Porsche hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2030 will ausgerechnet der Autobauer, der wie wohl nur wenige andere für Petrol Heads, PS und Power steht, zu 80 Prozent elektrisch unterwegs sein. Auf gutem Weg sind die Zuffenhausener mit ihrem E-Sportwagen Taycan – doch damit ist es längst nicht genug: Um noch mehr Kunden das Thema "Elektromobilität" schmackhaft zu machen, hat der Stuttgarter "Sportwagenhersteller" nun in einem Gewerbegebiet in Bingen seine weltweit erste barrierefreie "Charging Lounge" offiziell eingeweiht. Für den Standpunkt habe man sich der hohen Verkehrsdichte und sehr guten Lage wegen ("zwischen Hockenheim und Nürburgring, für Porsche nicht unwichtig") entschieden.
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An sechs Ladepunkten des Südtiroler Elektronikspezialisten Alpitronic können (vorerst) nur Porschefahrer ihre Fahrzeuge ultraschnell aufladen. Man wolle die Auslastung analysieren, bevor man eventuell Fremdfabrikate zulässt. Die Schnelladestation in unmittelbarer Nähe des Autobahn-Dreiecks A60 und A61 ist allerdings auch zunächst ein Pilotprojekt.
Porsche Charging Lounge
BildergalerieInsgesamt sechs Ladesäulen stehen für die Porsche-Stromversorgung bereit – jede leistet bis zu 300 kW – und damit mehr als nötig für die Porsche Taycan, die maximal 270 kW vertragen. Ein Aspekt, der den Verantwortlichen bei diesem "Premium-Ladeerlebnis" wichtig ist: Porsche-Kunden wollen nicht nur schnell fahren, sondern ebenso rasch laden. Bald sollen sogar 400 kW möglich sein. Wer sich ein bisschen mehr Zeit nimmt: Zusätzlich stehen vier AC-Charger bereit, die auch Plug-in-Fahrzeuge mit bis zu 22 kW "betanken" können. Für die Ladevorgänge wird selbstverständlich Ökostrom verwendet. 33 Cent pro Kilowattstunde berechnet der Porsche Charging Service – exakt so viel, wie man an Ionity-Schnellladern zahlt. Die ersten drei Jahre ist die Grundgebühr für Taycan-Fahrer inkludiert. Danach beträgt die "Jahres-Mitgliedschaft" 179 Euro.
Um sowohl die Ladestationen als auch den Lounge-Bereich nutzen zu können, ist eine Porsche ID erforderlich, die mit dem Fahrzeug verknüpft sein muss. Bei Hinterlegung des Nummernschilds in der Porsche ID wird das Kennzeichen identifiziert und die Schranke geöffnet. Die Fahrzeugkennzeichnung kann bequem in der MyPorsche App gespeichert werden. Alternative: Der Kunde erhält über die Porsche Charging Card oder einen QR-Code aus der App Zutritt zum videoüberwachten Standort sowie zur Lounge.
Ein wenig euphemistisch ist der Begriff "Lounge" – denn eine Lounge sucht man hier vergebens: Zwar sind die Ladesäulen überdacht (und mit einer Photovoltaikanlage versehen), die "Lounge" ist allerdings eher ein wenige Quadratmeter großer Glas-Kabuff mit Kaffee- und Süßigkeiten-Automat, Toiletten und Bar-Hockern statt Loungesesseln. Nettes Gimmick: Vor einem "smarten" Spiegel können gestresste Fahrer nach langen Touren ein paar Workouts absolvieren.
Die Reduktion auf das Wesentliche sei so gewollt, Porsche-Fahrer wollen ja schnell fertig mit dem Landevorgang sein, da brauche es keine riesige Wohlfühlwelt, wie es Audi beispielsweise bei seinen Hub anbietet. Da muss der Schnell-Imbiss reichen. Stylish und geschmackvoll designt ist der teilverglaste Bau allemal – Personal oder Servicepersonal sucht man hier vergebens.
Wie viel Geld man investiert habe, wollte Porsche nicht verraten, allerdings seien in Deutschland noch vier weitere Schnellade-Stationen geplant, die Ende 2023 bzw. Anfang 2024 eröffnen. Zwei davon sind Standorte in Kooperation mit Porsche-Händlern in Ingolstadt und Würzburg. Der Ladepark in Bingen sei vor allem ein "exklusives Konzept, ein Mehrwert für den Kunden", heißt es bei Porsche.