Der japanische Renault-Partner Nissan hat wegen weltweit schwacher Verkäufe erstmals seit elf Jahren einen Quartalsverlust eingefahren. Wie der vom Skandal um den angeklagten und in den Libanon geflohenen Ex-Chef Carlos Ghosn erschütterte Konzern am Donnerstag bekanntgab, fiel im dritten Quartal des noch bis zum 31. März laufenden Geschäftsjahres unter dem Strich ein Fehlbetrag von 26,09 Milliarden Yen (218 Millionen Euro) an. Im gleichen Vorjahresquartal hatte Nissan noch einen Gewinn von 70,41 Milliarden Yen verbucht.
Zugleich kappte der Konzern die Prognose fürs gesamte Geschäftsjahr und geht jetzt von einem Reingewinn von 65 Mrd Yen aus. Zuvor hatte Nissan noch 110 Milliarden Yen erwartet. "Es wird noch etwas mehr Zeit brauchen, bis sich Nissans Bilanz erholt", sagte Konzernchef Makoto Uchida. Er kündigte einen weiteren Umbau und Kostensenkungen an. Im Mai will das Unternehmen einen überarbeiteten Strategieplan vorlegen.
Der Umsatz des nach Toyota zweitgrößten Autobauers in Japan fiel im dritten Geschäftsquartal um 17,8 Prozent auf 2,50 Billionen Yen. Es sei noch zu früh, um die Folgen der Ausbreitung des Coronavirus in China auf die Bilanz einzuschätzen, hieß es. Nissan musste seine Produktion in China sowie teilweise im Inland stoppen.
Nettogewinn schrumpft zusammen
Seit dem Rausschmiss des ehemaligen Verwaltungsratschefs Ghosn, der in Japan unter anderem wegen Verstoßes gegen Börsenauflagen angeklagt ist und kürzlich unter Verstoß gegen Kautionsauflagen in den Libanon geflohen war, steht das Management unter Druck, den Renault-Partner aus dem Tief zu führen. Das von Ghosn einst geschaffene und kontrollierte Bündnis aus Renault, Nissan und Mitsubishi geriet in eine schwere Krise. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres schrumpfte der Nettogewinn bei Nissan im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 87,6 Prozent auf noch 39,27 Milliarden Yen.
Am Mittwoch hatte Nissan Ghosn auf Schadenersatz in Millionenhöhe verklagt. Beim Bezirksgericht in Yokohama wurde eine Zivilklage über zehn Milliarden Yen eingereicht. Damit solle ein Teil der finanziellen Schäden ausgeglichen werden, die Ghosn Nissan durch sein jahrelanges "betrügerisches" und "korruptes" Verhalten zugefügt habe, hieß es. (dpa)