Der Übernahmepoker um Opel wird nach Einschätzung des Betriebsrats noch vor der Bundestagswahl Ende September zugunsten von Magna entschieden sein. "Ich gehe davon aus, dass es innerhalb der nächsten wenigen Wochen zu einer Einigung zwischen einem Investor und General Motors kommen wird", sagte Opel- Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz in Frankfurt. Es gebe keine Alternative zu Magna, erklärte Franz am Mittwochabend. Auch die gemeinsam mit dem österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna angetretene russische Sberbank sieht in anderen Bietern derzeit keine Konkurrenz. "Die Wahl ist getroffen. Es geht nun darum, dass wir uns auf die Details des Geschäfts einigen", sagte der Vorstandschef des größten russischen Geldinstituts, German Gref, am Donnerstag in Moskau. Magna-Chef Siegfried Wolf strebt den Abschluss zum 15. Juli an. Danach würden der Geschäftsplan erarbeitet und letzte Details geklärt, sagte Franz. "Ich erwarte, dass die neue Company vor der Bundestagswahl (27. September) steht." Magna will mit seinen russischen Partnern die Mehrheit an Opel übernehmen. Franz widersprach Berichten über ein angeblich nachgebessertes Angebot des Finanz-Investors RHJ International: "Das stimmt nicht", sagte er nach einem Telefonat mit dem Firmenchef von RHJ. Franz warf dem Finanzinvestor vor, mit geringem Eigenkapital einsteigen und massiv Arbeitsplätze abbauen, das Risiko aber dem Staat aufbürden zu wollen. RHJ International hatte am Mittwoch mitgeteilt, seinen Verlust im Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr 2008/09 auf rund eine Milliarde Euro mehr als verdoppelt zu haben. Auch der chinesische Autobauer Beijing Automotive Industry Corp. (BAIC) ist für Franz kein ernsthafter Bieter. "Das sind sehr liebenswerte Menschen, die alles garantieren. Aber die wollen nur Technologie und haben überhaupt keine Erfahrung auf dem globalen Automarkt." Aus den Umfeld von General Motors in den USA verlautete indes, dass GM weiter Gespräche auch mit BAIC und RHJ führt. Dem Onlinedienst des "Wall Street Journal" zufolge beabsichtigen die Chinesen in den nächsten Tagen eine detaillierte Offerte für Opel vorzulegen. Magna will Opel-Rückkaufoption nicht zustimmen Zu den schwierigsten Punkten in den Verhandlungen mit Magna zählt Franz, dass GM eine Rückkaufoption für Opel verlangt habe. Magna-Vorstandschef Wolf hatte zu Wochenbeginn gesagt, dieser Forderung werde sein Unternehmen sicher nicht zustimmen. Auch über den Plan des Zulieferers, von GM das Exklusivrecht für das Russland-Geschäft zu übernehmen und die Marke Chevrolet in Russland zu produzieren und vertreiben zu können, ist laut Franz noch keine Einigung erzielt worden. Hingegen sei entschieden, dass Magna im Falle eines Einstiegs die Pensionsverpflichtungen von vier Milliarden Euro bei Opel übernehmen werde.
Betriebsrat: Neue Opel-Gesellschaft startet vor der Wahl
Für Betriebsratschef Klaus Franz ist der Übernahmepoker in den nächsten Wochen entschieden. An Bieter-Favorit Magna führt aus seiner Sicht kein Weg vorbei. In den Verhandlungen mit GM seien aber noch einige Punkte ungeklärt.
Horst Brand