Autovermieter 2014/2015: Expansionsbestreben

Die Autovermieter haben auch 2014 ihr Umsatzvolumen steigern können. So prognostiziert die Sparkassen Finanzgruppe hierfür im aktuellen Branchenreport "Kfz-Vermietung 2014" über die Branche ein Plus von knapp vier Prozent gemessen an der Umsatzsteuerstatistik des Statistischen Bundesamtes, die für das Vorjahr einen Wert von rund 16 Milliarden Euro ausweist. Dabei kommen die Fahrzeuge bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen auf rund 13 Milliarden Euro. In den Zahlen sind allerdings nicht nur die reinen Vermietgeschäfte enthalten, sondern nach Angaben des Branchenreports auch das Operate Leasing. Zudem dürften aufgrund des hohen Volumens auch Bewegungen in Einkauf respektive Remarketing erfasst sein. Insgesamt würden davon wiederum mehr als 80 Prozent auf Autovermieter mit einem Umsatz von mehr als 10 Millionen Euro entfallen. Zugleich scheint eine weitere Konzentration im Markt stattzufinden. Denn der Report rechnet in seinen Einschätzungen mit einem weiteren Rückgang der Zahl an Autovermietern mit Fahrzeugen unter einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen unter die Marke von 5.900 Unternehmen. Aktivitäten und Trends Dass generell auch die Umsätze aus dem reinen Vermietgeschäft zugelegt haben, darauf deuten etwa die vorläufigen Bilanzkennzahlen für 2014 von Marktführer Sixt hin. Demnach haben die Münchener allein in Deutschland ihre Erlöse aus der Fahrzeugvermietung um 4,8 Prozent auf rund 630,5 Mio. Euro erhöhen können. Folglich generiert Sixt hierzulande immer noch rund 56 Prozent seiner gesamten Vermiet-Umsätze (2014 insgesamt: 1,12 Mrd. Euro). Für mehr Schwung im Geschäft spricht außerdem der Ausbau der durchschnittlichen Flottenbestände bei den Autovermietern (Tabelle 1). Enterpise, Europcar und Sixt haben bei den Fahrzeugen im vergangenen Jahr aufgestockt. Über Avis als einen der großen Anbieter sind jedoch keine Aussagen in 2014 möglich, da der Autovermieter aufgrund neuer unternehmensinterner Richtlinien solche Fragen nach Flottenbeständen etc. nicht mehr beantwortet. Unabhängig davon hat sich die Kreditausfallwahrscheinlichkeit der Autovermieter laut dem Creditreform-Risiko-Indikator (CRI) der Wirtschaftauskunftei Creditreform, welchen der Branchenreport der Sparkassen-Finanzgruppe aufführt, ebenfalls leicht verbessert (Grafik). Nichtsdestotrotz optimieren die Autovermieter ihr Stationsnetz weiter. Dies geschieht entweder wie bei Enterprise über eine gezielte Erweiterung der Präsenzen an Flughäfen oder wie bei Europcar und Sixt, indem ihre Zahl verringert wird (Tabelle 2). Steigende Kundenansprüche, höhere Flexibilität Getrieben wurde das Wachstum sowohl durch die Firmen- als auch die Privatkunden. Hierbei haben unabhängig von der Kundengruppe alternative Mobilitätskonzepte eine Rolle für die erhöhte Nachfrage gespielt. Niels Rathmann, Vertriebsleiter Deutschland bei Enterprise, meint dazu: "Mobilität ist heutzutage für die Kunden eine Selbstverständlichkeit und keine Option mehr, was sich natürlich auch im Ersatzwagensegment widerspiegelt. Darüber hinaus sind die Kunden im B2B- und im B2C-Bereich anspruchsvoller denn je, sodass Flexibilität, Effizienzsteigerung, technologischer Vorsprung, ein exzellenter Service und ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis höchste Priorität haben." Und der Trend hin zu höheren Anforderungen scheint anzuhalten, insbesondere bei Flottenkunden. "Wir gehen davon aus, dass genau wie im vergangenen Jahr der Bedarf an zusätzlichen Dienstleistungen neben dem herkömmlichen Vermietgeschäft deutlich steigen wird - z. B. im Bereich Fuhrparkmanagement", sagt Boris Boy, Leiter Replacement bei Europcar. Außerdem erwartet der Autovermieter eine generelle Steigerung der Nachfrage nach alternativen Mobilitätskonzepten wie Carsharing im Geschäftskundenbereich. Dafür hat sich Europcar mit der Beteiligung an Car2go und im Bereich des Corporate Carsharing mit dem Kauf von Ubeeqo positioniert. Gleiches gilt für Sixt mit dem BMW-Joint-Venture Drive Now, für das der Autovermieter aktuell rund 400.000 registrierte Nutzer meldet. Des Weiteren beobachtet Hertz den immer stärker werdenden Kundenwunsch nach mehr Flexibilität und Individualität, was sich etwa in der spezifischen Nachfrage nach bestimmten Modellen und Ausstattungen widerspiegle. Dementsprechend sei der Fuhrpark beispielsweise um exklusive Modelle wie Luxuslimousinen oder Minibusse vergrößert worden. Parallel dazu bleibt das Unfallersatzgeschäft unter Druck. Gleichwohl zeichnet jeder Autovermieter ein anderes Bild. Enterprise, Europcar und Hertz betrachten diesen Bereich als Kerngeschäft und messen dem nach eigenem Bekunden eine hohe Bedeutung bei. Konkretere Zahlen nennt hierzu allerdings keiner. Nur Hertz beziffert den Bereich mit einem zweistelligen Prozentsatz am Gesamtvolumen. Bei Sixt sieht es ganz anders aus. Hier nimmt das Unfallersatzgeschäft in 2014 mit drei Prozent (2013: 4 %) im Vergleich zu den anderen Bereichen (Geschäftskunden: 40 %, Privatkunden/Touristen: 51 %, sonstige, was nochmals Unfallersatz beinhalten kann: 6 %) nur noch eine untergeordnete Rolle ein. Marschrichtung: Weiteres Wachstum Mit der Vielfalt an Geschäftsfeldern und Dienstleistungen wollen die Autovermieter auch dieses Jahr wachsen. Enterprise spricht von ehrgeizigen Wachstumszielen national und international im Firmensowie im Privatkundensegment. Das Autohausgeschäft soll sich stabil entwickeln. Europcar will dagegen im Autohaus-Bereich die Zusammenarbeit mit den bestehenden Partnern ausbauen und weitere Kooperationen eingehen. Hertz hat sich vorgenommen, wie im vergangenen Jahr mit speziellen Fahrzeugen wie beispielsweise den Minibussen und Sportwagen weiter zu wachsen. Sixt legt dieses Jahr den Fokus auf das Ausland - sowohl im Vermietgeschäft als auch bei den Mobilitätskonzepten wie Carsharing. Deutschland bleibt dabei eine feste Säule im Geschäft. Solange die gesamtwirtschaftliche Konjunktur positiv ist, stehen folglich auch in der Autovermietung die Zeichen weiter auf Wachstum.

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