Der VW-Betriebsrat hat klargestellt, dass mit ihm auch inmitten der anhaltenden Chipkrise und unsicheren Autokonjunktur mögliche weitere Sparrunden nicht zu machen sind. "Von unserer Seite bestünde derzeit keine Bereitschaft über die bestehenden Programme zur Kostensenkung hinaus", sagte die Vorsitzende Daniela Cavallo der Deutschen Presse-Agentur.
Im Herbst war eine erneute heftige Debatte über Sparüberlegungen von Konzernchef Herbert Diess entbrannt. Die Wogen haben sich mittlerweile geglättet - der Produktionsstau wegen der Halbleiter-Engpässe belastet VW jedoch weiterhin, in Wolfsburg soll deshalb bald der Großteil der Nachtschichten gestrichen werden.
"Wir haben unsere Pläne, wir besprechen unser Vorgehen gemeinsam", so die Betriebsratschefin. "Daran werden wir weiter arbeiten. Das Bestehende reicht aus, jetzt entscheidet die konsequente Umsetzung." Dass Effizienz und Produktivität nur im Rahmen vorhandener Absprachen verbessert werden sollen, sehe auch Finanzchef Arno Antlitz so. Eine Beschäftigungsgarantie gilt im Kern bis 2029. Verglichen mit etlichen Konkurrenten hatte die VW-Hauptmarke viele Jahre eine mäßige Rendite.
Hoffnung auf Verständnis der Belegschaft
Im Aufsichtsrat wurde verhandelt, dass die festen Kosten bis 2023 um fünf Prozent sinken. Personalvorstand Gunnar Kilian sagte, auch dieses Ziel werde weiter verfolgt - dafür müsse die Belegschaft Verständnis haben. "Manche unserer Wettbewerber zeigen, wie wichtig niedrigere Fixkosten gerade bei Auslastungsschwankungen sind. Da müssen wir uns noch besser aufstellen. Erste Erfolge konnten wir bereits einfahren."
Programme wie die "Roadmap Digitale Transformation" von VW hätten als Rahmen Bestand. "Neue Vereinbarungen braucht es nicht", erklärte Kilian. Zur derzeitigen Kommunikation mit Diess über Kostenziele meinte Cavallo nach dem Streit 2021: "Wir arbeiten zusammen. Die Themen, die auf dem Tisch liegen, werden gemeinsam besprochen."
Betriebsräte hatten von der Konzernleitung gefordert, insbesondere die Zukunft des Heimatsitzes im Wettkampf mit dem US-Rivalen Tesla strategisch abzusichern. Die Amerikaner haben in Grünheide bei Berlin eine Fabrik hochgezogen, kaum mehr als 200 Kilometer entfernt. In Wolfsburg soll ab 2024 nun unter anderem eine Vollproduktion des E-Autos ID.3 hinzukommen, das bisher vor allem im Werk Zwickau gebaut wird. 2026 folgt dann das künftig zentrale Modell Trinity in einer angegliederten Fabrik. In das neue Wolfsburger Entwicklungszentrum "Campus Sandkamp" investiert Volkswagen rund 800 Millionen Euro.
Weitere Zusagen in den Startlöchern
Diese seien auch für konventionelle Antriebe gegeben worden, sagte Cavallo. "Es ist klar, dass wir das europäische Volumen des Tayron nach Wolfsburg holen." Der SUV war in China gestartet. "Es wird einen Nachfolger für den Tiguan geben", ergänzte sie. "Und es wird einen Nachfolger für den aktuellen Golf geben. Es ist also nicht so, dass die Verbrenner-Welt kurzfristig ad acta gelegt wird. Uns war es wichtig, die Flexibilität während des Übergangs herzustellen."
Wolfsburg sei verglichen mit Zwickau, Emden und Hannover "später dran auf dem Weg zur E-Mobilität". Dafür werde die Zentrale mit Benzinern, Dieseln und Hybriden sowie Fahrzeugen auf den Elektro-Plattformen MEB und künftig SSP "so breit aufgestellt wie kein anderer Standort".
Nach Ansicht Kilians sind die wesentlichen Entscheidungen für die Modellplanung und -belegung der Fahrzeugfabriken mit den letzten Investitionsrunden getroffen, "bis auf Osnabrück". Ob im Anschluss an Salzgitter eine zweite der sechs europäischen VW-Batteriezellwerken in Deutschland angesiedelt werde, sei nicht entschieden. Es werde "auch davon abhängen, ob und wie sich Deutschland für eine Förderung einsetzen möchte. Das ist eine Frage, welche die Bundesregierung beantworten muss." Cavallo forderte: "Eine zweite Zellfabrik muss nach Deutschland. Aber ein Selbstläufer ist das natürlich nicht, ohne die nötige Wirtschaftlichkeit wird es nicht gehen."