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"Katastrophenveranstaltung": VW-Betriebsrat schimpft auf US-Sparte

23.01.2014 07:23 Uhr
"Katastrophenveranstaltung": VW-Betriebsrat schimpft auf US-Sparte
Bernd Osterloh: "Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler."
© Foto: David Hecker/ddp

VW-Betriebsratschef Osterloh geht mit dem Auftritt in den USA hart ins Gericht. Der Rückstand sei mit eigenen Versäumnissen des Konzerns zu erklären. Die Zentrale könne nicht alles von Wolfsburg aus steuern.

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Volkswagens Betriebsratschef Bernd Osterloh sieht auf dem wichtigen US-Markt viele hausgemachte Probleme für den Autobauer. Die USA seien für VW eine "Katastrophenveranstaltung", sagte das Aufsichtsratsmitglied am Mittwoch in Wolfsburg. Dem Konzern fehlten in zentralen Segmenten die passenden Autos, das Händlernetz sei nicht eng genug, und den Erwartungen der US-Kunden werde zu wenig Rechnung getragen. "Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. Manchmal habe ich den Eindruck, dass das bei uns anders ist", sagte Osterloh. VW müsse sich verstärkt fragen, wo das Delegieren von Verantwortung in die jeweilige Region Sinn ergebe.

Die Vereinigten Staaten sind nach China der wichtigste Automarkt der Welt. Der Gesamtabsatz hatte dort 2013 um fast acht Prozent zugelegt. Die Verkäufe der Kernmarke bei den Wolfsburgern - die Pkw mit dem VW-Logo - gaben jedoch um sieben Prozent nach. VW verlor damit im vergangenen Jahr nach einer zuvor recht rasanten Aufholjagd Anteile gegen die Rivalen General Motors (GM) und Toyota, die der Konzern bis 2018 überholen will. «Wir kamen, sahen und siegten. Und dann siegten die anderen», bilanzierte Osterloh. Seit Jahresbeginn lenkt Michael Horn als neuer VW-Manager das US-Geschäft.

Osterloh kreidet die Versäumnisse auf dem US-Markt nicht einzelnen Personen an: "Mich regt ganz einfach auf, dass bei manchen Dingen, die wir seit Jahren diskutieren, nichts passiert." Dass die US-Kunden etwa raschere Zyklen der kosmetischen Aufpeppung von Modellen wollen - sogenannte Facelifts -, sei keine neue Erkenntnis. Doch VW habe nicht früh genug reagiert. In China, wo VW so erfolgreich ist, komme das Unternehmen Kundenwünschen erfolgreicher nach - etwa mit Sitzen, die weitaus weicher seien, als es etwa europäische Kunden bevorzugten.

Erfolg unterm Strich, Probleme im Einzelnen

Osterloh betonte auch, dass es für VW im Ganzen glänzend laufe. Der Konzern hatte 2013 einen Auslieferungsrekord erreicht und stellt in Aussicht, den hohen Vorjahresgewinn stabil zu halten. Zahlen folgen erst noch. Doch der Erfolg unterm Strich dürfe nicht die vereinzelten Probleme ausblenden.

Die Dämpfer in Indien und Europa beispielsweise träfen die gesamte Branche - doch in den USA sei die Lage eben anders. VW müsse daher auch bestehende Strukturen infrage stellen, nicht alles lasse sich nämlich von Wolfsburg aus steuern. "Die Frage ist: Wie viel Zentralismus ist nötig und wie viel Dezentralismus?", meinte Osterloh.

Produktseitig sei der jahrelange Verkaufserfolg der Pick-ups der Ford-F-Serie ein Beispiel für die offenen Flanken der Wolfsburger. Der F-150 ist seit 32 Jahren der am meisten verkaufte Wagen in den USA. Er gehört für Ford zur wichtigsten Modellserie mit zuletzt 763.000 Verkäufen allein in dem Land. "750.000 Einheiten pro Jahr von einem Modell. Und das Schöne ist: Wir haben keins§, sagte Osterloh.

Seinen eigenen Pick-up Amarok verkauft VW bisher nicht in den USA.Laut Osterloh wäre er für den Markt auch kaum geeignet. Zur Automesse in Detroit versprach der Entwicklungschef der Kernmarke VW-Pkw, Heinz-Jakob Neußer, Besserung. VW werde dem Problem mit größerer Auswahl an einzelnen Modellvarianten begegnen und mehr Abwechslung in die jahrelangen Entwicklungszyklen der Modellgenerationen bringen.

Wende erst für die Jahre 2016/2017

VW produziert seit kurzem seinen Verkaufsschlager Golf auch in Mexiko - vor den Toren der USA also. Das Modell soll Schub bringen. Außerdem ist für 2016 der Start einer siebensitzigen Geländelimousine geplant. Über den Produktionsstandort ist noch nicht entschieden, es steht neben Mexiko noch das US-Werk in Chattanooga zur Auswahl. Der Golf trifft jedoch eher ein vergleichsweise kleines Segment in den USA. Osterloh glaubt an die Wende erst für die Jahre 2016/2017. (dpa)

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KOMMENTARE


Bernd Grantler

23.01.2014 - 09:31 Uhr

Was will uns diese Ansage des Kollegen Osterloh sagen? Er hat doch schon vor 4 Jahren im Aufsichtsrat gesessen und die Projekte abgenickt. Ein damaliger - interner - Hinweis wo das Portfolio aus Sicht des BR (IG-Metall) krankt wäre sinnvoller gewesen als in einem DPA-Interview Klingt ein bisschen nach Bochum Prof. - der ist hinterher auch immer schlauer.


Robert

23.01.2014 - 10:01 Uhr

Koennte es sein, dass Herr Osterloh hier etwas falsch interpretiert oder evtl. sogar eigene Fehler kaschieren will? Die wichtigen Entscheidungen werden in Wolfsburg getroffen und nicht in den USA und sicherlich auch nur erst dann wenn Herr Ferdinand P. dieselben abgenickt hat.


Hans Haslinger

23.01.2014 - 17:32 Uhr

Was ist eine Katastrophenveranstaltung? Im Übrigen ist die Marke Volkswagen mit knapp über 400.000 US-Einheiten bei Zulassungen im zweistelligen Millionenbereich des Gesamtmarktes eine von vielen Importeuren. Zur Erinnerung: Das sind die Marken, die es gegen die einheimischen Platzhirsche sehr schwer haben, weil sie sich keine Marktanteile kaufen können! Und trotz guter und solider Technik in der Presse, im Fernsehen und im Hollywood-Film, in der Basketballliga, bei Autoclub- und Autozeitschriften-Auszeichnungen und in Fahrberichten und Tests nur am Rande vorkommen. Im Vergleichstests immer hinten stehen! Ich bin sicher: In den Deutschlandzentralen der japanischen und koreanischen Anbieter, bei Fiat und PSA wird man für die Eindrücke des langjährigen Betriebsratsvorsitzenden Verständnis haben und mitfühlen? Gegebenenfalls auch ein Fläschchen Champagner öffnen?


Manfred

24.01.2014 - 11:55 Uhr

Was VW noch nicht begriffen hat: Auch ein Ami kauft mit dem Auge!!!Wenn man die guten Fahrzeuge Jetta und Passat im Quervergleich optisch mit der Konkurrenz beurteilt so fehlen für einen Verkaufserfolg nur einige Zierleisten. Die würden die momentan so bieder ( sprich blutt ) auftretenden Fahrzeugen etwas Glanz und Pep verhelfen, was sich im Verkauf umgehend positiv auswirken würde.


Klaus Reincker

27.01.2014 - 03:24 Uhr

Der VW Stand auf der Detroit Auto Show hat hervorragend gezeigt, warum es in den USA nicht klappt. So einen emotionslosen Auftritt kann man sich im amerikanischen Markt nicht leisten. Und außer Golf, Beetle und Jetta war nicht wirlich viel zu sehen... ein Tiguan war in einer Ecke versteckt, aber sonst war von der SUV-Klasse gar nichts zu sehen - und die sind nun mal in den USA sehr beliebt. Mit solch einem Auftritt schadet sich die Marke nur selbst.


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