Der frühere Opel-Chef Karl-Thomas Neumann sieht die deutsche Autoindustrie schlecht aufgestellt, um den Wandel zur Elektromobilität zu schaffen. Die Spitzen der deutschen Branche könnten nicht offen sagen, dass die Zukunft elektrisch sei, sagte der zum kalifornischen Elektro-Start-Up Evelozcity gewechselte Manager bei einem Kongress des Frankfurter Mobilitätszentrums HOLM.
Die Auto-Vorstandschefs trügen Verantwortung für hunderttausende Arbeitsplätze und für Milliarden-Investitionen in bestehende Fabriken, meinte Neumann. "Es ist eben sehr, sehr schwer, den ganzen Tag sehr effizient zu sein und sein altes Geschäft mit vollem Ehrgeiz weiter zu betreiben und sich abends um fünf Uhr zum Start-up-Unternehmer zu machen."
Neumann empfiehlt den Konzernen die Gründung neuer Unternehmen und Marken in strikter Abtrennung zum "alten" Geschäft. Die Ressourcen müssten in einem Start-up-Kontext eingesetzt werden, um denjenigen zu helfen, die letztlich das bisherige Geschäft kaputtmachten. "Das sehe ich aber an keiner Stelle. In Wirklichkeit ist das alles disruptiv und wird letztlich die bestehende Industrie komplett zerlegen", meinte Neumann. Für ihn sei es keine Frage mehr, dass die E-Mobilität den Durchbruch schaffen werde. Evelozcity will nach seinen Angaben im Jahr 2021 ein Elektroauto zunächst im Großraum Los Angeles anbieten. (dpa)
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