Schwächelnde Verkäufe und hohe Materialpreise machen Ford in Europa zu schaffen. Im vergangenen Jahr hat der US-Autobauer auf dem von Schuldenkrise und Rezessionsängsten geplagten Kontinent operativ 27 Millionen Dollar (21 Millionen Euro) verloren. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte ging es abwärts. Vor einem Jahr hatte Ford hier noch 182 Millionen Dollar verdient.
"Wir wissen, dass Herausforderungen vor uns liegen, es gibt aber auch Chancen", sagte Konzernchef Alan Mulally am Freitag am Firmensitz in Dearborn nahe Detroit. Branchenexperten und die Auto-Konzerne selbst rechnen damit, dass in Westeuropa angesichts der wirtschaftlichen Probleme 2012 weniger Autos verkauft werden. Dagegen soll das Geschäft in Nordamerika und China weiter anziehen.
"Wir bleiben aus den naheliegenden Gründen vorsichtig in Europa", sagte Finanzchef Lewis Booth in einer Telefonkonferenz. "Wir haben noch keine Verkaufseinbrüche gesehen, aber die Rabatte nehmen zu." Auf die Frage, ob Europa im laufenden Jahr wieder Gewinn abwerfen werde, sagte Booth: "Es ist zu früh, um darauf eine Antwort zu geben."
Ford-Chef Mulally hatte sich erst im November bei einem Besuch zum Standort Deutschland bekannt. Bis mindestens 2017 sind hierzulande ohnehin betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Der Konzern hat große Werke in Köln und Saarlouis und beschäftigt rund 24.000 Menschen, weltweit sind es 164.000 in rund 70 Werken. In Deutschland wurden nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes 2011 annähernd 231.000 Fords neu zugelassen, der Marktanteil erreichte einen Wert von 7,3 Prozent. In Gesamteuropa sind es nach Firmenangaben 8,3 Prozent, auf dem großen US-Markt kommt Ford indes auf einen doppelt so hohen Anteil.
Heimatmarkt als Rettungsanker
Die guten Verkäufe in der Heimat haben Ford im vergangenen Jahr gerettet und die Schwächen in anderen Regionen ausgeglichen. Ford wurde weltweit 5,7 Millionen Autos los, das waren 400.000 mehr als 2010. Zum Vergleich: VW kam konzernweit auf 8,2 Millionen und Branchenprimus General Motors auf neun Millionen Wagen.
Der Umsatz von Ford kletterte um 13 Prozent auf 136,3 Milliarden Dollar. Dabei ist die zwischenzeitlich verkaufte schwedische Premiumtochter Volvo herausgerechnet. Der Gewinn schoss auf 20,2 Milliarden Dollar hoch – mehr als drei Mal soviel wie im Vorjahr. Das lag allerdings vor allem an einem Steuereffekt. Operativ stieg der Ford-Gewinn auf Jahressicht um sechs Prozent. Die Aktionäre waren angesichts eines durchwachsenen Schlussquartals aber unzufrieden. Die Aktie fiel um frühen New Yorker Handel um mehr als vier Prozent.
Asien erwies sich als zusätzlicher Bremsklotz. Die Überschwemmungen in Thailand hatten zu Produktionsausfällen geführt. Wie in Europa lief auch hier im Schlussquartal und im Gesamtjahr ein Verlust auf. Unterm Strich, das betonte das Management, gehe es Ford aber besser als vor einem Jahr. "2011 haben wir einen Meilenstein erreicht in unseren Bemühungen, die Bilanz zu stärken", sagte Finanzchef Booth. Die Schulden sanken, die flüssigen Mittel stiegen. "Der Weg ist frei, dass wir wieder eine Dividende im Quartal zahlen können", sagte Booth. Vorerst sollen es fünf Cent sein.
Ziel ist die Auto-Topliga
Ford hat ein Comeback hinter sich: Der Konzern stand am Abgrund, ehe der ehemalige Boeing-Manager Mulally 2006 antrat und das Steuer herumriss. Während die beiden heimischen Rivalen General Motors und Chrysler im Krisenjahr 2009 pleitegingen und vom Staat gerettet werden mussten, überlebte Ford aus eigener Kraft.
Mulallys Ziel ist es, Ford in die Topliga der Autobauer zu führen. Die Verkäufe sollen bis 2015 auf rund acht Millionen Autos jährlich steigen. Vor allem in den Schwellenländern Asiens will das Unternehmen zulegen. Das ist eine Kampfansage an das Führungstrio Toyota, General Motors und Volkswagen. Die drei Autoriesen schlagen dort einen guten Teil ihrer Fahrzeuge los. Ford, so erklärte das Management, sei auf gutem Wege, sein Ziel zu erreichen.