Nach einem monatelangen Tauziehen stimmen die Arbeiter im einzigen US-Werk von Volkswagen über eine Interessenvertretung ab. Es geht darum, ob die US-Autogewerkschaft UAW die Beschäftigten am Standort Chattanooga künftig repräsentieren soll. Die zuständige Aufsichtsbehörde habe die Wahl für den 12. bis 14. Februar angesetzt, erklärte VW am Montag. In dem Werk im Bundesstaat Tennessee wird der US-Passat hergestellt.
Die Wahl ist ein Politikum. Wenn die UAW die Mehrheit der Stimmen erhalten sollte, würde die Gewerkschaft im Süden der Vereinigten Staaten einen Fuß in die Tür bekommen. Politiker laufen dagegen Sturm, weil sie Wettbewerbsnachteile für die Region fürchten; sie sehen die UAW als Mitschuldigen am Niedergang der Industrie rund um die Autometropole Detroit. Auch innerhalb der VW-Belegschaft in Chattanooga gibt es Widerstand gegen die UAW.
Vor allem viele ausländische Autobauer haben sich im Süden der USA angesiedelt. So fertigen Daimler und BMW in Alabama beziehungsweise South Carolina einen guten Teil ihrer Geländewagen für den Weltmarkt. Dagegen liegen die Werke der US-Hersteller General Motors, Ford und Chrysler vor allem im gewerkschaftlich stark organisierten Norden.
Einziges VW-Werke ohne Mitarbeitervertretung
Chattanooga ist das einzige der weltweit mehr als 100 VW-Werke ohne eine Mitarbeitervertretung nach Vorbild des deutschen Betriebsrats. "Die Mitarbeiter haben ein Recht auf Mitbestimmung in einer Sache, die ihre ureigenen Interessen betrifft", erklärte der örtliche Personalchef Sebastian Patta. Deshalb solle nun geheim abgestimmt werden. Von den insgesamt 2.500 Mitarbeitern am Standort sind 1.700 aus der Produktion zur Wahl aufgerufen.
Der Konzernbetriebsrat bei VW hatte auf die Wahl gedrungen. "Wir wissen aus vielen Gesprächen mit den Kollegen der UAW, dass sie bereit stehen, mit Volkswagen in den USA ein Betriebsratsmodell für Chattanooga zu entwerfen", erklärte Betriebsratschef Bernd Osterloh. "Jetzt muss die Belegschaft in Chattanooga die Gewerkschaftsfrage für sich entscheiden." (dpa)