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Grammer: Investorenfamilie scheitert mit Machtübernahme

26.05.2017 08:15 Uhr
Grammer
Die Machtübernahme der umstrittenen Investorenfamilie Hastor beim bayerischen Autozulieferer Grammer ist gescheitert.
© Foto: picture alliance / Armin Weigel/dpa

Seit fünf Monaten machten Vorstand und Belegschaft des Autozulieferers Grammer Front gegen den unbeliebten Großaktionär Hastor. Jetzt fällte die Hauptversammlung eine Entscheidung.

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Die Machtübernahme der umstrittenen Investorenfamilie Hastor beim bayerischen Autozulieferer Grammer ist gescheitert. Die Hauptversammlung lehnte die beantragte Absetzung des gesamten Vorstands und die Neubesetzung des Aufsichtsrats am Mittwoch in Amberg ab. Hastor-Anwalt Franz Enderle kündigte aber bereits Widerspruch gegen sämtliche Beschlüsse an.

Arbeitnehmervertreter, Politiker und Aktionärsvertreter hatten vor einem Kontrollwechsel bei dem Zulieferer gewarnt. Grammers größter Kunde Volkswagen liegt mit den Hastors über Kreuz. Die IG Metall sah Aufträge und weltweit bis zu 15.000 Arbeitsplätze in Gefahr.

Der Entscheidung war eine achtstündige, teilweise turbulente Debatte vorausgegangen. Enderle wurde mehrfach mit Buhrufen und Pfiffen unterbrochen. Die Abstimmung fiel dann deutlich aus. Die Hastors sind mit gut 23 Prozent der Anteile größter Grammer-Aktionär. Auf der Hauptversammlung waren allerdings 67,3 Prozent der Aktien vertreten - ungewöhnlich viele für Grammer.

Andreas Kienle von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sagte, der Ausgang sei vielleicht "nur ein Pyrrhussieg, eine kleine Atempause". Jahrelange Auseinandersetzungen und Prozesse drohten Grammer im eigentlichen Geschäft zu lähmen. "Wenn wir derart verhärtete Fronten haben, dass fast putschartige Zustände herrschen, liegt das in der Regel nicht nur an einer Seite." Ein Aktionär meinte, Grammer habe nun einen unzufriedenen, mit dem Vorstand zerstrittenen Großaktionär an Bord.

Enderle warf Grammer-Vorstandschef Hartmut Müller Untreue und den Verrat von Geschäftsgeheimnissen vor. Dieser und Aufsichtsratschef Klaus Probst hätten zusammen mit dem größten Grammer-Kunden VW einen Plan zur Abwehr der Hastors geschmiedet und den Auftragseinbruch seit der Bekanntgabe der Hastor-Pläne veröffentlicht.

Laut Müller waren seit Januar 60 Prozent weniger Bestellungen eingegangen. Enderle sagte, darüber hinaus habe Müller gelogen mit dem Vorwurf, die Hastors hätten das Gespräch mit dem Vorstand verweigert. Das Vertrauen sei nun zerstört. An die Stelle der drei abzuwählenden Aufsichtsräte wollte Enderle daher Manager von Hastors Prevent-Gruppe wählen lassen.

Die Familie werde investiert bleiben und ihr Aktienpaket nicht nennenswert aufstocken, sagte Enderle. Schon mit 25,1 Prozent hätten die Hastors ein Vetorecht und könnten alle wichtigen Entscheidungen blockieren. Ob der von Grammer kurz vor der Hauptversammlung als Aktionär und "weißer Ritter" an Bord geholte chinesische Autozulieferer Jifeng überhaupt mitstimmen durfte, werde womöglich in fünf Jahren der Bundesgerichtshof klären.

Müller hatte gewarnt, die Hastors gefährdeten die Zukunft von Grammer. Günther Hausmann von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) warf der Familie einen "nicht nachvollziehbaren Anschlag auf das Unternehmen" vor. Mit ihnen müsse man Angst um den Bestand, die Arbeitsplätze und den Wert der Aktien haben. Unter Vorstandschef Müller habe sich Grammer hervorragend entwickelt, seine Expansionsstrategie im Ausland sei richtig, die jüngsten Geschäftszahlen seien hervorragend.

Bei einer Kundgebung von 2.500 Beschäftigten der nahen Grammer- und Siemens-Werke sagte der bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler, in Deutschland seien 3.000, weltweit sogar 15.000 Arbeitsplätze "gefährdet, wenn die Hastors bei Grammer das Sagen kriegen. Deshalb kämpfen wir so vehement gegen diesen Investor." Der Autoexperte der Gewerkschaft, Frank Iwer, meinte: Wer "versucht, höhere Margen mit Gewalt durchzusetzen, setzt bewusst die Existenz von Betrieben, Beschäftigten mit ihren Familien, ja von ganzen Regionen aufs Spiel".

Prevent hatte mit plötzlichen Lieferstopps zur Durchsetzung von Geldforderungen bei Volkswagen in der ganzen Autoindustrie für Aufregung gesorgt. Im vergangenen August hatte der mächtige Lieferant Bänder in Wolfsburg und Emden stillgelegt, im Jahr zuvor die Zulieferung von Sitzen für VW in Brasilien monatelang auf Eis gelegt. (dpa)

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KOMMENTARE


hwb

27.05.2017 - 12:40 Uhr

Jetzt "Trump_elt", äh nein "Hastors_t" es auch in Deutschland, wenn Kapitalgesellschaften auch politisch das Sagen bekämen. Betriebe, die Menschen beschäftigen und Arbeitsplätze sichern, sind keine Kapitalanlage für wilde Zocker. Es wird wirklich höchste Zeit, dass wir in Deutschland eine Entscheider Haftung bekommen, um solche Zocker in Kapitalgesellschaften für ihre Entscheidungsfolgen dann in Haftung zu bringen. In unserer "Lobbyisten gesteuerten Politikwirtschaft", die Steuervermeider schützt und für zockende Banken mit Landeskrediten bürgt, die eine Verzehnfachung des Investitionsrahmens und eine Verzehnfachung der Bauzeiten einfach so hin nimmt, wundert es Niemanden, wenn es jetzt "Hastors_t", zunächst in der Wirtschaft, vielleicht bald auch in der Politik. Wer mit Zocken und Wetten an den Börsen sein Kapital zu mehren versucht, in Zulieferfirmen erpresserischen Druck mit möglichen Arbeitsplatzfolgen ausübt, schreckt auch nicht davor zurück, politisch aktiv zu werden (siehe Verbindung Deutsche Bank, Trump und Putin).


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