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"Geiselnahme": Automanager Ghosn erneut verhaftet

04.04.2019 09:29 Uhr
"Geiselnahme": Automanager Ghosn erneut verhaftet
Carlos Ghosn sitzt in Japan wieder in U-Haft.
© Foto: picture alliance/Regis Duvignau/REUTERS

Wende im Fall Ghosn: Gerade wollte der Ex-Chef der Autoallianz aus Renault und Nissan seine Unschuld beweisen, da nimmt die Staatsanwaltschaft in Japan den einst gefeierten Manager erneut fest. Sein Anwalt erhebt nun schwere Vorwürfe.

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Angesichts von neuen Vorwürfen spitzt sich die Lage für den Automanager Carlos Ghosn zu. Knapp vier Wochen nach seiner Freilassung gegen Kaution brachte die Staatsanwaltschaft in Japan den 65-Jährigen am frühen Donnerstag (Ortszeit) erneut in Untersuchungshaft. Sie wirft ihm nun Missbrauch von Geldern des Autoherstellers Nissan zugunsten eines Vertriebspartners im arabischen Oman vor.

Frankreich sicherte dem Architekt der Autoallianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi zwar konsularischen Schutz zu. Der frühere Renault-Chef sei aber der Gerichtsbarkeit unterworfen wie alle anderen auch, sagte Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Le Maire den Sendern RMC und BFMTV. Damit hat Frankreichs Regierung Ghosn lediglich die üblichen Rechte zugesichert, die Staatsbürgern bei Festnahmen im Ausland zustehen.

Dem französischen Sender LCI sagte Ghosn vor seiner neuerlichen Verhaftung, er appelliere an die französische Regierung, ihn zu verteidigen. Er sei als Bürger im Ausland in ein "unglaubliches Räderwerk" geraten. In einer Erklärung, die in Paris nach seiner Verhaftung verbreitet wurde, teilte der Manager mit: "Ich bin unschuldig." Seine erneute Verhaftung sei "empörend und willkürlich".

Scharfe Kritik wegen erneuter Verhaftung 

Der Anwalt von Ghosn kritisierte die erneute Verhaftung scharf. Das Vorgehen der Staatsanwaltschaft sei «empörend», sagte Junichiro Hironaka am Donnerstag in Tokio. Die Staatsanwaltschaft habe Ghosns Handy, Tagebuch und Unterlagen beschlagnahmt. Das Vorgehen der Staatsanwaltschaft verstoße gegen das Recht auf Verteidigung Ghosns, so der Anwalt. Sie wolle ihn durch die nochmalige Festnahme unter Druck setzen. Hironaka sprach von «Geiseljustiz». Die Staatsanwaltschaft versuche, Ghosn am Ende zu einem Geständnis zu zwingen.

Eigentlich hatte Ghosn am Mittwoch eine Pressekonferenz für den 11. April angekündigt. "Ich bereite mich darauf vor, die Wahrheit darüber zu sagen, was passiert", schrieb er auf Twitter. Stattdessen werde man ein Video mit Aussagen von ihm veröffentlichen, hieß es nun.

Ghosn war am 19. November in Tokio wegen angeblichen Verstoßes gegen Börsenauflagen in Untersuchungshaft genommen worden. Zudem soll er private Investitionsverluste auf Nissan übertragen haben. Er wurde angeklagt und erst nach wochenlanger Haft gegen Kaution entlassen.

Vorwurf weiterer Vertrauensbruch

Diesmal wirft ihm die japanische Staatsanwaltschaft einen weiteren Vertrauensbruch vor. Er habe Nissan Verluste von 563 Millionen Yen (umgerechnet rund 4,5 Millionen Euro) verursacht. Die neuen Vorwürfe der Staatsanwaltschaft sollen im Zusammenhang mit der Verwendung eines Teils der Gelder an einen Vertriebspartner in Oman stehen.

Dieser soll seit 2012 insgesamt 3,5 Milliarden Yen aus einer Chef-Reserve von Nissan erhalten. Bei dieser Reserve handelt es sich Berichten zufolge um einen Fonds, über den Ghosn zur fraglichen Zeit nach eigenem Belieben verfügen konnte. Einige der Gelder sollen demnach über die von einem Vertreter des Vertriebspartners geführte Investitionsfirma Good Faith Investments an eine Firma geflossen sein, die von Ghosns Frau vertreten wurde. Laut der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo könnte das Geld unter anderem in den Kauf einer Jacht für Ghosns Familie geflossen sein.

Auch Renault greift seinen früheren Konzernchef mit neuen Vorwürfen an. Dabei gehe es ebenfalls um Zahlungen an einen Vertriebspartner des Autoherstellers in der Region des Mittleren Ostens, wie Renault am Vortag mitgeteilt hatte. Die Informationen seien an die französische Justiz weitergegeben worden. Der Verwaltungsrat sprach in allgemeiner Form von "anfechtbaren und versteckten Praktiken". (dpa)

 

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