BMW ist nach einem schwierigen ersten Halbjahr jetzt wieder stärker unterwegs: Umsatz und Gewinn legten im dritten Quartal überraschend deutlich zu. Vorstandschef Oliver Zipse sagte bei der Vorlage seiner ersten Zwischenbilanz am Mittwoch in München: "Wir liegen auf Kurs, um unsere Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen."
Mit entscheidend dafür ist die Nachfrage in China, wo BMW dieses Jahr 15 Prozent mehr Autos verkaufte als im Vorjahr. Der Absatz in Europa und Amerika stagniert, "China wächst dagegen derzeit stärker als gedacht", sagte Finanzvorstand Nicolas Peter. Während mehrere Autobauer und Zulieferer erwarten, dass der weltweite Automarkt in den nächsten fünf Jahren schwächelt, betonte Zipse, die Nachfrage nach teuren Autos sei robust.
Der Konzernumsatz stieg im dritten Quartal um fast acht Prozent auf 26,7 Milliarden Euro, der Gewinn vor Steuern legte sogar um 23 Prozent zu auf 2,25 Milliarden Euro. Analysten hatten weniger erwartet. Finanzchef Peter erklärte, BMW habe mehr SUV- und Oberklassefahrzeuge verkauft und auch von Währungseffekten profitiert. Und im Vorjahr hatten Rückrufe und die Umstellung auf den WLTP-Abgasstandard den Quartalsgewinn belastet.
Für das Gesamtjahr sieht es aber weniger freundlich aus. Wie der große Konkurrent Daimler erwartet BMW zwar ein leichtes Absatzwachstum, aber deutlich weniger Gewinn als im Vorjahr. Im vergangen Jahr war das Vorsteuerergebnis bereits auf 9,6 Milliarden Euro gesunken. Dieses Jahr werde es noch einmal deutlich darunter liegen, sagte Peter. Und wie Daimler und Audi will BMW massiv sparen, um die enormen Investitionen in Elektromobilität stemmen zu können.
In den ersten neun Monaten hat BMW nur 5,0 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern erwirtschaftet, 35 Prozent weniger als im Vorjahr. "Unser Anspruch ist jedoch ein anderer", sagte Peter. Nicht einmal die Hälfte des Gewinneinbruchs ist mit der Rückstellung von 1,4 Milliarden Euro für eine drohende EU-Kartellstrafe zu erklären. Statt der für dieses Jahr angepeilten Gewinnmarge - vom Umsatz im Autosegment sollen mindestens 4,5 Prozent als Betriebsgewinn bleiben - müsse BMW "langfristig" wieder mindestens acht Prozent schaffen, betonte Zipse: "Das erwartet auch der Kapitalmarkt von uns - und daran arbeiten wir konsequent."
Kosten steigen schneller als die Einnahmen
Das Problem ist: Die Kosten steigen schneller als die Einnahmen. Die Forschungs- und Entwicklungskosten stiegen im laufenden Jahr um neun Prozent, die Investitionen um 14 Prozent. BMW hat inzwischen zehn Hybride und zwei vollelektrische Autos am Markt - der erste Elektro-Mini ist in Oxford gerade vom Band gelaufen. 2021 werde BMW bereits jedes vierte seiner Autos in Europa mit Hybrid- oder Elektroantrieb verkaufen, kündigte Zipse an. Diese Autos werfen zwar weniger Gewinn ab. Doch BMW werde die CO2-Vorgaben der EU einhalten, sagte Zipse. Sonst drohen Strafzahlungen.
Bis 2022 will BMW nun zwölf Milliarden Euro einsparen - auch durch "Senkung der Personalkosten", wie Peter sagte: Das werde man "sehr konsequent angehen". Geplant sind weniger Leiharbeiter, kürzere Arbeitszeiten und weniger Erfolgsprämie für feste Mitarbeiter, Verzicht auf Nachbesetzung für frei werdende Stellen. Bis Jahresende soll eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat stehen. Die größeren Brocken bei den Einsparungen sollen aber aus dem Einkauf, der Reduzierung der Benzin- und Dieselvarianten bei vielen Modellen und Partnerschaften in und außerhalb der Branche kommen. Weltweit ist die Zahl der BMW-Mitarbeiter binnen Jahresfrist sogar um 800 gestiegen - auf nunmehr 135.500 Beschäftigte. (dpa)
Timo Schultz