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Mögliche Diesel-Nachrüstungen: Autoindustrie soll Kosten tragen

16.02.2018 17:18 Uhr
Diesel-Nachrüstung: Autofahrer-Clubs, die Verbraucherzentralen, SPD und Grüne pochen auf der Verursacherprinzip
© Foto: Patrick Pleul/dpa

Um Dieselabgase zu senken, wird auch über Umbauten direkt an Motoren diskutiert – und über die heikle Frage, wer das finanziert. Wären die Hersteller dafür zur Kasse zu bitten? Oder doch die Steuerzahler?

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Im Kampf gegen zu hohe Luftverschmutzung in deutschen Städten formiert sich massiver Protest gegen mögliche Nachbesserungen älterer Diesel vor allem auf Kosten des Staates. Autofahrer-Clubs, die Verbraucherzentralen, SPD und Grüne pochten darauf, dass die Autobauer für eventuelle Motoren-Umbauten zahlen müssten. "Die Kosten für mögliche technische Nachrüstungen sind von den Herstellern zu tragen", sagte ein Sprecher von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) am Freitag. Ob es über zugesagte neue Abgas-Software hinaus zu solchen Nachbesserungen kommt, ist aber noch offen.

Der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Klaus Müller, verlangte: "Bevor ein staatliches Förderprogramm überhaupt diskutiert werden darf, müssen die Hersteller zur Übernahme des Großteils der Kosten verpflichtet werden." Grünen-Chefin Annalena Baerbock forderte: "Nachrüstung muss auf Kosten der Konzerne gehen." Fraktionsvize Oliver Krischer sagte, das Verursacherprinzip würde auf den Kopf gestellt, wenn Steuergelder für Nachrüstungen fließen sollten. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) warnte, dies käme "einer Kapitulation der Politik vor der Autoindustrie" gleich.

Die Frage möglicher Nachbesserungen an Motoren ist seit längerem umstritten. Im Koalitionsvertrag haben SPD und Union vereinbart, dies "soweit technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar" zu prüfen. Hintergrund sind Zweifel daran, dass von den Autobauern zugesagte neue Abgas-Software für zusätzliche 2,8 Millionen Dieselautos die Schadstoffbelastung genug reduzieren kann, um Grenzwerte einzuhalten. Die Branche lehnt Hardware-Umrüstungen auch wegen hoher Kosten ab.

Expertengruppe diskutiert

In einer vom Bund eingesetzten Expertengruppe wird darüber ebenfalls diskutiert. In einem Entwurf des Abschlussberichts, aus dem "Süddeutsche Zeitung" (Freitag) und Bayerischer Rundfunk zitieren, heißt es, Nachrüstungen könnten "ganz oder zu einem höchstmöglichen Anteil" gefördert werden. Diese Förderung könne sich "neben öffentlichen Mitteln auch aus finanziellen Beiträgen der Automobilhersteller" speisen, steht in dem der dpa vorliegenden Papier – aber als offenkundig noch nicht abschließende Formulierung.

Der ADAC mahnte, bei den Verbrauchern dürften keine Kosten hängen bleiben. Eine staatliche Förderung könne aber eine Option sein. Rechtliche Grundlagen für eine alleinige Belastung der Autobauer "sehen wir nicht", erläuterte der Club. "Das Vertrauen der Verbraucher würde aber gestärkt, wenn es dennoch einen wesentlichen Beitrag der Hersteller gäbe."

Die SPD im Bundestag verlangt Nachbesserungen an Motoren. "Wer allgemeine Fahrverbote für Dieselfahrzeuge verhindern will, der kommt an der technischen Umrüstung nicht vorbei", sagte Faktionsvize Sören Bartol. "Wer glaubt, dass die Industrie sich bei der Übernahme der Kosten für die Umrüstung komplett in die Büsche schlagen kann, ist auf dem Holzweg. Die Finanzierung darf nicht allein beim Steuerzahler und Verbraucher hängen bleiben." (dpa)

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KOMMENTARE


Detlef Rüdel

16.02.2018 - 18:21 Uhr

Ein klares "Nein" nicht auf Kosten des Staates/Steuerzahlers. Die Nachbesserung und damit verbundenen Kosten, müssen die-der Hersteller tragen. Von der Politik, erwarte ich nunmehr als souverän dass sie endlich anfangen zu handeln. Sollte die Automobilindustrie nicht anfangen, jetzt endlich zu handeln dann, dann muss die Politik reagieren, hier muss es dann zu Zwangsstilllegungen kommen, auch wenn es gegenüber dem Verbraucher der welche weg ist. Darüber hinaus hat das Souverän es in der Hand, sollte es doch zu Neuwahlen kommen hier die Verantwortlichen massiv in der Politik abzustrafen. Die Verantwortlichen in der Politik, wie Umwelt, aber auch Verkehr, haben hier völlig versagt. Darüber hinaus wurde viel zulange weggeguckt und sich weiterhin vor der Automobilindustrie verneigt. Die-den Endverbraucher kann ich nur auffordern, diese Produkte zu boykottieren, da die Verantwortlichen leider keine andere Sprache verstehen. Manchmal kann man nur aus schmerzen lernen, jetzt ist es an der Zeit, diese Karte zu spielen. Wenn die Politik nicht reagiert, dann muss es der Endverbraucher tun. Es ist an der Zeit, jetzt ein Zeichen dafür zu setzen wir die Kunden, sind es die dem Konzern ihre Gewinne sichern und damit ihre Millionengehälter. Wenn nicht jetzt wann dann? Fast drei Jahre ist es her, wo der Betrug die Öffentlichkeit erreicht hat: ich frage sie: was ist bisher passiert? Nichts, es geht weiter, als wäre nichts geschehen. Und wir, die es in der Hand haben was tun wir? Darüber sollten wir alle einmal nachdenken.


Hansjörg Blender

19.02.2018 - 08:50 Uhr

Eigentlich sollten wir mal wieder auf den Boden der Normalität zurück kommen.Nach heutigem Wissen hat nur ein Konzern über alle Marken manipuliert. Alle anderen haben sich an die geltenden Richtlinien innerhalb der Grenzwerte bei der damaligen Typenzulassung gehalten. Das ist die Basis !Die weitere Verunsicherung kam mehr oder weniger durch den Umweltpopulismusder DUH und vielen Anderen auf. Heute wissen wir das z.B. die Stickoxyde Grenzwerte im Straßenverkehr weit unter der maximalen Arbeitsplatzkonzentration liegt. Auch kann man das Versagen der Verkehrspolitik der letzten 40 Jahre in einer Kesselstadt wie Stuttgart bemängeln, wo eine wichtige Achse wie die B 14 immer noch durch die Stadt fährt. Etwas mehr Sachlichkeit und weniger Polemik wäre da schon wünschenswert.


Klaus D. Simmler

19.02.2018 - 09:41 Uhr

Wir, die Kunden, haben es in der Hand.Wenn wir ankündigen würden, für ein Jahr keine Autos (weder neu noch gebraucht) mehr zu kaufen, dann werden die Hersteller vielleicht wach.


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