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Fahrbericht Ford Fiesta ST200: Feuer unterm Fuß

28.06.2016 05:37 Uhr
Ford hat nachgelegt und entlässt mit dem ST200 den ultimativen Fahrspaß-Fiesta auf die Straße. Mit mindestens 24.640 Euro belastet er aber auch nachhaltig das Budget
© Foto: Ford

In der ST-Version wird aus dem eigentlich harmlosen Fiesta ein potenter Kurvenräuber. Jetzt hat Ford noch einmal nachgelegt, und schickt den ST200 mit noch mehr Leistung ins Rennen.

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Von Michael Gebhardt/SP-X

Als schnuckeliger City-Flitzer macht der Fiesta Karriere, und hat sich schon in so manchem Jahr den Titel "meistverkaufter Kleinwagen Europas" gesichert. Doch der Kölner kann nicht nur lieb und nett, das beweist Ford schon seit mehreren Generationen mit dem sportlichen ST-Modell. Jetzt haben sie noch einmal nachgelegt und entlassen mit dem ST200 den ultimativen Fahrspaß-Fiesta auf die Straße. Mit mindestens 24.640 Euro belastet er aber auch nachhaltig das Budget.

Dass der 200er 4.000 Euro mehr kostet als ein "normaler" Fiesta ST, sieht man ihm nicht an. Man muss schon ein Kenner sein, um den betongrauen Lack oder die mattschwarzen Räder mit den durchblitzenden roten Bremssätteln richtig zu deuten. Selbst innen gibt es keine Hinweise auf das Topmodell: Fahrer und Beifahrer sitzen wie in jedem anderen ST in engen Recaro-Schalen, die eindeutig Passagiere mit Modelmaßen bevorzugen. Davor baut sich das noch mit reichlich Knöpfchen übersäte Armaturenbrett auf, das Ford noch nicht auf den aktuellen Stand seiner Infotainment-Technik gehievt hat.

Unter der kurzen Motorhaube aber schlummern im ST200 eben jene namengebenden zweihundert Pferdchen und damit zehn Prozent mehr als im 134 kW / 182 PS starken Standard-ST. Nun gibt der optimierte 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbo 290 Newtonmeter Drehmoment ab, die sein schwächerer Bruder nur kurzzeitig im Overboost-Modus abrufen kann. Den gibt es auch im ST200, dann werden für 20 Sekunden sogar satte 320 Newtonmeter und zusätzliche 11 kW / 15 PS Leistung mobilisiert. Dass das Drehmoment in der Topversion erst bei 2.500 Touren und damit 900 Umdrehungen später anliegt als im ST, macht die verkürzte Getriebeübersetzung wieder wett.

Geballte Kraft

Wer nach dem Anlassen per Knopfdruck gemütlich losrollt und die Nadel des Drehzahlmessers unterhalb der 3.000er-Marke hält, fragt sich vielleicht im ersten Moment, ob das viele Geld wirklich richtig investiert war. Handzahm lässt sich der Kleinwagen manövrieren, ohne dabei in irgendeiner Weise aufzufallen. Doch wehe, wenn des Fahrers rechter Fuß etwas mehr Druck auf das Gaspedal ausübt. Die Drehzahl schnellt nach oben, die geballte Kraft wirft sich auf die Kurbelwelle – und auf die Vorderräder, die, wenn die Straße nass ist, erstmal ein wenig Gummi auf dem Asphalt lassen. Plötzlich frotzelt das Triebwerk frech vor sich hin und gepaart mit süßem Turbo-Säuseln marschiert der ST200, sobald die Räder wieder Halt haben, in Richtung Tempo 100. Im Idealfall fällt die Marke nach 6,7 Sekunden und damit zwei Zehntel eher als im normalen ST. Auch in Sachen Vmax konnte der Sport-Fiesta noch etwas zulegen, marschiert nun 7 km/h schneller und schafft so 230 Sachen.

Dass er auch beim Normverbrauch zwei Nachkommastellen auf 6,1 Liter zugelegt hat, dürfte wohl nur die wenigsten Kunden interessieren – zumal auch ein zweistelliger Wert im Bordcomputer sicher keine Seltenheit ist. Doch statt sich um Emissionswerte zu kümmern, beschäftigen sich die meisten wohl lieber mit einer Nachhilfe-Stunde in Querdynamik. Dank optimierter Torque Vectoring Control, angepassten Stoßdämpfern sowie kürzeren Federn, die ihn 1,5 Zentimeter tiefer legen, und einer noch direkteren Lenkung demonstriert der Fiesta ST200 eindrucksvoll, dass der Kamm’sche Kreis noch etwas Potenzial hat. In der Praxis heißt das: Vor der Kurve scharf bremsen, einlenken, und am Scheitel direkt wieder aufs Gas. Ohne unnötige Reibungsverluste zieht der 1.163 Kilogramm leichte Kleinwagen davon und lässt dabei so manchen anderen Sportwagen alt aussehen – während der ST-Fahrer das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommt.


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