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Emissionshandel für E-Auto-Fahrer: Ein sauberer Deal

06.10.2021 09:48 Uhr | Lesezeit: 4 min
Opel Mokka (2022)
© Foto: Opel

Fahrer von Elektroautos können ab dem kommenden Jahr ihre nicht realisierten Treibhausgas-Emissionen verkaufen. Das spült regelmäßig einen kleinen dreistelligen Betrag aufs Konto.  

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E-Autos sparen nicht nur Energiekosten, sondern spülen auch Bargeld in die Kasse. Ab dem kommenden Jahr können Halter mit Zusatzeinnahmen in Höhe von knapp 100 bis über 200 Euro per anno rechnen, wenn sie die eingesparten Treibhausgas-Emissionen ihres Fahrzeugs verkaufen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.  

Wie funktioniert der THG-Quotenhandel?  

Die Treibhausgasminderungsquote – kurz THG-Quote – soll die CO2-Emissionen im Verkehrssektor verringern und so helfen, die Klimaziele zu erreichen. Der Gesetzgeber schreibt Mineralölunternehmen vor, wie viele Tonnen Treibhausgas sie emittieren dürfen. Überschreiten sie diesen Wert, wird eine Strafe fällig. Es sei denn, das betreffende Unternehmen kauft sich Verschmutzungsrechte von dritten - ab dem kommenden Jahr zählen zum Kreis der Verkäufer erstmals auch private E-Auto-Besitzer. Grundlage ist das "Gesetz zur Weitentwicklung der Treibhausgasminderungsquote", das im Mai 2021 vom Bundesrat beschlossen wurde, und die Regelungen der sogenannten Biokraftstoffquote von 2007 weiterführt, die bereits seit 2015 eine THG-Quote beinhalten.  

Was soll mit dem THG-Quotenhandel erreicht werden?  

Die Regelung soll den Umstieg auf klimaschonende Antriebsarten fördern. Dadurch dass das In-Verkehr-Bringen konventioneller Kraftstoffe immer teurer wird, soll zunächst einmal die Industrie zum Umdenken bewegt werden. Weil diese die Mehrkosten auf Benzin und Diesel umlegt, werden diese Kraftstoffe in der Folge auch für Verbraucher immer weniger attraktiv. Wer deswegen umsteigt, soll davon über den Quoten-Handel schlussendlich doppelt profitieren.  

Wer verkauft an wen?  

Ursprünglich sollte die Industrie die Verschmutzungsrechte vor allem untereinander handeln. Wer besonders klimaneutral wirtschaftet, kann seine nicht realisierten Emissionen dadurch teuer an weniger nachhaltige Unternehmen verkaufen. Ab Anfang 2022 wird der Kreis der Verkäufer erweitert. Dann können auch Halter von E-Autos die eingesparte Menge CO2 am Markt anbieten. Hybride und Plug-in-Hybride bleiben allerdings genau wie Wasserstoff- und Erdgas-Pkw außen vor. Ob das Fahrzeug gekauft oder geleast ist, spielt jedoch keine Rolle. Ab dem kommenden Jahr sind außerdem auch alle privaten und gewerblichen Betreiber von Ladepunkten Eigentümer einer THG-Quote und können diese weiterverkaufen. Käufer sind in allen Fällen die Mineralölunternehmen. Allerdings nicht direkt, sondern aus praktischen Gründen über einen Vermittler.  

Wer tritt als Vermittler auf?  

Es wäre kaum praktikabel oder effizient für einzelne E-Autofahrer, ihre Emissionen direkt an ein Mineralölunternehmen zu verkaufen. Auch Aral, Shell und Co. hätten wohl kein großes Interesse, mit Millionen Autofahrern direkt zu verhandeln. Für diese Aufgabe bietet sich daher bereits eine Reihe von Plattformen an, deren Zahl ständig wächst. Die Vermittler kaufen den einzelnen E-Autofahrer die THG-Quoten ab, bündeln sie und verkaufen sie dann an die Mineralölunternehmen. Wer eine entsprechende Plattform sucht, findet im Internet diverse Angebote für Privatpersonen und Flottenbetreiber, darunter etwa Emobia, Maingau Energie, eQuota, Fairenergy oder Smartificate.  

Was benötige ich für den Verkauf meiner Emissionen?

Wer sich für eine der zahlreichen Plattformen entschieden hat, muss sich dort registrieren. Neben Name, Anschrift und Kontodaten ist ein Foto oder ein Scan des Fahrzeugscheins nötig. Der Plattformbetreiber kümmert sich um alles weitere, etwa die Bestätigung der THG-Quote durch das Umwelt-Bundesamt und den Verkauf an ein Mineralölunternehmen.  

Wie viel Geld bekomme ich?  

Die Höhe der Prämie ist unabhängig vom Fahrzeug und vom getankten Strom. Je nach Anbieter liegen die garantierten oder in Aussicht gestellten Beträge für das kommende Jahr zwischen rund 75 und gut 200 Euro. Ausgezahlt wird das Geld Anfang 2022. Anders als beim CO2-Zertifikate-Handel wird der Preis für die Emission einer Tonne CO2 nicht an der Börse ermittelt, sondern von Händlern auf Basis von Angebot und Nachfrage festgelegt. Für 2023 können also andere Beträge anfallen.  

Wie werden sich die Preise entwickeln?  

Mineralölkonzerne können ihre Ziele nicht nur über den Kauf von THG-Quoten erfüllen, sondern auch über den Verkauf von Bio-Kraftstoffen und künftig vor allem von Ladestrom – ein Angebot, dass die Tankstellen aktuell aus diesem Grund massiv ausbauen. Welche Option sie in der Zukunft wählen, hängt nicht zuletzt von Verfügbarkeit und Preisen ab. Ist der Bedarf an den Emissionen privater Autofahrer hoch, dürften auch die gezahlten Beträge hoch sein. Klar ist, dass die Anforderungen an die Industrie steigen. So erhöht sich der geforderte Anteil an klimaneutralen Kraftstoffen bis 2030 von derzeit sechs auf 25 Prozent. Zudem steigen die Strafen bei Nicht-Erfüllung der Quote von 470 auf 600 Euro pro Tonne. Nicht unwahrscheinlich ist, dass die Anforderungen im Zuge des Verfassungsgerichts-Urteils zum Klimaschutzgesetz noch einmal deutlich nachgeschärft werden. Die Preise für THG-Quoten dürften daher tendenziell steigen.

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KOMMENTARE


Christoph Wagner

02.11.2021 - 00:00 Uhr

Ein sauberer Deal? Wie bitte??? Da waren wieder findige Marketing-Experten der Automobil-Lobby (autohaus.de, alles klar) am Werk und verkaufen im wahrsten Sinne des Wortes den Ablasshandel von Emission als sauber. Die Industrieunternehmen, die eine frühzeitige Ausrichtung auf klimaschonendes Wirtschaften in den letzten 10 Jahren (und mehr) verschlafen haben, kaufen Verschmutzungsrechte, lassen sich die Kosten über erhöhte Endverbraucherpreise der eigen Produkte von den Konsumenten bezahlen und bekommen damit obendrein kostenneutral ein Marketing und Image über nachhaltiges und ökologisches Wirtschaften. Für die Vermittlerplattformen ist das Ganze zudem ein gewinnträchtiges Geschäftsmodell, das ebenfalls der Konsument bezahlt. Clever. Ein Emissionshandel mag ein Ansporn sein, sich dem Thema Klima zu nähern. Das Hinzufügen (wobei ich nicht sicher bin, ob dies so gehandhabt wird) von Verschmutzungsrecht-Eignern (u.a. die e-Autofahrer), wirkt dann in Bezug auf die C02-Minderung genauso inflationär wir das Drucken von Geld um die Konjunktur anzutreiben. Im Ergebnis bekommen die Unternehmen die Legitimation sich freizukaufen und machen munter ihr im Wortsinn schmutziges Geschäft weiter wie bisher. Und verschlafen die Chance, in den kommenden Jahren durch Nachhaltigkeit ihre eigene Zukunft zu sichern. Alleine die Wortschöpfungen sind schon bemerkenswert: "Emissionen ... sauberer Deal" - Die Emissionen um die es hier geht sind genau das Gegenteil von sauber. "Verschmutzungrechte" - gibt es nicht. Es gibt eher ein Recht auf sauberes Wirtschaften. "Wer besonders klimaneutral wirtschaftet..." - man kann nicht "besonders" klimaneutral wirtschaften. Entweder wirtschaftet man klimaneutral oder nicht. Punkt. Eine Frechheit ist das Ganze! Ich hoffe, dass die Vernunft der Einzelnen größer ist, als die Geiz-ist-geil-Einstellung derjenigen, die ihre (ökologische) Seele für ein paar Euros an die Klimakrise verursachenden (Industrie-)unternehmen verkaufen.


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