Der Cupra Ateca machte vor etwa sechs Jahren den Start der neuen Marke, die die Mutter Seat mittlerweile etwas alt aussehen lässt. Dass das nur die halbe Wahrheit ist, zeigt sich nun beim ersten Facelift der Firmengeschichte. Die Modelle Cupra Leon und der erste eigenständige Cupra, der Cupra Formentor, werden jetzt erneuert.
Cupra Leon und Cupra Formentor (Facelift)
BildergalerieSeat Leon bekommt lediglich Technik-Update
Gleich vorweg: Der Seat Leon, der Zwilling des Cupra Leon, erhält „nur“ eine Technikaufwertung, optisch bleibt alles wie gehabt. Das kann man so und so sehen. Positiv betrachtet bedeutet es, dass der aktuelle Seat Leon noch immer aktuell wirkt. Das stimmt. Positiv ist ebenfalls, dass die Auffrischung des Cupra Leon eine stärkere Differenzierung der beiden Marken und desselben Modells bewirkt, wenngleich unter dem Blech weiterhin fast alles identisch ist. Negativ … alle kennen die Diskussion um die Marke Seat.
Fangen wir außen an. Sowohl Leon als auch Formentor bekommen eine neue Frontmaske aufgesetzt. Shark-Nose nennen das die Spanier und besitzt gefühlt jedes neue Fahrzeug. Macht nichts, es wirkt dennoch frisch. Die Scheinwerfer bekommen ein neues Innenleben. Matrixlicht war bislang bereits der Marke Cupra vorbehalten – mal sehen, ob der Seat Leon nun das alte „Modul“ des Cupra Leon bekommt. Bei Cupra gibt es neues Matrixlicht mit drei Leuchtpunkte in Dreiecksform pro Scheinwerfer, was eine markante Signatur bewirkt – tagsüber wie auch nachts. Wie viele Segmente im Scheinwerfer enthalten sind, um das Matrixlicht zu erzeugen, wurde bislang nicht kommuniziert. Neue Felgen und ein paar neue Lacke runden das Bild vorn und an der Seite ab.
Am Heck des Cupra Leon und des Cupra Formentor gibt es neu gestaltete Stoßfänger und nun unisono die neuerdings omnipräsenten Leucht-Logos. Das Cupra-Tribal ist ins bislang bereits vorhandene Leuchtband integriert, sobald Licht aktiviert ist. Dezent ist anders. Aber Cupra ist auch nicht unbedingt für Zurückhaltung bekannt. „Laut“ – zumindest optisch – ist die bessere Kategorisierung. Das mögen die Kunden, das beweisen die Zahlen. Cupra soll nicht jedem gefallen, aber einige lieben die Marke. So ungefähr kann das wiedergegeben werden, was Wayne Griffith, CEO von Seat, am Abend der Präsentation in Madrid sagte.
Neu: Infotainment, Sennheiser-Soundsystem und Materialien
Innen gibt es bei beiden Modellen neue Sitzbezüge (aber noch immer keine AGR-Sitze) sowie neue Materialien, die noch einen Tick hochwertiger wirken sollen und beim Cupra Leon eine stärkere Differenzierung zum Seat Leon bewirken – stimmt so. Im Cupra-Mode, nach wie vor aktivierbar über den Daumentaster im unteren Lenkradbereich, werden nun Schaltblitze bei höchsten Drehzahlen angezeigt – Spielerei.
Interessanter dürfte das Sennheiser-Soundsystem sein. Bislang gab es als Upgrade zum Seriensystem einen Klangverstärker von Beats. Den ersten Hörgenuss blieb uns das System bei der Sitzprobe schuldig. Vermutlich ist die Sennheiser-Anlage mit beleuchteten Schriftzügen in den Türverkleidungen (auch das sieht „laut“ aus) weniger basslastig und etwas ausgewogener im Klang.
Markanter ist der nun auf 12,9 Zoll gewachsene Infotainment-Bildschirm. Die Bedienung erfolgt analog zu VW Golf, Skoda Octavia und den anderen Derivaten, die die gleiche Technikbasis nutzen. Es gelingt zwar einfacher, schnell auf diverse Funktionen zuzugreifen, richtig gut aber dennoch nicht. Schalter, beispielsweise um direkt ins Klimamenü zu kommen, gibt es nach wie vor nicht. Dafür aber beleuchtete Touchslider und eine gekühlte Induktivladefunktion fürs Smartphone, die mit maximal 15 Watt die Handys auch während des Streamings und Navigierens zuverlässig lädt – ohne den Akku zu warm werden zu lassen.
Cupra Leon Sports Tourer: Nach wie vor viel Platz
Am Arrangement des Interieurs hat sich nichts geändert. Die Platzverhältnisse im Cupra Leon, Cupra Leon Sportstourer und Cupra Formentor sind nach wie vor bestens geeignet um als Familien-Erstfahrzeug zu fungieren – und als Langstreckenfahrzeug. Ob dafür die beim Plug-in-Hybrid (Phev) vergrößerte Reichweite wirklich hilft, darf bezweifelt werden. Bis zu 100 Elektro-Kilometer sollen möglich sein. Bei 19,7 kWh (nutzbar) Speicherkapazität des Akkus ist das optimistisch gerechnet. Nachgeladen wird mit 11 kW oder gar mit 50 kW am DC-Schnelllader. Die 272 PS des Phev versprechen Fahrspaß. Damit erhalten beide Cupra-Modelle auch die volle Leistung gleich von Beginn an – es gibt noch eine 204-PS-Version dieses Hybridantriebs.
Cupra Leon und Cupra Formentor: Die Motoren
Den Start im Motorenprogramm macht nach wie vor der in Cupra Leon und Cupra Formentor erhältliche 150-PS-TSI (ohne und mit 48-Volt-System erhältlich, letzterer nur mit DSG). Leistungsparallel gibt es den 150-PS-TDI (immer mit 7-Gang-DSG), der für Vielfahrer das A und O bleiben dürfte. Die Leistungsbereitschaft von Cupra Leon und Cupra Formentor staffelt sich dann bei den Benzinern über 200 und 265 PS bis hinauf zum neuen Top-Motor mit 333 PS und Allradantrieb für den Leon Sportstourer und Formentor.
Der schiebt sich zwischen den nicht mehr angebotenen VZ5-Fünfzylinder mit 390 PS den „alten“ Vierzylinder-TSI mit 300 respektive 310 PS. Eine aktive Drehmomentverteilung an der Hinterachse (hatte bislang nur der Cupra Formentor VZ5) und auf Wunsch die (ebenfalls) vom Formentor VZ5 bekannten Akebono Bremsen (375 Millimeter im Durchmesser) runden das Sportbild der beiden erneuerten Cupramodelle ab. Brembo-Bremsen (370 Millimeter) gibt es nach wie vor (auf Wunsch und serienmäßig, je nach Motor). Der Leon Fünftürer bekommt „nur“ 300 PS und Frontantrieb.
Die Preise von Leon und Formentor bleiben konstant
Schöne News am Schluss: Die Preise verändern sich nicht. Auch Cupra hat wohl bemerkt, dass ein weiterer Preisanstieg dem Absatz nicht förderlich wäre. Das bedeutet: Cupra Leon ab 35.000 Euro (brutto), für den Kombi (Sportstourer) werden 1.725 Euro mehr fällig. Der Cupra Formentor startet bei 38.350 Euro. Bestellstart ist der 6. Mai. Bei den Händlern (und den ersten Kunden) sollen die Modelle ab Ende Juni stehen. So wünscht sich Cupra, in einem vollen Jahr fortan rund 200.000 Leon und nochmals so viele Formentor an Kunden zu bringen. Ein hehres Ziel, das aber zu schaffen ist. Denn es gibt offensichtlich immer mehr Menschen, die Cupra „lieben“. Ob diese Liebe bis hin zu den neuen Merchandising-Produkten wie Bekleidung und nun gar Schmuck reicht, muss sich indes erst noch beweisen.
Ernst Kuefer