Mehrere tausend Daimler-Beschäftigte im Düsseldorfer Sprinter-Werk haben aus Protest gegen mögliche Stellenstreichungen für Stunden die Arbeit niedergelegt. Sie befürchten, dass in dem NRW-Werk zur Produktion des Großtransporters mit rund 6.500 Beschäftigten bis zu 1.800 Stellen wegfallen und in die USA ausgelagert werden. Dort plant Daimler laut IG Metall ein weiteres Werk für die Belieferung des nordamerikanischen Marktes. Die Aktionen fanden in der Nacht zu Dienstag, am frühen Morgen und um die Mittagszeit jeweils für die verschiedenen Schichten statt. Laut IG Metall nahmen insgesamt rund 3000 Beschäftigte teil.
Ein Daimler-Sprecher betonte, dass der Standort Düsseldorf nicht infrage stehe. Betriebsbedingte Kündigungen seien zudem bis Ende 2016 ausgeschlossen. Die grundsätzliche Entscheidung über die Produktionsstrategie des Sprinter werde bis zum Jahresende fallen. Da sich der Großtransporter in Nordamerika besonders gut verkaufe, müsse der Konzern überlegen, wie dieser Markt künftig entsprechend bedient werden könne, erklärte der Sprecher.
In Bremen fand am Dienstag dem Vernehmen nach eine Aufsichtsratssitzung statt, bei der es auch um die künftige Strategie der Transportersparte ging. In Deutschland produziert Daimler den Großtransporter derzeit in Düsseldorf und in Ludwigsfelde. Sprinter-Werke gibt es zudem in China, Russland, Argentinien und den USA in Ladson bei Charleston im Bundesstaat South Carolina. Dort wird bereits für den amerikanischen Markt produziert.
In der Marktkrise 2008 hätten die Düsseldorfer Beschäftigten Kurzarbeit hingenommen, nach dem Anziehen der Nachfrage Sonderschichten gefahren und die Wochenenden durchgearbeitet, erklärte die IG Metall. Jetzt würden sie für ihr Engagement abgestraft. "Das Werk war und ist profitabel", sagte der IG Metall-Bundesvize Jörg Hofmann, der auch Aufsichtsratsmitglied bei Daimler ist. Er erwarte vom Vorstand, die Beschäftigung im Düsseldorfer Werk stabil zu halten. Sollte die Geschäftsleitung an ihren Plänen festhalten, könnten bald weitere Aktionen folgen, drohte der Betriebsratschef im Sprinterwerk, Thomas Weilbier.
"Nicht auf dem Rücken und zum Schaden der Menschen"
Unterstützung gab es auch von Daimlers Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht. Er forderte eine sichere Perspektive für die Beschäftigten im Düsseldorfer Sprinter-Werk. "Die Internationalisierung des Unternehmens darf nicht auf dem Rücken und zum Schaden der Menschen stattfinden, die die Mittel für Investitionen im Ausland erwirtschaften", sagte Brecht, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei Daimler ist. "Düsseldorf muss wie die anderen Standorte an der erfolgreichen Wachstumsstrategie des Unternehmens teilhaben." (dpa)