Die Insolvenzverwalter von Rover haben am Montag das ganze Ausmaß der Krise beim englischen Autobauer enthüllt. "Die Gruppe verliert jeden Monat 20 bis 25 Mio. Pfund", sagte der Insolvenzverwalter Ian Powell von PriceWaterhouseCoopers. Das entspricht einem monatlichen Minus zwischen 29 Mio. und 36 Mio. Euro. Hätte die britische Regierung dem Unternehmen am Sonntag nicht einen Kredit von 6,5 Mio. Pfund gewährt, hätte er mit Beginn dieser Woche 5.300 der 6.000 Beschäftigten entlassen müssen, sagte Powell. So aber habe Rover noch eine "Atempause" von einer Woche. Pläne, die Autoproduktion wieder aufzunehmen, gebe es zurzeit nicht. Rover ist seit Freitag zahlungsunfähig. Powell will in den nächsten Tagen die Übernahmegespräche mit der chinesischen Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC) wieder in Gang bringen, doch die Chancen dafür stehen nicht gut. Ein SAIC-Sprecher sagte der "Times": "Es ist höchst unwahrscheinlich, dass SAIC irgendwelche Verhandlungen eröffnen kann, solange MG Rover insolvent ist." Der Generalsekretär der Verkehrs- und Allgemeinen Arbeiter-Gewerkschaft, Tony Woodley, sagte, die Chinesen seien Rovers einzige Hoffnung. Analysten bewerteten die Überlebenschancen der ehemaligen BMW-Tochter als gering. Die EU-Kommission ermahnte die britische Regierung, die Millionen-Hilfe für Rover zur Prüfung anzumelden. Ein Sprecher sagte in Brüssel: "Wir erwarten eine Anmeldung binnen der kommenden 24 Stunden." Wahlkampfthema Rover Rover wurde unterdessen zum Thema im britischen Wahlkampf. Der konservative Oppositionsführer Michael Howard warf Premierminister Tony Blair vor, sich "viel zu spät eingeschaltet" zu haben. Blair sagte, die Industrie sei für Großbritannien trotz aller Bedeutung des Dienstleistungssektors "von entscheidender Wichtigkeit". Weitere finanzielle Zusagen machte er aber nicht. Bei SAIC wollte sich niemand äußern. Nach chinesischen Presseberichten war SAIC bei den Verhandlungen überrascht, dass der finanzielle Zustand von Rover noch schlechter war als ursprünglich erwartet. Sorgen gebe es auch über die Lage der Muttergesellschaft Phoenix Venture Holding. Die Verhandlungen seien gescheitert, weil SAIC nur zum Kauf bereit gewesen wäre, wenn die britische Regierung einen Kredit von 100 Mio. Pfund gewährt hätte, berichteten Zeitungen unter Berufung auf informierte Kreise. Der chinesische Autobauer sei besorgt gewesen, sich am Ende einen Haufen Schulden aufzuhalsen, und nicht bereit, ein höheres Angebot zu machen. (dpa/pg)
Rover verbrennt täglich eine Million Euro
Krise schwerer als erwartet / Finanzspritze durch Britische Regierung wendet Entlassungen bis Ende der Woche ab