem Vorreiter bei selbstfahrenden Fahrzeugen.

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