Von Holger Holzer/SP-X
Im Kern ist der Diesel allerdings durchaus ein europäisches Phänomen. In Deutschland erfunden, von deutschen, italienischen und französischen Herstellern domestiziert und seit rund zwei Jahrzehnten als Gegenentwurf zur vornehmlich asiatischen Hybridtechnik aufgebaut. In EU und EFTA liegt sein Marktanteil bei den Pkw-Neuzulassungen aktuell bei knapp 49 Prozent. Nicht zuletzt, weil seine Effizienz und die teils subventionierten Literpreise beim Kraftstoff für niedrige Tankkosten sorgen. In den USA spielt Sparsamkeit angesichts des traditionell recht niedrigen Benzinpreises keine große Rolle – Sprit ist billig und überall verfügbar. Resultat ist ein Marktanteil von 2,7 Prozent, leichte Nutzfahrzeuge eingerechnet. Noch geringer ist die Bedeutung des Diesels in China: gerade einmal ein Prozent Marktanteil verbucht der Diesel dort für sich. Die Regierung setzt in ihren überfüllten Städten seit Jahrzehnten auf den leiseren und meist auch sauberen Benziner, zuletzt häufig kombiniert mit Elektromotoren.
Der größte Dieselmarkt nach Europa ist jedoch ein direkter Nachbar der Chinesen, der unter ähnlichen Verkehrsproblemen leidet: Indien. Dort kam der Diesel bei Pkw 2015 auf einen Marktanteil von über 50 Prozent. Vor allem unzählige Taxis und Kleinbusse fahren mit Selbstzündermotoren, die dort allerdings maximal auf Euro-4-Niveau arbeiten. Wie in Deutschland wurde der Kraftstoff dort lange Jahre massiv subventioniert. Zuletzt hat die Regierung die Förderung vor dem Hintergrund der Luftverschmutzung in den Städten aber zurückgeschraubt, teilweise sogar Zulassungsverbote für Dieselautos in Metropolen erlassen. Mittlerweile wurden diese jedoch zugunsten einer erhöhten Zulassungssteuer wieder gelockert.
Vergleichsweise entspannt hat es der Diesel in Südafrika. Dank des hohen Pick-up-Anteils und der langen Wege auf dem Land kommt er auf immerhin 17 Prozent Marktanteil bei den Neuzulassungen. Diskussionen um Schadstoffe gibt es kaum. Auch über die in Europa geplanten Verkaufsstopps für Verbrennungsmotoren lächelt man am südlichen Ende des afrikanischen Kontinents bislang. Auch weil man dem Elektroauto aufgrund des maroden Stromnetzes und des umweltschädlichen Lithium-Abbaus generell eher kritisch gegenübersteht.
Vergleichbar mit Europa hingegen ist die Situation in Südkorea. Als dort Anfang des Jahrzehnts die Benzinpreise explodierten, startete der Diesel einen Boom, der ihn bis zu einem Neuzulassungs-Marktanteil von rund 40 Prozent führte. Verstärkt wurde die Entwicklung von der Vorliebe der Koreaner zu großen Autos, die Südkorea auch für die deutschen Premiumhersteller zu einem wichtigen Markt macht. Die heimischen Hersteller zogen nach und nahmen ebenfalls mehr Diesel ins Programm. Zuletzt stand der Selbstzünder in Südkorea aber stark unter Druck, nachdem die Regierung im Zuge des VW-Skandals Verkaufsverbote für Fahrzeuge von Nissan, BMW und Porsche verhängt hatte.