Autohersteller müssen sich auf weitere Sparanstrengungen beim Treibhausgas CO2 einstellen. Der Umweltausschuss des Europaparlaments votierte am Mittwoch in Brüssel mit großer Mehrheit für Kohlendioxid-Obergrenzen von bis zu 78 Gramm CO2 pro Kilometer für das Jahr 2025. Bislang gibt es nur Ziele bis zum Jahr 2020. Derzeit gilt ein Zielwert von 130 Gramm.
Während Umweltverbände die neuen Zielwerte grundsätzlich begrüßten, kritisierte der Verband der Automobilindustrie den Beschluss als verfrühte Überregulierung. Es sei noch nicht abzusehen, wie sich CO2-ärmere alternative Antriebe entwickeln würden. Auch der europäische Dachverband Acea forderte Machbarkeitsstudien.
Umstritten sind auch Produktionsanreize für besonders CO2-arme Fahrzeuge wie Elektroautos. Diese sollen Hersteller nach dem Willen des Ausschusses mehrfach anrechnen können, mit dem Faktor 3,5 im Jahr 2013 und 1,5 im Jahr Jahr 2020. 2024 soll diese Mehrfachanrechnung ein Ende haben.
Greenpeace kritisierte "Schlupflöcher"
Die Umweltorganisation WWF verurteilte die "Rechentricks", die den CO2-Spardruck auf die Industrie milderten. Greenpeace kritisierte "Schlupflöcher". Die Vorsitzende der Grünen im Europaparlament, Rebecca Harms, monierte: "Dies untergräbt das CO2-Ziel und verzögert den Umbau bei konventionellen Fahrzeugen, die auch in absehbarer Zukunft den größten Anteil der Neuwagenflotte ausmachen werden."
Der CDU-Europaabgeordnete Thomas Ulmer, der den Abstimmungstext erarbeitet hat, verteidigte diese Regelung hingegen als "zeitlich begrenzten Innovationsanreiz für alternative Antriebe, die es sonst nur sehr schwer bis zur Marktfähigkeit bringen würden" - Elektroautos sind nach wie vor kein Verkaufsschlager in Europa.
Neues Messverfahrung zum Kraftstoffverbrauch
Neben klimafreundlicheren Autos wollen die Parlamentarier auch mehr Klarheit für Kunden beim Neuwagenkauf. Möglichst ab 2017 soll ein neues Messverfahrung zum Kraftstoffverbrauch gelten - bisher lieferte die Prozedur nach Ansicht zum Beispiel des ADAC unrealistisch niedrige Verbrauchswerte. Der CDU-Abgeordnete Karl-Heinz Florenz erklärte: "Wir dürfen nicht länger zulassen, dass uns eine Traumwelt vorgegaukelt wird, in der ein Auto mit fünf Litern Verbrauch beworben wird, das in Realität aber sieben verbraucht."
Europaparlament und die EU-Staaten beginnen demnächst Gespräche über eine Neufassung der relevanten Gesetze. Ihre Verhandlungsposition werden die Abgeordneten in einer Plenarabstimmung im Mai festzurren. Angesichts der klaren Mehrheit im Ausschuss dürfte das Plenum aber ähnlich entscheiden. (dpa)