Der japanische Autobauer Mitsubishi Motors baut ab kommendem Jahr an seinem einzigen Standort in Europa keine Autos mehr. Wie der Konzern am Montag bekanntgab, wird am Produktionsstandort in den Niederlanden ab Ende dieses Jahres kein neues Modell mehr in Produktion gegeben. Es ist das erste Mal, dass ein japanischer Autobauer die Fertigung in Europa beendet.
Hintergrund ist die schwache Nachfrage nach neuen Modellen angesichts der Schuldenkrise in Europa. Künftig will sich Mitsubishi Motors stärker auf Wachstumsmärkte wie Russland und China konzentrieren. Was aus dem Werk im niederländischen Born wird, sei noch nicht entschieden, hieß es.
Mitsubishis Tochterfirma Netherlands Car B.V., oder Nedcar, produziert in Born mit etwa 1.500 Beschäftigten den Kleinwagen Colt sowie das Geländemodell Outlander. Doch die Anlage schöpft ihre Kapazitäten bei weitem nicht mehr aus. In Spitzenzeiten lag sie bei rund 200.000, im vergangenen Geschäftsjahr waren es nur noch rund 50.000. Damit ist die Fabrik für Mitsubishi überflüssig geworden. Der Konzern wird Europa künftig von Japan und Thailand aus beliefern, da es ein wichtiger Markt bleibe, hieß es. Seit vier Jahren sinken jedoch Mitsubishis Neuwagenverkäufe auf dem europäischen Markt.
Gewerkschaft empört über Rückzug
Mit Bestürzung reagierten Beschäftigte und Gewerkschaftsvertreter auf den Rückzug von Mitsubishi. Die Entscheidung, am einzigen europäischen Standort in Born künftig keine Autos mehr zu bauen, sei ein "Horrorszenario", sagte ein Sprecher der Gewerkschaft De Unie der Nachrichtenagentur ANP. "Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle 1.500 Beschäftigten in Born." Bereits seit längerem wurde daher darüber spekuliert, dass Mitsubishi Motors sein Werk in den Niederlanden schließen könnte.
Angesichts einer weiterhin erwarteten schwachen Nachfrage in Westeuropa verlagern Autobauer ihr Augenmerk mehr auf Osteuropa sowie andere Wachstumsmärkte. Laut japanischen Medien hofft Mitsubishi, einen Käufer für die Fabrik in den Niederlanden zu finden. Mitsubishi Motors startete die Produktion dort 1991, zunächst in einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem schwedischen Volvo-Konzern. Nach zehn Jahren übernahmen die Japaner sämtliche Anteile an dem Joint-Venture. (dpa)
Hans Hase
Lago
Werner Häckel