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Jobabbau-Pläne: VW zieht Groll von Betriebsrat und Land auf sich

11.03.2016 13:32 Uhr
VW in Wolfsburg
Geplanter Stellenabbau: schwere Verstimmung zwischen dem Land Niedersachsen und VW
© Foto: VW

Die Kürzungspläne bei Volkswagen treiben neben der Arbeitnehmerseite auch den Großaktionär Niedersachsen auf die Barrikaden. Zudem gibt es neue Details zu den Abgas-Manipulationen.

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Von Heiko Lossie und Ralf Krüger, dpa

Volkswagen hat mit seinem geplanten Abbau von Tausenden Bürojobs bei der Pkw-Kernmarke nun auch den Großeigner Niedersachsen gegen sich aufgebracht. Zwischen dem Land, das im Aufsichtsrat des Konzerns ein Blockaderecht besitzt, und VW sorgt der Stellen-Streichplan für eine schwere Verstimmung.

Am Donnerstag hatte die Deutsche Presse-Agentur berichtet, dass VW bis Ende 2017 im Kreis seines Haustarifes bei den Büro-Mitarbeitern außerhalb der Produktion jeden zehnten Job abbauen will. Wegen der noch laufenden Beschäftigungssicherung muss jedoch niemand fürchten, arbeitslos zu werden. Die geplanten Einschnitte sollen über Personalschwankungen, Altersteilzeit oder neue Aufgaben laufen.

Der Konzern hatte Sparpläne beim Personal bestätigt, aber keine Details nennen wollen. VW stehe weiter zur Stammbelegschaft, betonte ein Sprecher und verwies auf die Beschäftigungssicherung, die auch Markenchef Herbert Diess wiederholt hervorgehoben hatte.

Niedersachsens Landesregierung ist sauer wegen der Kommunikation des Themas. "Hier werden Zahlen in die Welt gesetzt, über die die Landesregierung und die Gremien nicht informiert waren – und auch noch immer nicht sind", sagte ein Sprecher von Wirtschaftsminister und VW-Aufsichtsrat Olaf Lies am Freitag. "Seine Verärgerung über die Art und Weise der Kommunikation hat er deutlich gemacht. Es wird in den nächsten Gremiensitzungen dazu auch intensiv nachgefragt werden."

Regierungschef: keine Pläne bekannt

Lies war am Vorabend von der Opposition im niedersächsischen Landtag scharf attackiert worden, weil dem SPD-Politiker der geplante Abbau tausender VW-Stellen nicht bekannt war. Regierungschef Stephan Weil (SPD) äußerte sich ähnlich: "Der Landesregierung liegen keinerlei Pläne in dieser Hinsicht bei VW vor." Maßgeblich für Reaktionen des Landes müssten offizielle Konzerndarstellungen sein, nicht Berichte.

Kritik erntete VW auch aus der niedersächsischen SPD. "Die Pläne von Herrn Diess sind aus der neoliberalen Mottenkiste", sagte Gerd Will, Wirtschaftsexperte der SPD-Landtagsfraktion. Jobabbau sei kein geeignetes Mittel, um die Produktivität des Unternehmens zu erhöhen.

Nach dpa-Informationen geht es um mindestens 3.400 Jobs. Betroffen sein könnten vor allem die Verwaltungen in Wolfsburg und Hannover, aber auch die Finanztochter in Braunschweig. Der Sparplan zu jeder zehnten Bürostelle wurde demnach am Dienstag im internen Teil einer VW-Betriebsversammlung thematisiert. Laut der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" stehen sogar 4.000 Stellen auf dem Spiel.

Jetzt geht's ans letzte Hemd

Auch der VW-Betriebsrat, der im Aufsichtsrat eine Blockadeposition besitzt, ist in Alarmbereitschaft. "Wir werden es nicht zulassen, dass blindwütig und planlos Stellen gestrichen werden", hatte Betriebsratschef Bernd Osterloh am Dienstag in der Versammlung gesagt. Zudem wurde bekannt, dass VW überlegt, bei seinem Sparkurs den Bandarbeitern die Arbeits-T-Shirts zu streichen. Nach Informationen der dpa verliefen die Gespräche zum T-Shirt-Sparen bislang aber ergebnislos. Die Debatte sei vertagt worden, hieß es aus Konzernkreisen.

NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" machten ferner weitere Details zum Software-Betrug publik, der hinter der Krise um weltweit elf Millionen manipulierte Dieselautos steht. Dem Rechercheverbund zufolge wurde das illegale Programm Ende 2014 in den USA noch einmal um eine neue Funktion erweitert, obwohl die US-Behörden Volkswagen wegen deutlich erhöhter Abgaswerte schon im Visier hatten. Den Informationen zufolge spielte VW bei einem Rückruf der betroffenen Dieselwagen 2014/15 eine Erkennungsfunktion für den Winkel des Lenkrades auf.

Bewegt sich das Steuer nicht – wie im Abgastest der Behörden – erkennt die Software die Laborsituation. Auf der Straße im realen Betrieb hilft die Winkelerkennung dagegen, den Sparmodus zu vermeiden. Konzernkreise bestätigten dpa dies. Demnach sollen die Programmierer das illegale Programm als "Akustiksoftware" getarnt haben. In der zweiten April-Hälfte will VW einen umfangreichen Zwischenbericht zur Schuldfrage bei den Manipulationen vorlegen.

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KOMMENTARE


Otto Hermannn

11.03.2016 - 19:57 Uhr

Der Krimi heißt: "SKANDAL UM VW"Die Führungskräfte kommen ungeschoren davon.Das Personal bleibt auf der Strecke.Der Betriebsrat steht nicht hinter den Arbeitnehmern, sondern hinter derFührungsspitze, sonst wäre dieser Weg.Fehler zu zu geben ist eine Führungsschwäche.Herr Winterkorn hat als Kapitän das untergehende Schiff als erster verlassen.UND NICHT UMGEKEHRT.Das Land Niedersachsen, sprich der jetzige Regierungschef Herr Stephan Weil ist nicht in der Lage eine lückenlose Aufklärung in dem Skandal um VW durch zu boxen.Dem Land Niedersachsen entstehen finanzielle Einbußen.Regierungsvertreter sollten sich aus Wirtschaftsunternehmen komplett raus halten.


Branchenkenner

12.03.2016 - 07:15 Uhr

Oh mein Gott. Jetzt geht VW schon an die Arbeits t-shirts ran...Hier zeigt sich leider auch wieder, wie träge eine Unternehmenskultur durch vielleicht zu viel "Gutes" werden kann. Volkswagen und auch deren Mitarbeiter haben in der Vergangenheit sehr gut verdient. Ich glaube da kann man auch mal von seiner Belegschaft verlangen, dass sie sich die t-shirts auch mal wie in vielen anderen Betrieben wieder selber zulegt...Nicht nur immer schauen was mein Unternehmen für mich machen MUSS, sondern wo ich vielleicht auch mal was zurückgeben geben kann...9€ im 3er-Pack bei vielen Discountern machen den Bandarbeiter sicherlich nicht ärmer... Aber durch so viel Gutes erkennt man manchmal vielleicht auch nicht mehr, wann man den Bogen mit sinnlosen Forderungen gegenüber seinem bislang sehr fairen Arbeitgeber überspannt.


GC

12.03.2016 - 09:28 Uhr

Wie kann ich denn als Unternehmen, dem erhebliche Strafzahlungen und Kosten für Verfahren, Umrüstungen und nicht absehbare Umsatzeinbußen, allen Mitarbeitern eine Prämie auszahlen?! Wäre dies nicht der allererste Punkt um immense Summen einzusparen? Nein, da wird über T Shirts diskutiert, Stellenstreichungen usw. . Dieses Unternehmen gehört zu den aggresivsten Konzernen mit dem schlechtesten Umgang, sowohl gegenüber Händlern, als auch Kunden. Ganz zu schweigen der Umgang mit der Wahrheit. Aber weiter so, Produkte zu überhöhten Preisen mit Mini Erträgen für die Händler, aber Hauptsache jeder bekommt eine Prämie! Glückwunsch.


autojo

12.03.2016 - 10:04 Uhr

Also mal ganz ehrlich, wer hat denn wirklich geglaubt, das der Abgasgate ohne große Spuren am Konzern und Mitarbeitern vorüber geht? Ohne Frage, die Mitarbeiter können hier wenig für die Situation, aber natürlich darf es trotzdem keine goldenen Kälber geben. Der vom Management kreierte Skandal wird leider, aber sicher viele Arbeitsplätze kosten, angefangen bei externen Mitarbeitern, über sozialverträglichen Abbau bis ggf. zu Markenverkäufen - egal was da mal dem BR versprochen wurde. Hier hat das Controlling des Managements komplett versagt oder man hat billigend in Kauf genommen das was schlimmes passieren könnte, um noch mehr Profit zu machen. Auch wenn die Familien Porsche und Piëch auch Leidtragende sind, keimt hier der Verdacht einer Mitwisserschaft auf.......


Habl, Sven

12.03.2016 - 10:27 Uhr

Ist es nicht bezeichnend für die immernoch vorhandene Verschleierungstaktik der VW-Verantwortlichen, wenn selbst die Anteilseigner des Konzerns im Dunkeln stehen gelassen werden und erst aus der Presse erfahren müssen, was hinter ihrem Rücken für ein makaberes Spiel gespielt wird. Ist das die neue Rhetorik in der Vertrauensoffensive? Dann gute Nacht lieber Endverbraucher und Besitzer eines E189! Bis zu 4000 Stellen könnten den illustren Spielchen einiger weniger Krimineller im Volkswagenkonzern zum Opfer fallen. Arbeitnehmer und deren Familien blicken in eine ungewisse Zukunft, weil wenige gierige Entscheider die Weichen auf Betrug gestellt und sogar noch einmal nachreguliert haben. Darf man fragen, inwieweit die betroffenen gesetzwidrig handelnden Personen finanziell zur Rechenschaft gezogen werden? Nur zur Erinnerung, ein Herr Winterkorn als Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG erhielt ein Salär von ca. 15 Mio. Euro jährlich!!! Seiner Person muss eine besondere Verantwortung zugerechnet werden und somit auch ein erhöhter Haftungsanspruch. Ich finde es gelinde gesagt eine Frechheit die Konsequenzen aus der Diesel Affäre den unbescholtenen Mitarbeitern des konzerns auf zu bürden, wo noch nicht einmal einer der verantwortlichen Entscheider zur Rechenschaft gezogen wurde. Hier stellt sich mir auch die Frage als Kunde der Marke VW, ob ich weiterhin bereit bin mit einem Kauf eines der Produkte des Konzerns, diese mafiosen Machenschaften mitzutragen. Bleibt nun abzuwarten, was die Hauptaktionäre zu diesem Thema zu sagen haben und ob sie ggf. von ihrem Vetorecht gebrauch machen...


Hermann

13.03.2016 - 23:04 Uhr

VW schadet sich jetzt noch mehr.Vernichtet sehr wichtige Unterlagen in der Abgas-Affäre.Gibt überhaupt keine Fehler zu, kein Schuldeingeständnis.Das Bundesland Niedersachsen schaut tatenlos zu.Die Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen müssen jetzt um Ihren Job zittern.Im gesamten VW-Konzern, Produktion, Verwaltung, Finanzierung und Leasing (VW-Bank), VW Versicherungsdienst und in der VW Garantieabteilung herrscht unmut.Die Führungskräfte sollten sich nicht aus Ihrer Verantwortung entziehen, sondern endlich Ihren sehr gravierden Fehler eingestehen.Schaden abwenden und nicht noch mehr Schaden für das Unternehmen entstehen lassen.Die wichtigsten Entscheidungsträger wußten von dem Abgasskandel.


Andreas

14.03.2016 - 15:13 Uhr

Es läuft, wie es in Deutschland mittlerweile doch fast immer läuft, wenn "systemrelevante" Unternehmen (und auch Einzelpersonen) auf kriminellen Pfaden der Gewinnmaximierung ertappt werden: Die Aufklärung gestaltet sich "äußerst schwierig und langwierig", die Verantwortlichen haben nie mehr gewusst, als man ihnen unmittelbar beweisen kann, persönliche Haftung und Übernahme einer tatsächlichen Verantwortung ist ihnen wesensfremd und die Zeche zahlen bis auf ein nicht vermeidbares Minimum dann am Ende Mitarbeiter, Kunden und Steuerzahler.


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