Getrieben von starken Geschäften und niedrigen Rohstoffpreisen traut sich der Autozulieferer Continental abermals mehr zu und schraubt seine Jahresprognose leicht nach oben. Der Dax-Konzern hatte seinen Ausblick bereits im Frühling angehoben. Auslöser für die Zuversicht ist der rundum temporeiche Lauf auch im zweiten Quartal. Die Halbjahresbilanz fasst zusammen: "Aus heutiger Sicht besteht kein Grund zur Annahme, dass der Geschäftsverlauf im zweiten Halbjahr 2015 nicht ähnlich positiv verlaufen sollte."
Der Zulieferer, Reifenhersteller und Technikkonzern steigerte seinen Umsatz von April bis Juli im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 Prozent auf 10,03 Milliarden Euro, wie Continental am Dienstag in Hannover mitteilte. Bereinigt um die jüngsten Zukäufe und den positiven Effekt des schwachen Euro lag der Zuwachs bei vier Prozent.
An der Börse legte Conti nach der Vorlage der Zahlen einen Kurssprung hin. Die Aktien setzten sich mittags an die Spitze des Dax, der in Summe unter Druck stand. Sie gewannen zwischenzeitlich um elf Prozent.
Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) schoss im zweiten Viertel des Jahres um 30 Prozent auf 1,18 Milliarden Euro empor. Hatte Conti bisher aufgrund geringer Rohstoffkosten mit einer Entlastung im laufenden Jahr von 150 Millionen Euro gerechnet, steht dieser Effekt neuerdings bei rund 200 Millionen Euro. Der Konzern erwartet weiter fallende Preise für den wichtigen Reifen-Grundstoff Naturkautschuk.
Sogar auf dem weltgrößten Automarkt China, wo es Dämpfer gibt und Autobauer wie VW Federn lassen, bleibe die Lage vielversprechend, sagte Finanzchef Wolfgang Schäfer. "Wir sehen zwar auch eine Abschwächung, aber andererseits auch eine Menge Faktoren, die für weiteres Wachstum sprechen." Conti erwarte bei Chinas Pkw-Produktion im zweiten Halbjahr drei bis vier Prozent Plus, nach fünf Prozent in der ersten Jahreshälfte. NordLB-Analyst Frank Schwope fasste zusammen: "Conti zeigt Stärke, während die Autohersteller schwächeln."
Starkes Auftaktquartal
Für den Konzern war bereits das Auftaktquartal stark gewesen. Auf die ersten sechs Monate gerechnet, kletterte der Umsatz um 16 Prozent auf rund 19,6, der Gewinn vor Zinsen und Steuern um ein Fünftel auf 2,16 Milliarden Euro. Unterm Strich ist das Tempo mit elf Prozent Plus auf 1,45 Milliarden Euro wegen einer höheren Steuerlast aber eher lahm.
Der wichtigste Treiber auf Gewinnseite blieb die Reifensparte. Sie steuerte zum operativen Gewinn im bisherigen Jahresverlauf 1,20 Milliarden Euro bei - 100 Millionen Euro Zuwachs im zweiten Quartal.
Einer der wenigen Flecken in der Bilanz ist das nahende Aus für den Standort Salzgitter. In der Schlauchleitungsfabrik arbeiten etwa 220 Menschen. Für den Abbau plant Conti 14 Millionen Euro ein. Weiter verhandelt wird zudem über Hunderte Stellenstreichungen in Gifhorn.
Bei der um Sondereffekte wie Übernahmekosten bereinigten Gewinnspanne vor Zinsen und Steuern geht Conti für 2015 nun davon aus, dass rund elf Prozent vom Umsatz übrig bleiben - statt wie zuvor 10,5 Prozent. (dpa)