Ausgabe 19/2009: „ GW-Geschäft professionalisieren“

„ GW-Geschäft professionalisieren“Restwerte E EurotaxSchwacke-Chef Michael Bergmann gibt bei den Restwerten noch keine Entwarnung. Bei Herstellern und Importeuren mahnt er den Abbau von Überkapazitäten an, den Händlern empfiehlt er, das GW-Geschäft mit Argusaugen zu betreiben. von Ralph M. Meunzel und Anna VoltzMichael Bergmann, Geschäftsführer von EurotaxSchwacke, sieht in den Absatzplänen der Hersteller und Importeure für Deutschland eine Volumenfehlplanung.AH: Herr Bergmann, ist die Talsohle bei den Restwerten durchschritten?M. Bergmann: Wir glauben, dass dies bisher noch nicht der Fall ist. Im Laufe des Jahres 2010 könnten wir die Talsohle erreichen – das kommt aber auf die Wirtschaftsentwicklung und natürlich auch auf die Rabattpolitik der Hersteller und Importeure an.AH: Um wie viel Prozent bzw. wie hoch fiel die Bestandsbereinigung in den vergangenen zwölf Monaten in absoluten Zahlen aus?M. Bergmann: Hierzu können wir derzeit noch keine konkreten Angaben machen. Gemessen an den zurzeit angebotenen Fahrzeugen ist jedoch nicht davon auszugehen, dass eine großflächige Bestandsbereinigung stattgefunden hat. Ausnahme bilden Jahreswagen, die bedingt durch die Umweltprämien gut verkauft wurden. Aber auch hier füllen sich die Bestände bereits wieder.Rückgang von 16 ProzentAH: Um wie viel Prozent unter den Schätzungen von Anfang 2008 liegen die Restwerte heute?M. Bergmann: In einigen Segmenten ist die Restwertentwicklung negativer als in anderen Segmenten. Betrachtet man den Durchschnitt aller Segmente, handelt es sich um einen Rückgang in den letzten zwölf Monaten von rund 16 Prozent.AH: Auch die Prognoseinstitute stehen aufgrund der Restwertmisere in der Kritik. Manche Händler denken über Schadenersatzforderungen nach. Wie lassen sich die Irrtümer künftig vermeiden?M. Bergmann: Wie Sie wissen, hat fast keiner den dramatischen Verfall der Restwerte in den letzten zwölf Monaten vorhergesehen – genau wie bei der Insolvenz von Lehman Brothers und der Entwicklung der Aktienmärkte. Trotzdem ist jeder, der etwas mit Restwerten zu tun hat, vorsichtiger geworden, um solche Irrtümer künftig zu vermeiden.Wir erstellen unsere Prognosen basiert auf Werten von heute und aus der Vergangenheit. Hier werden selbstverständlich auch Anpassungen bezüglich der Inflationsrate oder des Modell-Lebenszyklus vorgenommen. Welches Risiko Unternehmen übernehmen wollen, ist immer deren Entscheidung. Prognoseinstitute können nur Zahlen liefern, die diese Entscheidung unterstützen können. Dabei ist es wichtig zu verstehen, welche Annahmen den Prognosen zugrunde liegen, damit das Unternehmen seine eigene unerlässliche Risikoabwägung vornehmen kann.Keine Steigerung in SichtAH: Die Premiumhersteller verspüren bereits wieder Aufwind bei den Restwerten. Können Sie dies bestätigen?M. Bergmann: Aktuell sehen wir keine steigenden Restwerte und erwarten dies auch nicht auf Sicht von zwölf Monaten. Die Dynamik der Abwärtsbewegung hat allerdings nachgelassen.Angebot und NachfrageAH: Wie kann man vermeiden, dass künftig die Preise wie im Sommer des vergangenen Jahres derart unter Druck geraten?M. Bergmann: Im Endeffekt ist die Entwicklung von Preisen ein Produkt von Angebot und Nachfrage, die oft in einer freien Marktwirtschaft – und besonders in der Automobilindustrie – schwanken. Das haben wir in den letzten zwölf Monaten gesehen.Trotzdem – solange das Angebot größer als die Nachfrage ist, kann man auf keine Belebung der Gebrauchtwagenpreise hoffen. Das heißt, um das Angebot zu reduzieren, müssen die Hersteller ihre Überkapazitäten teilweise abbauen oder ihre Volumenplanung für den deutschen Markt anders gestalten. Die Volumenfehlplanung führt zum momentanen hohen Rabattniveau und zu niedrigen Restwerten.Keine ManipulationAH: Wurden die Restwerte künstlich nach oben getrieben?M. Bergmann: Wie bereits erwähnt regeln Angebot und Nachfrage den Preis. Uns liegen keine Informationen vor, dass Manipulationen stattgefunden haben. Bei der Größe des Marktes ist es auch schwer vorstellbar, dass dies möglich sein sollte.AH: In welcher Form hat die Verschrottungsprämie die Gebrauchtwagenpreise verändert?M. Bergmann: Die Umweltprämie hat zusätzlich die Nachfrage nach älteren Gebrauchtwagen verringert, da diese zum Teil auf Jahres- und Neuwagen gelenkt wurde. Dadurch sind die Preise zusätzlich unter Druck geraten.AH: Hat die Oberklasse in Deutschland noch eine Chance auf eine signifikante Steigerung der Marktanteile?M. Bergmann: Wir glauben, dass kurz- oder mittelfristig eine signifikante Steigerung nicht in Sicht ist, weil die Nachfrage in dieser Klasse eher auf einem stabilen Niveau bleibt. Man sollte bedenken, dass es sich um ein relativ kleines Segment handelt. Wir reden hier beispielsweise von der S-Klasse, dem 7er und dem A8. Dieses sehr kleine Segment unterliegt auch von den Käufern her weniger Schwankungen.Rat an HändlerAH: Wie soll sich der Händler künftig verhalten?M. Bergmann: Der „Oberbegriff“ wäre Gebrauchtwagen-Professionalisierung. In den letzten neun Monaten hat man gesehen, dass einige Händler, aber auch einige Hersteller und Leasingfirmen, unter der Restwertentwicklung gelitten haben. In Zukunft sollte man das ganze Gebrauchtwagengeschäft etwas professioneller betreiben. Das geht schon bei der Bewertung einer Inzahlungnahme los. Man sollte auch aufpassen, welches und wie man ein Auto in Zahlung nimmt. Das Thema Leasingverträge ist dabei sehr wichtig: Schließt man in Zukunft Leasingverträge ab? Wenn ja, ist es wichtig zu wissen, auf welcher Basis der Restwert festgelegt wird. Es ist auch sinnvoll, eine zweite Meinung dazu einzuholen. Damit kann man das Risiko bei den Rückläufern von Leasingverträgen minimieren. zKurzfassungDie wichtigsten Aussagen:1. Die Restwerte sind seit Anfang 2008 um rund 16 Prozent gesunken.2. Eine Steigerung ist nicht in Sicht.3. Angebot und Nachfrage bestimmen die Restwerte. Das Angebot an Automobilen ist zu hoch, Hersteller und Importeure müssen ihre Überkapazitäten abbauen.4. Durch die Umweltprämie sind die Preise weiter unter Druck geraten.5. Händler sollten das GW-Geschäft professionalisieren und sich die Frage stellen, ob sie weiterhin Leasingverträge schließen wollen.

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