Trotz der aktuellen Corona-Unsicherheiten will Seat das Geschäft mit seiner jungen Sportmarke Cupra stark beschleunigen. "Wir wollen in diesem Jahr den Absatz mehr als verdoppeln", sagte Vorstandsvorsitzender Wayne Griffiths am Montag in Barcelona. 2020 hatte Cupra 27.000 Fahrzeuge ausgeliefert. Geplant sei, dass die Marke 2021 rund eine Milliarde Euro zum Gesamtumsatz des spanischen Autobauers beitrage. Das wären über zehn Prozent der Erlöse. Griffiths: "Cupra wird eine immer wichtigere Rolle im Seat-Konzern spielen."
Gleichwohl betonte der Unternehmenschef, dass die Kernmarke Seat auch in den kommenden Jahren den Schwerpunkt beim Volumen bilde. Er verwies unter anderem auf Milliarden-Investitionen in die neue Generation des Kompaktmodells Leon. "Cupra kann und wird Seat nicht ersetzen, das Volumen kommt on-top." Das Fabrikat habe eine komplett andere Zielsetzung als "Zukunftsmarke" und siedle sich zwischen dem Massen- und dem Premiummarkt an.
Wichtigste Säule der Cupra-Wachstumsstrategie wird laut Griffith der Ausbau des Angebots elektrisch angetriebener Modelle sein, mit denen die Spanier vor allem in bereits stark elektrifizierten Märkten wie den Niederlanden und Norwegen punkten wollen. Erst kürzlich wurde das Angebot um erste Plug-in-Hybride erweitert. Noch in diesem Jahr sollen zwei weitere PHEV-Modelle folgen.
Elektroauto Born auch im Abo
Im vierten Quartal 2021 kommt mit dem Born (bisher el-Born) außerdem der erste Vollblutstromer von Cupra auf den Markt. Der in Zwickau produzierte ID.3-Ableger soll neben einer sportlichen Performance außerdem über 500 Kilometer Reichweite bieten. Griffiths: "Das wird ein großer Schritt nach vorne." Den Born werde der Kunde kaufen, finanzieren, leasen und auch abonnieren können. Damit wolle man der "nächsten Generation von Elektroauto-Käufer" größtmögliche Flexibilität bieten.
Cupra Formentor VZ5
BildergalerieGriffiths bestätigte auch die Serienproduktion des 2019 vorgestellten Elektro-SUV-Coupés Cupra Tavascan. "Wir wollen unser Traumauto in die Realität bringen", so der Topmanager. Ein Zeitpunkt für den Marktstart nannte er allerdings noch nicht. Zugleich arbeite der Hersteller im VW-Konzernverbund auch an einem Elektrofahrzeug unterhalb des Born.
Die zunehmende Elektrifizierung der Modellpalette soll Cupra auch helfen, im Geschäft mit gewerblichen Kunden Boden gutzumachen. "Jetzt ist der Moment, in diesem Markt Gas zu geben", unterstrich Griffiths. Er verwies auf die umfassenden Fördermaßnahmen für PHEV und BEV in Europa. User-Chooser wolle Cupra mit dem Formentor und dessen breiten Motorenangebot überzeugen. Auch der Handel sei mittlerweile für das wichtige Geschäft mit Großkunden befähigt. Wie bei den Schwestermarken VW und Audi habe man in Deutschland ein Agentursystem umgesetzt.
Unechte Agentur kommt
Hinsichtlich des Vertriebsmodells ergänzte Griffiths, mit der Einführung des Born auf eine unechte Agentur umzuschalten. "Wir haben hier viel von VW gelernt." Es gelte, den europäischen Handel an das Thema heranzuführen und die Prozesse sowie die IT in den Autohäusern darauf vorzubereiten. Dafür eigne sich das begrenzte Volumen des Born. Grifftihs weiter: "Unser Plan ist, die komplette Cupra-Palette ab 2023 in die Agentur zu bringen." Die Marke Seat bleibe im aktuellen Vertriebssystem.
Zum weiteren Wachstum der Marke soll auch der Ausbau des Händlernetzes beitragen. Bis Ende 2022 sollen weltweit 800 Cupra-Standpunkte entstehen. Griffiths kündigte in diesen Zusammenhang an, spätestens zur IAA 2021 einen neuen Brandstore in München zu eröffnen. Die "Cupra City Garage" soll nach AUTOHAUS-Informationen am Odeonsplatz entstehen - und damit in unmittelbarer Nähe zu Mercedes-Benz und Maserati. Weitere Details sollen in Kürze bekannt gegeben werden. Parallel wollen die Spanier ihre Wahrnehmbarkeit durch ein erweitertes Lifestyle-Angebot und die Fortsetzung des Motorsport-Engagements erhöhen. (rm/rp)