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Betrugsverdacht: Ermittlungen gegen Winterkorn ausgeweitet

27.01.2017 14:10 Uhr
Im VW-Abgasskandal rückt der frühere VW-Vorstandschef Martin Winterkorn zunehmend ins Visier der Staatsanwaltschaft Braunschweig.

Was wusste Martin Winterkorn über die Manipulation von Diesel-Abgastests - und wann? Das sind Schlüsselfragen im VW-Abgasskandal. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig weitet ihre Ermittlungen gegen den Ex-Konzernchef aus.

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Im VW-Abgasskandal gerät der frühere Vorstandschef Martin Winterkorn zunehmend ins Visier der Justiz. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt gegen ihn nun auch wegen des Anfangsverdachts des Betruges, wie die Behörde am Freitag mitteilte. Es hätten sich "zureichende tatsächliche Anhaltspunkte» dafür ergeben, dass Winterkorn früher als von ihm öffentlich behauptet Kenntnis von der «manipulierenden Software und deren Wirkung gehabt haben könnte". Der Manager war im September 2015 kurz nach dem Bekanntwerden des Skandals von der VW-Spitze zurückgetreten. Er sei sich aber keines Fehlverhaltens bewusst, hatte er damals gesagt.

Winterkorn bleibt laut Mitteilung seiner Anwälte bei der Darstellung, bis zum September 2015 von illegalen Abgas-Manipulationen nichts gewusst zu haben. Der 69-Jährige werde sich gegenüber den Ermittlungsbehörden äußern, sobald er die ihn "angeblich belastenden Umstände" genauer kenne. VW betonte, sich nicht zu Einzelheiten in dem laufenden Verfahren äußern zu wollen. Der Konzern kooperiere in vollem Umfang mit den Behörden.

Im Zuge der Ausweitung der Ermittlungen gab es auch Razzien. In dieser Woche seien insgesamt 28 Objekte mit Schwerpunkt im Bereich Wolfsburg, Gifhorn und Braunschweig durchsucht worden, hieß es. Die Aktionen richteten sich nach dpa-Informationen unter anderem auch gegen Softwarespezialisten der VW-Beteiligung IAV. Auch Winterkorns Haus in München und sein dortiges Büro wurden nach dpa-Informationen am Donnerstag durchsucht. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung darüber berichtet.

Anhaltspunkte für den neuen Verdacht seien die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, insbesondere Erkenntnisse aus Vernehmungen von Zeugen und Beschuldigten sowie aus der Auswertung beschlagnahmter Dateien, hieß es von den Ermittlern. Bisher hatte die Staatsanwaltschaft gegen Winterkorn nur wegen des Verdachts der Marktmanipulation ermittelt, weil VW die Finanzmärkte möglicherweise zu spät über die milliardenschweren Risiken des Skandals informiert haben könnte. In diesem Zusammenhang ermitteln die Behörden auch gegen den damaligen Finanzchef und heutigen Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch sowie nach dpa-Informationen gegen den VW-Markenchef Herbert Diess.

Wasser auf die Mühlen von Kritikern

Die neuen Anschuldigungen sind Wasser auf die Mühlen von Kritikern des Ex-Konzernchefs - und spielen mitunter auch Klägern in die Karten. VW-Anleger fordern Entschädigungen in Milliardenhöhe, weil unter anderem die Aktie nach dem Bekanntwerden des Skandals im September 2015 deutlich an Wert verloren hatte.

Laut Staatsanwaltschaft Braunschweig steht der Zeitpunkt für die neuen Ermittlungen nicht direkt in Verbindung mit zuletzt erhobenen Anklagen in den USA. Unter anderem hätten Zeugenaussagen die Verdachtsmomente bei den deutschen Ermittlungen erhärtet. "Sie können davon ausgehen, dass die Quellen der Erkenntnis auf beiden Seiten des Atlantiks sprudeln", sagte Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe. Wann die Ermittlungen abgeschlossen sein werden, konnte er noch nicht sagen. Das Ermittlungsverfahren wird nun jedoch noch einmal umfangreicher.

Die Staatsanwaltschaft weitete ihre Untersuchungen gegen verantwortliche Mitarbeiter von Volkswagen wegen der Manipulation von Abgaswerten bei Diesel-Fahrzeugen aus. Die Zahl der Beschuldigten für diese Tat stieg von bisher 21 auf 37 Personen. Daneben wird nach früheren Angaben auch gegen sechs Personen wegen falscher CO2-Verbrauchsangaben sowie gegen eine wegen Datenvernichtung ermittelt.

Nicht frühzeitig und eindeutig über Messprobleme aufgeklärt?

Vor einer Woche hatte Winterkorn erneut abgestritten, bis zum Bekanntwerden des Diesel-Skandals von illegalen Abgas-Manipulationen bei dem Autobauer gewusst haben. "Es ist nicht zu verstehen, warum ich nicht frühzeitig und eindeutig über die Messprobleme aufgeklärt worden bin", sagte er vor dem Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundestags in Berlin. Die Affäre um manipulierte Abgastests bei Dieselfahrzeugen hatte VW in die schwerste Krise seiner Geschichte gestürzt.

Der Vorsitzende des Abgas-Untersuchungsausschusses, Herbert Behrens (Linke), sagte: "Sollten sich die Hinweise der Staatsanwaltschaft gegen Herrn Winterkorn auch nur ansatzweise erhärten, hat er im Untersuchungsausschuss schlicht gelogen." Behrens forderte Winterkorn auf, "reinen Tisch" zu machen.

Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer sagte der dpa, die neuen Enthüllungen legten nahe, dass die Betrügereien entgegen der bisherigen Äußerungen Winterkorns doch schon eher bekannt waren. "Dass es bei den Abgasbetrügereien nur um das Fehlverhalten von ein paar Ingenieuren gehandelt haben soll, entpuppt sich immer mehr als Legende. Schummeln und Betrügen bei Abgasmessungen scheint mehr Konzernpolitik als das Fehlverhalten einzelner gewesen zu sein." (dpa)

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KOMMENTARE


Michael Kühn

27.01.2017 - 15:35 Uhr

Ein "hochgradiger Ingenieur", der als großer Chef deratige wichtige Infos nicht erhalten haben will ??? - Ist das nicht seine Aufgabe, ggfs. entsprechend nachzufragen, um über die Gegbenheiten in seinem Unternehmen den Überblick zu haben ??? - Es kann mir NIEMAND ernsthaft erzählen, daß dieser NIX gewußt haben will. In meinen Augen sollte ein CHEF immer wissen, was in seinem Unternehmen so vorgeht. - (Ich werde den Eindruck nicht los, daß er hauptsächlich seinen eigenen Geldbeutel im Blickfeld hatte, und alles Andere war ihm wurscht. - Dieses "Superhirn" sollte schadenersatzplflichtig verurteilt werden.) MK


Verkäuferin

27.01.2017 - 17:21 Uhr

Ich kann das sehr wohl verstehen. Vor Allem im VW Konzern wurde die letzten Jahre sehr viel Energie und Augenmerk auf Mysteryshopping und andere Schikanen investiert, um zu sehen was die Verkäufer/innen so den ganzen Tag treiben.Da kam das Kehren vor der eigenen Haustüre natürlich viel zu kurz. Und so einWinterkorn ist auch nur ein Mensch und kann nicht überall sein.Vielleicht schafft es dieser Skandal tatsächlich, die eingebildetenBosse in diesem Konzern wieder ein bisschen auf den Boden zu bekommen.Die Kunden scheint es derzeit wenig zu interessieren. Deshalb ist es ok, wenn der Denkzettel von anderer Stelle kommt. Und der wird kommen !


Norlicht

27.01.2017 - 17:39 Uhr

Natürlich hat dieser Mann etwas gewusst. Es muss ihn als Ingenieur doch schon von Berufswegen interessiert haben, wie die Abgasreglung in seinen Autos denn nun wirklich funktioniert. Oder ging es in der Chefetage wirklich nur um Dienstwagen und Champagnerpartys ? Wenn ja, dann ist jede Prämie, Abfindung und Superrente noch weniger gerechtfertigt als ohnehin.. Wenn nicht, dann hat er es auch gewusst - darauf einen doppelten Winterkorn!


MT

27.01.2017 - 17:52 Uhr

Weiß nich was erbärmlicher ist, dass er es nicht wusste oder dass er es nicht zugibt. Noch dazu wo es in den USA schon früher aufgeflogen ist und es schon andere Zeugenaussagen gibt.


RH

27.01.2017 - 18:11 Uhr

ISO Schikane, Mystery-Shopping und -Mailing, Werkstatttests, Besuche unzähliger aufgeblasener VW-Aussendienstler (Verkauf, Großkunden, Service PKW + NFZ, Teiledienst, Leasing, Bank, Gewährleistung usw.), Auflagen zum Kauf überteuerter Spezialwerkzeuge, VAS-Tester die nur teuer sind und nichts können, Auflagen zum Bau neuer Arbeitsplätze für Fahrassistenzsysteme die nicht selten nur mit Werkstattanbauten umgesetzt werden können, eine Flut an Jahreswagen die den Markt kaputt machen und die Restwerte in den Keller sinken lassen... Das alles können die Herren in Wolfsburg. Selber im ganz großen Stil betrügen und uns vor Ort die Klagewelle zu Wandlungen und ähnlichem ausbaden lassen. Vielen Dank Herr Winterkorn, vielen Dank auch Herr Müller. Mir fehlen langsam echt die Worte. Vor allem wenn Pressemitteilungen raus gehen in denen zu lesen ist, dass auf Besprechungen keine Protokolle zu Teilnehmern und Themen geführt wurden...Wollen die Herren uns jetzt komplett verarschen? Jeder Händler der den ISO Prüfer nach allen Vorkommnissen noch in seine Geschäftsräume lässt, hat meiner Ansicht nach keinen Arsch in der Hose.


Dr Gaarden

30.01.2017 - 10:42 Uhr

Winterkorn wurde von seinem Management gerade dafür bewundert Weiler jede Schraube und jedes Kabel im Produkt kannte . Das Eis ist dünn Herr Winterkorn !


KHS

31.01.2017 - 16:51 Uhr

Mir tun die Kunden des VW-Konzerns leid. Nicht nur, dass ihnen Autos verkauft wurden, die zugesicherte technische Eigenschaften gar nicht besitzen. Sie werden auch die 'Zeche' für dieses gravierende Fehlverhalten von VW zahlen.Und auch die Mitarbeiter im Konzern bekommen das nachdrücklich zu spüren. Genau so die Vertragshändler und -Servicebetriebe.Aber ".... ist ja alles nicht so schlimm": Geld für Boni, Abfindungen etc. im eigenen Hause ist offenbar im Überfluss da.


PD

01.02.2017 - 12:37 Uhr

Dem Kommentar von RH ist eigentlich nichts, aber auch gar nichts hinzu zu fügen; das ist seit mehreren Jahren die Realität in den Autohäusern der VW Organisation!Insbesondere der Hinweis auf die aufgeblasenen VW Außendienstler hat mir sehr gut gefallen, diese Vollpfosten, die selbst nie das aktuelle Tagesgeschäft auch nur ansatzweise mitgemacht haben, wollen uns unseren Job mit Maßnahmen fern jeglicher Realität erklären!!!! Und die Verantwortlichen in den Autohäusern unterstützen diesen Unsinn auch noch, um sich ein Sprungbrett zum Hersteller klar zu machen! Wann wachen die Schlafmützen und Kofferträger in den Händlerbeiräten endlich mal auf und boykottieren die hirnrissigen Visionen eines Studienabgängers der beim Hersteller reich werden will????


Aschmu

01.02.2017 - 13:16 Uhr

@ KHS : Schmarrn - auch wenn ich den Dieselgute abgrundtief nicht gut heiße - KEIN KUNDE - NIEMAND - hat seinen Wagen nach NOx gekauft. Hand auf`s Herz. Mit viel Glück wissen Sie was Ihr Wagen en CO2 hat - und können mir VIELLEICHT noch den exakten CO2 Wert nennen... aber Nox - Fehlanzeige


K.l.

04.02.2017 - 11:38 Uhr

Der Kommentar von RH trifft es auf den Punkt!!! Hier kann ich nur noch noch ergänzend hinzufügen, dass der Handel mit einem Dealer Management System arbeiten muss, dass sich durch permanente Ausfallzeiten auszeichnet. Der Support durch die Herstellertochter kann bestenfalls als mangelhaft bewertet werden. Dies führt dauerhaft zu Mitarbeiter und Kunden Unzufriedenheit . VW hat sich den den letzten Platz bei der Händlerzufriedenheit zu Recht verdient. Weiter so!!!


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