Der europäische Automarkt hinterlässt bei Ford weiter deutliche Bremsspuren. Im ersten Quartal musste der US-Konzern hier einen Vorsteuerverlust von 462 Millionen Dollar (355 Millionen Euro) verkraften. Das war dreimal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Der geschäftliche Ausblick sei unsicher, erklärte Ford am Mittwoch am Konzernsitz in Dearborn nahe Detroit. Dagegen florieren die Verkäufe in der Heimat USA.
Der Konzern rechnet im Gesamtjahr in Europa weiterhin mit einem Vorsteuerverlust von um die zwei Milliarden Dollar. Im vergangenen Jahr hatte Ford 1,8 Milliarden Dollar verloren. Um wieder in die Spur zu kommen, schließt der Hersteller drei Werke in Großbritannien und Belgien, was 6.200 Jobs kostet. Das Unternehmen will dadurch zur Mitte des Jahrzehnts wieder Geld in Europa verdienen. Frische Modelle wie der Kleinwagen Fiesta, der Geländewagen Kuga sowie der Transporter Transit sollen das Geschäft parallel ankurbeln.
Ford leidet genauso wie andere Autohersteller unter schrumpfenden Verkäufen in Europa. Die Zahl der abgesetzten Fahrzeuge sank zu Jahresbeginn um acht Prozent auf rund 341.000. In Deutschland waren die Zulassungen nach Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes sogar um 29 Prozent auf 39.300 eingebrochen, nachdem auch hierzulande der Markt ins Rutschen kam. Ford besitzt große Werke in Köln und Saarlouis.
Gewinn steigt deutlich
Insgesamt geht es Ford allerdings gut. Die US-Amerikaner kaufen massenhaft Neuwagen, und auch im asiatisch-pazifischen Raum florieren die Verkäufe. Der Umsatz stieg dadurch konzernweit um zehn Prozent auf 35,8 Milliarden Dollar. Der Gewinn verbesserte sich um 15 Prozent auf unterm Strich 1,6 Milliarden Dollar. "Wir gehen weiterhin davon aus, dass 2013 ein starkes Jahr wird", erklärte Konzernchef Alan Mulally. Vorbörslich stieg der Aktienkurs um ein Prozent.
Fords Schicksal steht beispielhaft für die amerikanischen Autobauer. Auch Erzrivale General Motors verliert Geld in Europa und beendet 2014 seine Autoproduktion in Bochum. Im Fiat-Konzern ist es die amerikanische Tochter Chrysler, die das Geld heranschafft. GM und Chrysler veröffentlichen in der kommenden Woche ihre aktuellen Geschäftszahlen.
Den Autoherstellern kommt in den USA zugute, dass die Wirtschaft anzieht, insbesondere der Häusermarkt. So kaufen Handwerker verstärkt Pick-up-Trucks. Zudem müssen sich viele Amerikaner schlicht einen neuen Wagen kaufen, weil ihr alter auseinander fällt. Im Durchschnitt hat ein Auto in den USA mittlerweile elf Jahre auf dem Buckel. Das ist ein Negativrekord.
Große Pläne in Asien
Ford-Chef Mulally hat auch in Asien große Pläne, vor allem in China. In der Region baut der Konzern mehrere neue Werke. Ziel ist es, die weltweiten Verkäufe bis 2015 auf rund acht Millionen Autos jährlich zu steigern. Im vergangenen Jahr hatte Ford seinen Absatz annähernd stabil halten können bei 5,7 Millionen Autos. (dpa)
M. Fritz