Bei seiner bisher größten Rückrufaktion in China holt der Volkswagenkonzern 384.000 Autos wegen Problemen mit dem Direktschaltgetriebe in die Werkstatt. Europas größter Autobauer sprach am Mittwoch in Peking von einer "freiwilligen" Vorsichtsmaßnahme auf seinem weltweit wichtigsten Absatzmarkt. Die Probleme plagen Volkswagen in China schon seit einem Jahr. Da die Installation neuer Software bei mehr als 90 Prozent der Autos nicht die gewünschte Lösung gebracht hat, entschied sich Volkswagen für den Rückruf und ein Auswechseln der Getriebemechatronik.
"In einzelnen Fällen kann eine elektrische Fehlfunktion in der Kontrolleinheit oder ein Mangel an Öldruck in der Getriebemechatronik zu einer Unterbrechung der Stromversorgung führen", hieß es in einer Stellungnahme. Die Steuerung und Bremsen seien in dem Fall aber nicht betroffen. Der Fahrer könne das Auto weiter kontrolliert und sicher zum Stehen bringen. Autos, die heute verkauft würden, seien nicht betroffen, hieß es in einer Erklärung weiter.
Der Rückruf erfolgte auf wachsenden öffentlichen Druck und war am Samstag angekündigt worden. Die chinesische Qualitätsaufsicht (AQSIQ) hatte Volkswagen zuvor aufgefordert, defekte Autos zurückzurufen. Die Behörde reagierte auf einen Bericht des Staatsfernsehens CCTV am Freitag über die Probleme und unzufriedene Kunden. "Volkswagen reagiert so schnell, weil es den schlechten Einfluss rasch und wirksam beseitigen will", schrieb die Zeitung "Diyi Caijing". Es scheine aber, dass der Absatz von Volkswagen durch die Probleme bislang nicht beeinträchtigt sei, schrieben mehrere Medien.
Mediendruck in China
"Wenn das Getriebeproblem weiter köchelt, könnte der Umsatz von Volkswagen ernsthaft beeinträchtigt werden, was eine Chance für Wettbewerber wäre, Volkswagen zu überholen", warnte gleichwohl das Blatt "Meiri Jingji Xinwen" in seiner Onlineausgabe. Auf dpa-Anfrage wiesen chinesische Experten Schätzungen zurück, dass die Aktion bis zu 400 Millionen Euro kosten könnte, mochten sich aber nicht festlegen. Da Volkswagen die Reparatur zum Selbstkostenpreis günstig machen könne, müsse es deutlich weniger sein, hieß es.
Bei der Rückrufaktion, die am 2. April beginnt, wollen Volkswagen und seine beiden chinesischen Joint Venture-Partner die Getriebemechatronik ersetzen und die neueste Software installieren. Nach Angaben der Qualitätsaufsichtsbehörde sind Autos aus chinesischer Produktion vom Typ Passat, Touran, New Bora, Sagitar, Magotan, Lavida und Skoda Octavia, Superb sowie importierte Modelle wie Golf Variant, Scirocco, Cross Golf und Audi A3 betroffen.
Von den 9,1 Millionen Autos der Volkswagengruppe weltweit wurden im vergangenen Jahr 2,8 Millionen allein in China verkauft. VW-Chef Martin Winterkorn kündigte diesen Monat an, auf dem wichtigsten Fahrzeugmarkt der Welt in China sieben der derzeit zehn weltweit geplanten Werke bauen zu wollen. (dpa)
Tan Tsung