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Fahrbericht Mini Fünftürer: Endlich mehr Platz

17.09.2014 07:30 Uhr
Ungewöhnlicher Anblick: Den Mini gibt es jetzt auch als Fünftürer
© Foto: Mini

Mini entdeckt die Hinterbänkler und bringt die Limousine ab September für 900 Euro mehr auch als Fünftürer - mit einfacherem Zugang auf die Rücksitze und erheblich mehr Platz.

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Jeden Werktag die gleiche Prozedur. Kurz vor der Schule stoppen, Handbremse anziehen, schnell aussteigen und um das Auto herumhetzen. Beifahrertür öffnen und den Sitz nach vorne klappen. Ungeduldig krabbelt der Siebenjährige von hinten ins Freie, bleibt wieder mal mit dem viel zu vollen Schulranzen am schmalen Spalt zwischen Lehne und Türpfosten hängen. "Genau wegen solcher Szenen bauen wir jetzt die erste Mini-Limousine mit fünf Türen", sagt Peter Schwarzenbauer, im BMW-Vorstand für den englischen Ableger zuständig. "Wir wissen, dass viele treue Kunden lange darauf gewartet haben".

Ein Mini mit fünf Türen also, der noch dazu gut 16 Zentimeter länger ist. Den zusätzlichen Zugang in den Fond bietet zwar schon der hochbeinige Mini Countryman. Doch der ist eher ein Lifestyle-Kombi mit Dachreling und für viele Fans der Kultmarke eben kein typischer Mini. "Unser neues Familienmitglied hat wohl die längste Entwicklungszeit in der Automobilhistorie hinter sich", schmunzelt der deutsche Chef der britischen Ikone. "Bereits 1957 gab es den Prototyp eines Fünftürers, der aber nie in Serie ging", berichtet er. Leider ist das einzige handgefertigte Modell verloren gegangen und wurde nie wiedergefunden. "Jetzt haben wir ihn gleichsam zu Ende entwickelt".

Der Neugeborene der Familie Mini fällt nur dann wirklich auf, wenn er neben dem vertrauten Dreitürer parkt. Hier wird der um über sieben Zentimeter längere Abstand zwischen den Achsen deutlich, das Wachstum auf vier Meter Gesamtlänge und bei genauem Hinschauen auch der gute Zentimeter mehr an Höhe. All das soll vor allem den Hinterbänklern zu Gute kommen, die im Schwestermodell schon auf Kurzstrecken litten. Die beiden zusätzlichen Türen mit den großen verchromten Griffen fügen sich gut in die Gesamtlinie ein. Sie wirken optisch zwar etwas schmal, öffnen aber so weit, dass der Zugang in den Fond durchaus keiner Verrenkungen bedarf. Hat man seinen Platz erst mal erreicht, eröffnet sich eine neue Mini-Welt. Ausreichend Kniefreiheit (sieben Zentimeter mehr als im Dreitürer), mehr Luft über dem Haupthaar und trotz identischer Breite gut sechs Zentimeter mehr Spielraum für die Ellenbogen. Wenn drei Erwachsene sich nebeneinander drücken, wird es naturgemäß dann doch knapp. Aber der Mini ist nun mal ein Kleinwagen der Polo-Klasse.

Das Wachstum wird auch im Gepäckraum deutlich: Er fasst mit 278 Litern deren 67 mehr als beim Kurzmodell. Nutzt man die diversen Umklapp- und Einstellmöglichkeiten kann er im Zwei-Personen-Betrieb bis auf 941 Liter erweitert werden. Das macht ihn zwar immer noch nicht fit für den Baumarkt, doch beim großen Wochenend-Einkauf passen jetzt einige Schnäppchen mehr in den Laderaum als in den anderer Mini-Fahrer.

An der Grundform der Anfang des Jahres erschienenen zweiten Mini-Generation wurde nichts verändert. Der gleiche freundliche Gesichtsausdruck mit dem verdutzt-neugierigen Blick aus den großen Scheinwerferaugen, bei dem ein wenig wohl der bunte Clownfisch aus dem Film "Findet Nemo" Pate stand. Auch das gute Ende mit den ebenfalls chromumrandeten Heckleuchten verrät nicht, dass dieses Auto im Designstudio auf die Streckbank gelegt wurde. Da das Motorenangebot, das Interieur, die Instrumente, Hebel und Schalter ebenfalls aus dem kürzeren Mini übernommen wurden, bleibt als spannendste Frage vor dem Start zur ersten Testfahrt, ob das 4-Meter-Schiffchen genauso flink um Ecken segelt wie sein Genspender.

Schon nach den ersten Kilometern erledigt sich diese Besorgnis. Das weithin gepriesene Kart-Gefühl stellt sich nach den ersten Kurven sofort wieder ein, die direkte Lenkung lässt sich genauso passgenau dosieren, macht den ständigen Kurswechsel auf den schmalen englischen Landstraßen fast schon vergnügungssteuerpflichtig. Dabei stützt sich dieser Mini noch einen Hauch satter auf den Scheitelpunkt der Kurve als es der Kurze schon vormacht. Dazu das kernige Röhren aus dem Motorraum, drinnen zum Glück für die Passanten hörbarer als drumrum. Im Test-Mini mit der Bezeichnung Cooper S sorgte der bekannte Zweiliter-Vierzylinder mit seinen üppigen 141 kW/192 PS für mehr Turbo-Kraft als nötig, Wer lieber schalten lassen will, statt die sechs Gänge eigenhändig zu wählen, ist mit 1.700 Euro für eine gut abgestimmte Automatik dabei. Die spart dann aber einen halben Liter Benzin (Verbrauch 5,5 l/100 km). Wer die möglichen 230 km/h ausreizt, kann diesen Normwert mehr als verdoppeln.

Auch für den Fünftürer sind die zahllosen Extras bestellbar, die Interessenten des Kultmobils immer wieder zu Maxi-Ausgaben verleiten: Ob Headup-Display auf dem Armaturenbrett, Internet-Anbindung, Rückfahrkamera, halbautomatisches Einparken, LED-Scheinwerfer, Abstandsradar, Verkehrszeichenerkennung oder eine Notbremsfunktion bei drohender Kollision im Stadtverkehr - alles findet sich in der 40 Seiten dicken Preisliste. Serienmäßig ist wirklich nur das Nötigste. Die Mini-Gemeinde schreckt das bekanntlich kaum. Der große Mini kostet grundsätzlich 900 Euro mehr als der Dreitürer. Zum Marktstart im September gibt es zunächst nur die Cooper-Modelle. Die Preisliste startet mit 20.600 Euro für den 136-PS-Benziner und 22.350 Euro für 116-PS-Diesel. Der getestete Cooper S ist für 24 700 Euro zu haben, Tabellenführer ist der starke 170-PS-Diesel für 26 250 Euro. Die Versionen mit schwächeren Triebwerken folgen aber schon bald.

Die beiden zusätzlichen Türen inklusive des größeren Innenraums werden den bisherigen  Bestseller im Mini-Programm wohl vom Thron stoßen. Weil die Sprösslinge von Mini-Fahrern demnächst genauso schnell im Klassenzimmer sein wollen wie ihre Mitschüler. Die kommen nicht selten in einem fünftürigen Audi A 1 oder einem ebensolchen VW Polo. (sp-x)


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