Die Dataforce Powertrain Analyse geht in diesem Jahr vor allem der Entwicklung und Nutzung von Elektro- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen in Flotten nach. Die Auswertung der Zulassungsdaten und einer aktuellen Online-Befragung von 615 Fuhrparkleitern kommt unter anderem zum Ergebnis, dass Fuhrparkleiter planen, die Anteile an Elektrofahrzeugen oder Plug-in-Hybriden bis Mitte nächsten Jahres in ihren Flotten deutlich zu steigern, auch wenn es noch manche Bedenken gibt. Kurze Reichweiten, hohe Anschaffungskosten, mangelnde Fördergelder oder lückenhafte Infrastruktur sind die mittlerweile bekannten Hürden. Die Analyse zeigt jedoch, dass ein anderer Faktor bislang offenbar unterschätzt wurde: mangelhafte Information.
Nahezu 50 Prozent der Befragten fühlen sich "weniger gut" bis "gar nicht gut" durch die Automobilindustrie oder die Autohäuser zur E-Mobilität informiert. Lediglich ein Drittel sieht sich "außerordentlich gut" bis "gut" mit Fakten versorgt. Dieses Informationsdefizit wird an verschiedenen Punkten deutlich.
Für die Mehrheit der Fuhrparkmanager ist die kurze Reichweite das Hauptproblem bei der Elektrifizierung der Flotte - auch wenn sich gerade die Kapazität der Akkus in den letzten Jahren deutlich verbessert hat und Reichweiten zwischen 380 und 500 Kilometern keine Seltenheit mehr sind. Mit deutlichem Abstand folgen als weitere Hemmnisse die Ladeinfrastruktur und der Preis. Lange Lieferzeiten für alternativ motorisierte Modelle scheinen laut Dataforce hingegen kaum zu stören.
Erwartet wird eine täglicher Fahrradius von rund 440 Kilometern. Nach Angaben von Dataforce wohnen aber knapp 60 Prozent der Dienstwagenfahrer im Umkreis von bis zu zwanzig Kilometern zu ihrer Arbeitsstelle, weitere 20 Prozent im Radius von bis zu 50 Kilometern. Demnach bewältigten selbst Hybridfahrzeuge mit einer rein elektrischen Reichweite von 30 Kilometern diese Alltagsdistanz nur mit Strom, wenn am Wohnort und an der Arbeitsstelle Ladestationen bereitstünden.
Das löchrige Netz an Lademöglichkeiten wird als weiteres Argument genannt, sich nicht für mehr E-Fahrzeuge zu entscheiden. Nahezu 40 Prozent der Befragten haben weder eigene Ladestationen, noch planen sie welche. Die Eigeninitiative ist somit aktuell noch eher wenig ausgeprägt. An mangelnden Stellplätzen liegt es dabei nicht. Zwei Drittel haben keine Parkplatzsorgen auf ihrem Gelände.
Aktuell verfügen weniger als ein Viertel der Unternehmen bereits über ausreichende Stromtankstellen. Die Lösung könnten mehr Schnellladesäulen im öffentlichen Raum sein, wie an Supermärkten oder Werkstätten. Diese Option würden rund 40 Prozent dazu bewegen, schneller ihren Fuhrpark zu elektrifizieren.
Kosten als weitere Hürde
Auf Rang drei der Elektrifizierungs-Hemmnisse stehen die Kosten. Bis zu einem Aufpreis von maximal knapp 15 Prozent gegenüber herkömmlichen Fahrzeugen käme die Anschaffung für die Fuhrparkleiter noch in Frage. Wer bereits E-Autos in der Flotte hat, finanziert sie vor allem über Leasing. Mit deutlichem Abstand folgt Kauf ohne Finanzierung.
Der Staat fördert E-Fahrzeuge über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Mehr als 80 Prozent haben jedoch keinerlei Erfahrungen damit. Das Argument “zu umständlich” greift nicht, denn bei mehr als Dreiviertel der Befragten, die staatliche Fördermittel genutzt haben, lief die Abwicklung problemlos.
So verwundert nicht, dass die Teilnehmer zu nahezu 50 Prozent die grundlegenden Voraussetzungen (dazu gehören Ladeinfrastruktur, Reichweite, Kosten) für die Elektrifizierung der eigenen Flotte als "weniger gut", rund 30 Prozent sogar als "gar nicht gut" einstufen.
Last but not least: Die Mehrheit der Befragten hat schon die Erfahrung gemacht, wie es ist, elektrisch unterwegs zu sein. Für rund 40 Prozent steht dieses Erlebnis noch aus. Trotz aller Hindernisse prognostizieren die Fuhrparkleiter, dass sich bis August 2020 der Bestand an E-Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden im Fuhrpark deutlich steigern wird. (ah)