Neue Entwicklungen im Fall Carlos Ghosn: Die Anwälte des Automanagers hatten gefordert, die seit mehr als 50 Tagen andauernde Inhaftierung zu beenden. Dies hat das Bezirksgericht in Tokio am Mittwoch nun abgelehnt. Ghosn war am Vortag erstmals seit seiner Festnahme am 19. November wegen Verdachts auf Verstoß gegen Börsenauflagen vor Gericht erschienen und hatte seine Unschuld beteuert. Seine Anwälte halten es für möglich, dass der 64-jährige Automanager noch für mindestens sechs weitere Monate in Haft bleiben könnte, bis sein Prozess beginnt. Einen Termin gibt es noch nicht.
"Ich wurde falsch beschuldigt und unfair festgenommen, basierend auf wertlosen und unbegründeten Anschuldigungen", hatte Ghosn, Architekt der internationalen Autoallianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi, am Vortag vor Gericht erklärt. Seine Anwälte hatten die Anhörung gefordert, damit das Gericht die Gründe für die Haft erläutert. Der Richter rechtfertigte sie mit dem Risiko der Flucht. Zudem könnten Beweise vernichtet werden. Ghosn hat drei Staatsangehörigkeiten: die brasilianische, die libanesische und die französische.
"Immer ehrenhaft und legal" gehandelt
Die japanische Staatsanwaltschaft beschuldigt Ghosn, jahrelang Einkommen viel zu niedrig angegeben zu haben. Ihm wird zudem vorgeworfen, Verluste aus Devisenabsicherungsgeschäften während der globalen Finanzkrise 2008/2009 auf Nissan übertragen zu haben. Er habe "immer ehrenhaft und legal" und mit Wissen und Zustimmung der Zuständigen bei Nissan gehandelt, beteuerte dagegen Ghosn.
Bis zu diesem Freitag muss die japanische Staatsanwaltschaft entscheiden, ob sie gegen Ghosn Anklage erhebt. Für den Fall einer Anklage wollen die Anwälte von Ghosn eine Freilassung ihres Mandanten gegen Kaution beantragen. Doch sie sehen kaum Aussichten auf Erfolg. Es sei äußerst selten in Japan, dass ein Gericht eine Freilassung auf Kaution gewährt, bevor ein Prozess beginnt. Zumal Ghosn sämtliche Anschuldigungen kategorisch zurückweist. Kritiker des japanischen Strafrechtssystems sprechen daher auch von einer "Geisel-Justiz". (dpa)