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Führungskrise beendet: Winterkorn bleibt am VW-Steuer

17.04.2015 11:43 Uhr
Martin Winterkorn kann wieder lachen. Im VW-Machtkampf hat die Führungsspitze seine Position gestärkt.

Die Granden von Volkswagen haben entschieden: Der von Ferdinand Piëch angezählte Martin Winterkorn bleibt Vorstandschef. Es ist sogar eine Verlängerung seines Vertrages geplant.

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Europas größter Autobauer Volkswagen hält trotz einer Attacke von Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch an Vorstandschef Martin Winterkorn fest und will dessen Vertrag sogar verlängern. Das teilte der Konzern am Freitag in Wolfsburg mit und verwies auf eine Entscheidung des Aufsichtsrats-Präsidiums. Winterkorn sei der "bestmögliche" Vorstandschef. Der sechsköpfige Kern des Aufsichtsrats war am Donnerstag zu einem Krisentreffen in Salzburg zusammengekommen. 

Winterkorn stand erheblich unter Druck, nachdem VW-Patriarch Piëch vor einer Woche dem "Spiegel" gesagt hatte: "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn." Nun äußerte sich die VW-Führung zum ersten Mal in dem schwelenden Machtkampf - und stellte sich hinter den Vorstandschef. 

In der Mitteilung hieß es nun: "Das Präsidium legt großen Wert darauf, dass Herr Professor Dr. Winterkorn seine Funktion als Vorsitzender des Vorstands auch weiterhin so aktiv und erfolgreich wie bisher verfolgt und hat hierbei die uneingeschränkte Unterstützung des Gremiums." Das Präsidium werde dem Aufsichtsrat vorschlagen, Winterkorns Vertrag in seiner Februar-Sitzung nächstes Jahr zu verlängern. Der Kontrakt des Managers läuft Ende 2016 aus. 

Allerdings ist offen, bis wann Winterkorns Vertrag verlängert werden soll. Ebenso unklar ist es, wie es an der Spitze des Aufsichtsrats weitergehen könnte. Winterkorn galt bis zu der Piëch-Kritik als gesetzter Nachfolger des VW-Patriarchen als Chefkontrolleur. Piëchs Mandat als oberster Kontrolleur läuft noch zwei Jahre.

Winterkorn war beim Treffen des Aufsichtsrats-Präsidium in Salzburg mit von der Partie. Bei den Beratungen ging es nach dpa-Informationen auch um strategische Fragen rund um den Kurs des Vorstands. VW hat derzeit etwa massive Probleme auf dem wichtigen US-Markt.

"Erfolgskurs mit Martin Winterkorn fortsetzen"

Das Präsidium des VW-Aufsichtsrats bereitet entscheidende Weichenstellungen des Kontrollgremiums vor. Das Sextett bilden: Piëch (Vorsitz), Berthold Huber von der IG Metall (Vize-Vorsitz), Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh, der Sprecher des Porsche-Familienzweigs, Wolfgang Porsche, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Osterloh-Vize Stephan Wolf.

Osterloh wertete das Festhalten an Winterkorn als wichtiges Zeichen. "Wir werden unseren Erfolgskurs mit Martin Winterkorn fortsetzen. Er ist der richtige Mann auf dem richtigen Platz", erklärte er. Huber sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Mit Herrn Winterkorn haben wir einen hervorragenden Automobilisten und legen großen Wert darauf, dass er seine Funktion als Vorsitzender des Vorstandes auch weiterhin so erfolgreich wie bisher verfolgt." Die Entscheidung sei «ein gutes Zeichen" für Belegschaft und Konzern.

Niedersachsens Regierungschef und Präsidiumsmitglied Weil sieht Winterkorns Zukunft trotz der einwöchigen Querelen nicht als geschwächt. "Ich finde es wichtig, dass jetzt auch Klarheit darüber besteht, dass wir an dieser Stelle Kontinuität haben werden, dass wir insbesondere auch das Vertrauen in den Vorstandsvorsitzenden haben."

Auch bei der VW-Tochter Audi hat das Festhalten an Winterkorn für Erleichterung in der Belegschaft gesorgt. "Martin Winterkorn ist einer der fähigsten Manager der Automobilbranche - der Richtige, das VW-Lenkrad weiter in Richtung Zukunft einzuschlagen", erklärte der Audi-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Peter Mosch am Freitag. Winterkorn habe als Audi-Chef und später bei VW maßgeblich am Erfolg des Unternehmens mitgewirkt. "Das Beschäftigungswachstum des VW-Konzerns auf knapp 600.000 Kolleginnen und Kollegen - davon alleine 80.000 bei unserer Marke Audi - hat er zusammen mit dem Betriebsrat erreicht." Das sei eine starke Leistung gewesen. "Und auf diese hoffen wir Arbeitnehmer auch zukünftig setzen zu können." Winterkorn war von 2002 bis 2006 Audi-Chef.

Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück sagte im Hinbklick auf die Übernahmeschlacht zwischen VW und Porsche in den Jahren 2008 und 2009, die vergangenen Tage seien "eine Art Deja-vu-Erlebnis" gewesen. "Das war nicht gut für die Belegschaft und das Unternehmen." Die Entscheidung des Präsidiums des Aufsichtsrats sei richtig. "Volkswagen, Porsche und die anderen Töchter sind gut mit Martin Winterkorn als Konzernchef gefahren. Er ist der richtige Mann, um Volkswagen erfolgreich in die Zukunft zu führen."

Dudenhöffer: "Schlacht" bei VW nicht vorbei

Für Ferdinand Dudenhöffer ist "die Schlacht" bei VW nicht vorbei. Die geplante Verlängerung sei nur ein "Etappensieg" für Winterkorn und ein Signal, "um zunächst einmal wieder Ruhe in den Konzern zu bringen". Wie es mittelfristig weitergehe, müsse sich erst zeigen. "Noch ist ja kein Vertrag unterzeichnet", sagte Dudenhöffer. "Piëch wird sich das bis dahin weiter genau angucken." Winterkorn sei noch immer angezählt und stehe unter genauester Beobachtung.

Aus Sicht von Branchenexperte Stefan Bratzel hängt nun vieles davon ab, wie sich der Aufsichtsratsvorsitzende künftig zum Vorstandschef positioniert: "Interessant wird sein, ob Piëch sich positiv zu Winterkorn äußert", sagte er. 

Analyst Frank Schwope von der NordLB zeigte sich von der Entscheidung nicht überrascht. Volkswagen stehe wirtschaftlich gut da - wenn auch nicht sehr gut. So zeige ein Blick auf die renditestärkeren Rivalen Toyota oder Hyundai, dass es noch besser laufen könnte. Er rechne damit, dass nach der Debatte um die Unternehmensspitze "die vorhandenen Baustellen offen diskutiert und angegangen werden". (dpa)

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KOMMENTARE


Marcus Koch

17.04.2015 - 13:10 Uhr

Vielleicht ist es für die Eigentümerfamilien mal an der Zeit über deren Außendarstellung durch Ferdinand Piech nachzudenken. Der Versuch einer öffentlichen Hinrichtung haben in der heutigen Zeit im Umgang zwischen Menschen keinen Platz. Soll Herrn Piech ein erheblicher Anteil an VW gehören, aber die von ihm in Erscheinung getretene Arroganz sollte die Familie im Hinblick auf das Ansehen des Unternehmens und der Familie unterbinden. Der von Herrn Piech in der letzten Woche angerichtete Reputationsschaden für das Unternehmen ist beträchtlich. Möge Herr Piech sich SEINE Gesamtkostenrechnung für das Projekt Phaeton zu Gemüte führen, das muss jeder Golf-Käufer kräftig dazu subventionieren. So ein Milliardengrab leistet sich kein Toyota.


Frank Fehling

17.04.2015 - 14:01 Uhr

Herr F. Dudenhöffer möge sich doch bitte nicht immer zu Wort melden, denn diese Person hat überhaupt keine Ahnung, was bei VW hinter verschlossenen Türen, in der Angelegenheit "VW-Chef Winterkorn", besprochen worden ist.Vielleicht wäre Herr Dudenhöffer der richtige für den Posten: " VW-Chef ".Dann sähe es bestimmt anders aus in dem Konzern VW.Es gibt in dieser Branche immer ein auf und ab.Ein Konzernlenker ist wie ein Fussballtrainer.Wer die beste Manschaft lenkt und leitet, nur der hat Erfolg.


Dieter Olk, Bitburg

17.04.2015 - 19:31 Uhr

Schön zu lesen, dass auch die Vernunft und nicht irgendwelche Eitelkeiten siegen.An Herrn Piéch zu richten ist: "Alter schützt vor Torheit nicht und nicht alles -außer guter Wein- wird mit den Jahren auch besser."


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